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Gebäudeverkleidung 23.01.2023, 15:05 Uhr

Die baulich anspruchsvolle Fassade des Hamburger Montblanc-Hauses

In Hamburg hat der Schreibgerätehersteller Montblanc eine Dauerausstellung errichtet. Die aufwendig gestaltete schwarze Fassade stellte die Verantwortlichen vor große Herausforderungen, die sie unter anderem mit einer Glasfaserbewehrung lösten.

Gebäudeform und Fassadenfarbe sind an die Verpackung eines klassischen Montblanc-Füllers angelehnt. Foto: Solidian / Roland Halbe

Gebäudeform und Fassadenfarbe sind an die Verpackung eines klassischen Montblanc-Füllers angelehnt.

Foto: Solidian / Roland Halbe

Montblanc, ein Hersteller hochwertiger Schreibgeräte, hat 2022 in Hamburg eine Dauerausstellung eröffnet. Der dreigeschossige Neubau befindet sich direkt neben dem Hauptsitz des Unternehmens und stellt auf einer Fläche von 3.600 Quadratmeter die Geschichte des Herstellers sowie dessen Produkte aus.

Bei der Konzeption des Objektes waren international bekannte Planer beteiligt: Während das Büro Nieto Sobejano Arquitectos für den architektonischen Entwurf verantwortlich war, übernahm das Büro Werner Sobek die Planung der technischen Gebäudeausrüstung, des Tragwerks und der Fassade, die Besucherinnen und Besucher schon vor dem Betreten des Objekts darauf einstimmen soll, was sie im Inneren erwartet. Betonfertigteilelemente zeigen auf der Süd-, West- und Ostfassade neben dem Firmenlogo auch ein Relief jenes Berges, dem das Unternehmen seinen Namen verdankt – dem Mont Blanc. Zudem erinnern die Form des Gebäudes sowie die besondere Fassadenfarbe an die historische Verpackung der Schreibgeräte, die in der Ausstellung gezeigt werden.

Aufwendige Gestaltung, enorme Größe

Die W+P Gesellschaft für Projektrealisierung mbH betreute und koordinierte die über 60 am Bau beteiligten Gewerke. Das Bauunternehmen G. Büter übernahm die Rolle des Generalunternehmers und beauftragte das Fertigteilwerk BWE-Bau mit dem Erstellen, dem Transport und der Montage der Fassadenelemente – eine anspruchsvolle Aufgabe. Denn dies bedeutete, dass 315 Fertigteilplatten geschaffen werden mussten, die eine Größe von bis zu 2,7 x 9,0 Meter erreichen und von denen viele mit einer Geometrie versehen sind, die sich auf keiner anderen Platte wiederholt. Zudem wurde das Team des Fertigteilwerks vor die Herausforderung gestellt, die Platten mit drei unterschiedlichen Relief-Arten herzustellen, die an manchen Stellen bis zu 13,5 Zentimeter hoch sind.

Zusammen mit der notwendigen Betonüberdeckung des Bewehrungsstahls hätte das eine Plattendicke von etwa 7 bis 10 Zentimeter und für die erforderliche Verankerungstiefe der Fassadenbefestigung eine noch höhere Plattenstärke zur Folge gehabt. Gleichzeitig war allerdings vorgegeben, dass das Gewicht der Fassade möglichst gering sein sollte.

Spezieller Aufbau der Fassadenfertigteilelemente

Deshalb entschieden sich die Mitarbeitenden des Planungsbüros Sobek für einen dreiteiligen Aufbau der Fassadenfertigteilelemente:

  • Relief,
  • eine drei Zentimeter dicke (Basis-/Umverteilungs-) Platte für das Relief und
  • Stege sowie Aufdickungen, in die die Fassadenaufhängung integriert ist und die der Platte darüber hinaus zusätzliche Stabilität verleihen sollten.

Ferner sahen die Ingenieure zwei unterschiedliche Betonrezepturen innerhalb eines Elements vor. Die ersten beiden Teile wurden mit Leichtbeton gefertigt, bei den Stegen kam dagegen Normalbeton zum Einsatz – eine ungewöhnliche Kombination, die jedoch mehrere Vorteile hat: Denn angesichts der schwarzen Beschichtung der Fassadenelemente war abzusehen, dass sich diese unter Wärmeeinwirkung ausdehnen. Doch dank der beiden Betonrezepturen konnte die Wärmedehnzahl reduziert und gleichzeitig die Zugfestigkeit der Elemente erhöht werden.

Neben den Fassadenplatten war auch der 3 bis 6 Meter große Rücksprung eine Herausforderung für die Mitarbeiter des Büros Sobek.

Foto: Solidian / Roland Halbe

Stahlarmierung plus Glasfasergewebe

Auch bei der Bewehrung der Fassadenelemente gab es Unterschiede: Während die Stege und teilweise das Relief mit einer normalen Bewehrung versehen waren, erhielten die Platten zusätzlich eine textile Bewehrung: das Grid von Solidian. Hierbei handelt es sich um ein Gittergewebe aus epoxidharzimprägnierten Glasfasern. Es hat den Vorteil, dass es nicht korrodiert, eine bis zu zweimal höhere Zugfestigkeit (charakteristische Zugfestigkeit > 1.100 N/mm²) als klassische Stahlmatten hat und extrem leicht ist.

Der Hersteller hat sich auf die Fertigung nicht metallischer Bewehrung spezialisiert, wobei er seinen Kunden auch in der Planungsphase zur Seite steht. Außer in der Standardabmessung von 6,0 x 2,30 Meter wird das Produkt auf Anfrage auch in anderen Abmessungen und als dreidimensional geformte Elemente geliefert.

Beim Montblanc-Haus wurde das Produkt eingesetzt um die Rissbreite zu begrenzen und so die Möglichkeit zu schaffen, die 3 Zentimeter dicken Platten ohne Stahlbewehrung beziehungsweise überhaupt auszuführen. Der statische Nachweis erfolgte anhand einer unbewehrten Betonplatte. So konnte das Gewicht der Fassadenplatten zusätzlich – unter Einhaltung der üblichen Regeln der Technik – möglichst dünn und leicht gehalten werden.

Die 2800 Quadratmeter große Fassade des Montblanc-Besucherzentrums ist mit einem geschichteten Relief ausgebildet, das hinterleuchtet ist und in den dunklen Stunden der Gebäudehülle ein noch spektakuläreres Erscheinungsbild verleiht.

Foto: Solidian / Daniel Schäfer

Eröffnung mit etwa 300 Gästen

Im Jahr 2022 wurde das Montblanc-Haus samt Meetingräumen, Schreib-Ateliers, dem Markenarchiv, einer Boutique und einem Café eröffnet. Nun können die Besucher nicht nur im Gebäude, sondern schon davor eine spektakuläre Architektur genießen. Zur Einweihung des Objektes waren rund 300 Gäste aus Politik, Kunst und Kultur eingeladen.

Von Solidian