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Spritzbeton-Tagung 17.01.2022, 07:56 Uhr

Vielfältiger Baustoff mit weiterem Potenzial

Eine Übersicht und Dokumentation in Bildern der 13. Spritzbeton-Tagung, die wegen der Pandemie verschoben worden war und im Oktober 2021 in Österreich stattfand.

Spritzbetonauftrag der Innenschale auf PVC-Abdichtung beim Bau des Plymouth Tunnels in Maryland. Die Bewehrung wird auf Tragbögen verlegt. Foto: BeMo Tunnelling / N. Fügenschuh

Spritzbetonauftrag der Innenschale auf PVC-Abdichtung beim Bau des Plymouth Tunnels in Maryland. Die Bewehrung wird auf Tragbögen verlegt.

Foto: BeMo Tunnelling / N. Fügenschuh

220 Teilnehmer trafen sich am 19. und 20. Oktober 2021 in Alpbach/Tirol unter Hygieneauflagen in Präsenz zum fachlichen Austausch über die Weiterentwicklung des Baustoffs, des Betonierverfahrens und der Bauart. Veranstalter ist nun die Österreichische Bautechnik Vereinigung (ÖBV), die die Tagungsreihe von Prof. Wolfgang Kusterle in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen weiterführt.

Verabschiedung von Prof. Wolfgang Kusterle (rechts) durch Dipl.-Ing. Michael Pauser, den Geschäftsführer der Österreichischen Bautechnik Vereinigung.

Foto: ÖBV / B. Kronfuß

Die Tagung konnte dank der Hygieneauflagen (3G und Abstand zwischen den Sitzplätzen) sicher in Präsenz durchgeführt werden.

Besucher der Spritzbeton-Tagung 2021 mit „Respektabstand“.

Foto: ÖBV / B. Kronfuß

Endlich persönlicher Kontakt in den Pausen mit Ausstellung.

Foto: ÖBV / B. Kronfuß

Der größte Block an Vorträgen beschäftigte sich mit der Untersuchung verschiedener Spritzbetoneigenschaften. Fünf der Beiträge präsentierten Ergebnisse des österreichischen Forschungsprogramms ASSpC (Entwicklung neuer dauerhafter und nachhaltiger Spritzbetone), das durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG und die Österreichische Bautechnik Vereinigung (ÖBV) gefördert wurde.

Messung der Pumpbarkeit von Nass-Mischgut mit dem Gleitrohrrheometer. Bei unterschiedlicher Belastung wird der Druck am Anschlag und die Geschwindigkeit des über den Betonpfropfen herabgleitenden Rohres gemessen.

Foto: Schleibinger Geräte / M. Greim; OTH Regensburg / M. Thumann und TU Graz / J. Juhart

Entwicklungspotenzial beim Nassspritzverfahren

Beiträge zum Pumpverhalten mit Ergebnissen aus Druckmessungen und neuen Frischbetonprüfverfahren („Sliper-Rheometer“, siehe Bild oben), zur Abstimmung der Materialströme und zu mehreren (optischer und chemischer) Möglichkeiten der Visualisierung eventueller Spritzfehler zeigten das offene Entwicklungspotenzial bei den derzeitigen Nassspritzgeräten auf.

Falschfarbenbild der Fluoreszenzanalysen von neun Bohrkernen, entnommen aus einer Spritzkiste. Drei Lagen können durch den Tracerstoff Uranin unterschieden werden.

Foto: TU Graz / M. Sakoparnig

Denn Lagenbildung im aufgebrachten Spritzbeton kann nicht nur durch unsachgemäße Düsenführung, sondern auch durch nicht optimal aufeinander abgestimmte Förderströme des Mischguts und des Erstarrungsbeschleunigers entstehen.

Druck in der Betonförderleitung (Pumpenauslass), der Hydraulikleitung und in der EB-Leitung (Erstarrungsbeschleuniger) einer typischen Nassspritzmaschine.

Foto: TU Graz / J. Juhart und OTH Regensburg / J. Flotzinger

Zusätzlich wurde eine Methode der Bestimmung des effektiven Erstarrungsbeschleunigergehalts im aufgebrachten Spritzbeton auf Basis von LIPS (Laserinduzierte Plasmaspektroskopie) präsentiert.

Abdichtung permanenter Innenschalen

Die Abdichtung permanenter Innenschalen wurde mehrfach diskutiert: Einerseits als Spritzauftrag auf Folienisolierung im Neubau beim Plymouth Tunnel in Maryland (siehe Titelbild ganz oben) und bei der Instandsetzung des Tunnels Dürnstein in Niederösterreich (wo als letzte Schicht weißer Spritzmörtel aufgetragen wurde)

Generalinstandsetzung des Tunnels Dürnstein in Niederösterreich mit Folienabdichtung und Spritzbeton sowie an den Ulmen mit einer Schicht weißen, kunststoffmodifizierten Spritzmörtels als Alternative zu herkömmlichen Tunnelbeschichtungen.

Foto: Vogl Plus / G. Vogl

Anderseits kam die Abdichtung permanenter Innenschalen durch internationale Beispiele und im ITAtech Report „Permanent Sprayed Concrete Linings“ zur Sprache sowie bei der Instandsetzung des Selzthaltunnels.

Ästhetische Anforderungen galt es mit Spritzbetonen bei der Generalinstandsetzung von Viadukten der ehemaligen preußischen Bahn im polnischen Gorzów zu erfüllen.

Einbringung von Verzierungsrillen in den frischen Spritzmörtel in den unteren Bereichen der Gewölbe der Eisenbahnviadukte in Gorzów, Polen.

Foto: SPB Torkret / W. Czajka

Die Bögen wurden etwa 1910 erstellt; die Instandsetzung fand 2018 statt.

Foto: SPB Torkret / W. Czajka

Bereiche mit beschädigten Bossierungen vor und nach der Instandsetzung der Eisenbahnviadukte in Gorzów, Polen, mit Spritzbeton.

Foto: SPB Torkret / W. Czajka

Baujahr der Bögen ist etwa 1910, die Instandsetzung erfolgte 2018.

Foto: SPB Torkret / W. Czajka

Weitere im Tagungsbericht diskutierte Themen

  • Einfluss von Erstarrungsbeschleunigern und anderen Additiven
  • Dauerhaftigkeit von Spritzbeton (z.B. im norwegischen Forschungsprojekt Supercon)
  • Geopolymerbeton- und UHPC-Weiterentwicklung
  • Spritzbarer Geopolymerbeton als Brandschutzcoating
  • Ultra-Hochleistungs-faserverstärkter Spritzbeton (UHFSB) zum Einsatz bei Stahlbetonverstärkungen und Instandsetzungen
  • Stahlfaser-Verwendung und Qualitätssicherung

Von Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Wolfgang Kusterle