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Digitale Gebäudeplanung 14.02.2022, 12:04 Uhr

Von 5000 auf 50 relevante BIM-Parameter vereinfacht

Der Herstellerverband „Products for BIM“ unterstützt beim Einstieg in die digitale Bauplanung auch durch die Vereinheitlichung von Parametern bei BIM-Modellen. Daneben fördert er den Austausch von Erfahrungen und Know-how und die Weiterentwicklung von BIM.

BIM ermöglicht es, digital erstellte Gebäude zu „begehen“, indem etwa VR-Brillen genutzt werden, sodass die Beteiligten noch vor Fertigstellung einen sehr realistischen Eindruck vom Gebäude bekommen. Foto: Efaflex

BIM ermöglicht es, digital erstellte Gebäude zu „begehen“, indem etwa VR-Brillen genutzt werden, sodass die Beteiligten noch vor Fertigstellung einen sehr realistischen Eindruck vom Gebäude bekommen.

Foto: Efaflex

Building Information Modeling (BIM) ermöglicht die realistische Darstellung eines Gebäudes in der CAD-Software und verhindert – dank der Möglichkeit zur automatischen Kollisionsprüfung – Fehler noch vor Baubeginn. Aufgrund fehlender Standards wurden Architekten und Planer jedoch teilweise mit Tausenden von Parametern konfrontiert.

Unterschiedliche Bezeichnungen erschweren den Vergleich

Denn um den hohen Wert ihrer Produkte herauszustellen, hatten die viele Hersteller ihre BIM-Informationen mit möglichst vielen Parametern ausgestattet. Darüber hinaus fehlten einheitliche Bezeichnungen: Während der eine Hersteller beispielsweise die lichte Höhe als „Bauhöhe“ benannte, gab der andere dafür die „Durchfahrtshöhe“ an. Durch die schiere Menge von rund 5000 unterschiedlichen Parametern und Bezeichnungen waren Vergleich und Auswahl eines passenden Modells nahezu unmöglich, was die Planung für BIM-Nutzer erheblich erschwerte.

Um eine Standardisierung der Parameter zu erreichen, setzten sich jedoch Hersteller innerhalb des Verbands „Products for BIM“ zusammen. Der vor fünf Jahren gegründete Verband, der unter dem Dach des Bundesverbands Bausysteme e.V. geführt wird, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Bauprodukte-Herstellern den Einstieg in BIM zu erleichtern und arbeitet auf verschiedenen Ebenen daran.

Parameter drastisch vereinheitlicht und reduziert

Am Ende einigte man sich auf eine Liste, die zum Beispiel im Bereich von Toren nur noch etwa 50 Parameter und einheitliche Bezeichnungen anstatt mehrerer Tausend enthält. „Planer und Architekten können sich nun bei den Toren darauf verlassen, dass beispielsweise Angaben für Laufrichtung, Durchfahrtsmaß und Wärmedurchgangskoeffizient miteinander vergleichbar sind und nicht jeder Hersteller unterschiedliche Maßstäbe für die Angabe der Werte ansetzt“, erklärt Jan Hauffe, Head of Product Management bei der Efaflex Tor- und Sicherheitssysteme GmbH & Co. KG in Bruckberg (Niederbayern).

Mit BIM-Anforderungen Schritt halten

Die Einigung auf einheitliche Parameter ist dabei nur eines von vielen Zielen, die Unternehmen im Verband verfolgen. Denn BIM stellt zum einen sehr hohe Anforderungen an die betriebsinterne IT-Abteilung, wodurch Betriebe beim ersten Kontakt mit dem System oftmals überfordert sind. Zum anderen ändern sich kontinuierlich die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die auch BIM betreffen, wie etwa das Gebäudeenergiegesetz.

Unternehmen müssen sich deshalb viele Fragen beim Einstieg in BIM stellen, etwa zur Auswahl passender Dateiformate, zur generellen Vorgehensweise bei der Erstellung von BIM-Modellen oder zu Schnittstellenanforderungen. Nach den Erfahrungen insbesondere mit Großbauprojekten, die bisher häufig ohne BIM geplant wurden, steht außerdem die Anforderung im Raum, dass umfassende Infrastrukturprojekte in Deutschland zukünftig verpflichtend mit BIM geplant und realisiert werden müssen, um Kosten und Bauzeit besser kontrollieren zu können. Diese Verpflichtungen zur BIM-Methode werden vermehrt weltweit von staatlicher Seite vorgegeben – es gilt also vorbereitet zu sein.

Nach und nach sind auch weitere Dimensionen, etwa Produktkosten, Montagezeiten oder ökologische Angaben wie Energieverluste über die Nutzungsdauer denkbar. Ebenso wird bereits viel darüber debattiert, wie sich Themen wie Predictive Maintenance, also zum Beispiel die intelligente Vernetzung von Toren, in die digitale Gebäudeplanung integrieren lassen.

BIM-Planung schafft Voraussetzung für digitale Zwillinge

„Eine durchdachte und möglichst kollisionsfreie BIM-Planung setzt voraus, dass die später im Gebäude verbauten Materialien wie Türen, Fenster oder auch die Inneneinrichtung als detailgetreue digitale Zwillinge vorliegen“, so Hauffe weiter. Efaflex erstellt dafür digitale Zwillinge ihrer Tore und reichert sie mit zusätzlichen Informationen an. „Wir bieten sie in verschiedenen Sprachen und den einschlägigen Dateiformaten wie zum Beispiel Revit, AutoCAD und ArchiCad kostenlos zum Download an.“

Für eine bessere Vergleichbarkeit der Modelle haben sich Unternehmen im Verband „Products for BIM“ für die Standardisierung von Parametern eingesetzt.

Foto: Efaflex

Planer und Architekten können sie anschließend direkt von der weltweit von Architekten und Planungsbüros genutzten, digitalen Plattform BIMobject in ihre CAD-Software herunterladen.

Neue Mitgliedsunternehmen sind willkommen

Eine Kooperation in Verbänden und mit Unternehmen erleichtert nach Ansicht von Hauffe den Einstieg in BIM enorm und schont durch den Erfahrungsaustausch betriebsinterne Ressourcen. „Neue Mitgliedsunternehmen, vollkommen unabhängig davon, wie viel Erfahrung sie bereits mit BIM haben, sind jederzeit bei ‚Products for BIM‘ willkommen“, ist sich Hauffe sicher.

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Von Efaflex / Karlhorst Klotz