Zum E-Paper
Baustoffe 25.11.2021, 09:51 Uhr

Bauchemie-Preise steigen

Die gesamte Bauchemieindustrie ist von dramatischen Kostensteigerungen und Rohstoffverknappungen betroffen. Beide Trends verschärfen sich, sodass nun mit Preisanstiegen zu rechnen ist.

Anfang 2021 hatte die Deutsche Bauchemie erstmals über Lieferengpässe und Preissteigerungen berichtet. Inzwischen hat sich die Situation deutlich verschärft. Foto: Deutsche Bauchemie

Anfang 2021 hatte die Deutsche Bauchemie erstmals über Lieferengpässe und Preissteigerungen berichtet. Inzwischen hat sich die Situation deutlich verschärft.

Foto: Deutsche Bauchemie

Schon im Januar hatte der Industrieverband Deutsche Bauchemie vor Lieferengpässen und Preissteigerungen bei Epoxidharzprodukten gewarnt. Nun weitet sich die kritische Situation aus. Beispiel Betonzusatzmittel: Nach Angaben des Industrieverbands, der 130 Mitgliedsunternehmen vertritt, haben die Hersteller in dem Glauben, dass sich die Situation entspannt, in den ersten Monaten dieses Jahres die Kostensteigerungen nur moderat weitergegeben. Nachdem sich die Situation weiterhin zuspitzt und ein Ende der Entwicklungen nicht zu erwarten sei, müsse sich die Betonindustrie nun über alle Rohstoffgruppen bei Betonzusatzmitteln auf signifikante Preiszuschläge einstellen.

Rohstoffe und Energie immer teurer

Seit Anfang des Jahres kämpfen Chemie und Bauchemie mit Lieferengpässen bei zahlreichen Rohstoffen und daraus folgend mit stark steigenden Beschaffungskosten. So haben sich die Preise für Melaminharze seit letztem Jahr verdoppelt, die Preise für Acrylsäuren, die ein wesentlicher Rohstoff zur Herstellung von Polycarboxylat­ether (PCE) sind, sogar verdreifacht. Der Rohölpreis liegt doppelt so hoch wie noch vor 12 Monaten, der Preis für Rohbenzin, dem wichtigsten Rohstoff der Chemieindustrie insgesamt, ist im Vergleich zum Vorjahr sogar um 62 % auf rund 580 Dollar je Tonne gestiegen.

Im dritten Quartal 2021 hat die Zellstoffindustrie den Verarbeitern eine Erhöhung der Preise für Lignine um ca. 50 % kommuniziert, da Lignine als alternativer Brennstoff neu bewertet wurden. Auch bei Naphthalin sind nie da gewesene Verknappungen und Preiserhöhungen zu verzeichnen.

Auch Dichtstoffe sind rar und teuer

Eine ähnliche Situation gibt es bei Dichtstoffen. So sind beispielsweise Silikone, Polyurethane und Polysulfide für die weiterverarbeitenden Hersteller nur noch unter erschwerten Umständen zu bekommen und wenn, dann zu extrem hohen Preisen. Beklagt wird vor allem der Mangel an Siliziummetall, dem wichtigsten Rohstoff für Silikonpolymer und Silikonöl.

Die massiven Preiszuwächse können die Unternehmen allein nicht auffangen, argumentiert die Deutsche Bauchemie, und müssen sie zum Teil an den Markt weitergeben. Dies gelte auch im Bereich der Trockenmörtelhersteller; hier steigen die Preise für Dispersionspulver und beim Zement; unter anderem wirkt sich die höhere CO2-Abgabe aus, deren schrittweise Erhöhung ja bereits feststeht.

Noch keine Entspannung in Sicht

Die Branche kämpfe daher insgesamt mit einer bisher nicht gekannten Unsicherheit für eine ausreichende Versorgung mit den genannten Rohstoffen. Mit einer Entspannung auf dem Rohstoffmarkt sei auch in absehbarer Zukunft nicht zu rechnen. Der steigende Rohstoffkostenindex deute eher darauf hin, dass sich die Lage im Jahr 2022 weiter verschärfen wird und die hohen Rohstoffpreise zur neuen Normalität werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Rund 10 Prozent realer Preisanstieg beim Bauen – Entspannung 2022?

Aktuelle Meldungen aus der Baubranche

Von Deutsche Bauchemie / Karlhorst Klotz