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Bauschutt-Recycling 21.08.2023, 13:00 Uhr

Bauabfälle effektiv wiederverwerten

220 Millionen Tonnen mineralische Bauabfälle kamen laut Umweltbundesamt 2020 alleine in Deutschland zusammen. Damit diese Ressource weiter genutzt werden kann, fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) das Start-up Optocycle aus Tübingen. Sie haben ein System entwickelt, das per Kamera und künstlicher Intelligenz (KI) Bauabfälle klassifiziert.

Teamfoto Startup Optocycle

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt mit ihrer Förderung das von Max-Frederick Gerken und Lars Wolff (v.l.) entwickelte System zum Bauschutt-Recycling.

Foto: Optocycle

Beton, Ziegel, Kunststoff, Keramik und Metall: unterschiedlichste Baustoffe, bei deren Herstellung Ressourcen und Energie verbraucht und Treibhausgase freigesetzt werden. „Allein auf die Zementproduktion – ein wichtiger Bestandteil von Beton – entfallen derzeit etwa acht Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen“, sagt Franz-Peter Heidenreich, der Leiter des DBU-Referats Wasser, Boden und Infrastruktur. Beim Abriss von Gebäuden oder Aufriss von Straßen entsteht Bauschutt aus vielen unterschiedlichen Materialien, den sogenannten Stoff-Fraktionen. Meist wird der Bauschutt per Lkw zu einem Entsorgungsbetrieb transportiert. Dort wird ohne digitale Hilfsmittel klassifiziert. Das führt meist dazu, dass der Bauschutt beim Straßen- oder Deponiebau wieder zum Einsatz kommt oder zum Verfüllen von stillgelegten Tagebauen genutzt wird. „Dabei ließe sich das Potenzial zum Einsparen von Rohstoffen und Treibhausgas-Emissionen durch ein Wieder- und Weiterverwerten im Hochbau viel mehr ausschöpfen“, so Heidenreich und erklärt weiter: „Ein automatisches Sortieren der Bauabfälle nach recycelbaren und schadstoffarmen Materialien könnte Kosten einsparen, wäre präziser und ganz im Sinne einer echten Kreislaufwirtschaft.“ Seiner Meinung nach könnten bestimmte Bauschutt-Bestandteile für Recyclingbeton oder Dämmstoffe genutzt werden.

Künstliche Intelligenz vereinfacht Bauschutt-Recycling

Das Start-up Optocycle hat ein System entwickelt, dass unterschiedliche Stoff-Fraktionen erkennt. Damit sollen aus den Abbruchmaterialien wieder hochwertige Produkte entstehen. „Zuerst nehmen Kameras Bilder des Bauschutts auf, zum Beispiel von einer Lkw-Ladung oder einem Förderband“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Max-Frederick Gerken. Durch die optische Auswertung der Bilder, die mithilfe künstlicher Intelligenz stattfindet, bestimmt die entwickelte Software die Zusammensetzung des Materials. Die DBU hat dieses Verfahren und das Start-up mit etwa 109.000 Euro durch die DBU-Green-Start-up-Förderung unterstützt. Das System können Abbruchunternehmen, Entsorgungsbetriebe oder Rohstoffproduzenten anmieten oder kaufen, dann wird es in die üblichen Fahrzeuge montiert.

Pilotanlage im Einsatz

Eine Optocycle-Pilotanlage ist bereits im Betrieb. Zum Einsatz kommt sie auf dem Gelände von Walter Feeß, der sein Unternehmen in der Nähe von Stuttgart hat und 2016 von der DBU für seinen Einsatz zum Recycling-Beton mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet wurde. Vor Ort unterstützt das System, eingebaut an der Einfahrtswaage, die Mitarbeitenenden bei der Analyse und Sortierung der Stoff-Fraktionen. „Durch genaue Aussagen über die Zusammensetzung von Bauschutt ermöglicht unsere Technologie eine optimale Nutzung von Abbruchmaterial“, sagt Gerken. Dadurch wird viel Material wieder in die Kreislaufwirtschaft zurückgeführt und Ressourcen werden effizienter genutzt. Gerken meint auch, dass dadurch der Verbrauch von Rohstoffen und Abfall reduziert werde. Heidenreich ergänzt: „Zudem könnte das Vorhaben des Start-ups Optocycle durch die im August in Kraft getretene Ersatzbaustoffverordnung für Entsorgungsfirmen interessant werden, zum Beispiel bei Annahme- und Qualitätskontrollen.“

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Von DBU / Heike van Ooyen