Das sind Deutschlands reichste Selfmade-Milliardäre
Deutschlands Superreiche haben ihr Vermögen meist geerbt. Über Generationen hat die Familie enorme Gelder angehäuft. Doch einige wenige wurden innerhalb eines Arbeitslebens zu Milliardären. Darunter auch ein Ingenieur.
SAP-Mitgründer Hasso Plattner ist bis heute größter Einzelaktionär von Europas wertvollstem börsennotierten Konzern.
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Die Zahl der Milliardäre in Deutschland steigt jedes Jahr weiter. 171 sind es in diesem Jahr, die nach Angaben des US-Magazins Forbes ein Vermögen von mindestens 1 Mrd. $ besitzen. Doch mit harter Arbeit hat das meist wenig zu tun. 129 Personen haben nach einer Analyse des Berliner Instituts DataPulse ihren Reichtum geerbt.
Deutschlands Milliardäre: Von Schwarz über Kühne bis Albrecht
Ganz vorne in der Liste der Milliardäre steht Lidl-Erbe Dieter Schwarz mit 41,4 Mrd. € Vermögen vor Klaus-Michael Kühne, der die Logistikfirma seines Vaters übernahm und mit 33,4 Mrd. € geführt wird. Auch die BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt (je 22,4 Mrd. €) sowie die Aldi-Erben Theo Albrecht Junior, Beate Heister und Karl Albrecht Junior mit Vermögen um die 14,3 Mrd. € gehören zu den zehn reichsten Deutschen.
Demgegenüber stehen aber 42 Milliardäre, deren Reichtum eben nicht schon auf dem ihrer Väter oder Großväter beruhte, sondern die ihr jeweiliges Geschäft selbst aufgebaut haben. Zu den reichsten unter ihnen gehören:
Reinhold Würth – 29,8 Mrd. €
Der 90-jährige Schwabe ist insgesamt der drittreichste Deutsche. In den Medien wird er oft als „Schraubenkönig“ bezeichnet, denn sein Vermögen beruht auf dem nach ihm benannten Handelsunternehmen Würth, dessen Hauptprodukt eben Schrauben sind. Ganz allein hat er das Imperium freilich nicht aufgebaut. Seine Eltern Alma und Adolf gründeten 1945 eine Schraubengroßhandlung in Künzelsau, einem Ort nahe Heilbronn, der auch heute nur rund 17.000 Einwohner zählt. Kunden waren zu diesem Zeitpunkt vor allem Schreiner und Metallhandwerker. Vier Jahre später stellte sein Vater Reinhold mit damals 14 Jahren als Lehrling an und meldete ihn dafür von der Schule ab.
Der heutige Milliardär übernahm das Geschäft nur wenige Jahre später, denn Reinholds Vater starb, als der Sohn gerade 19 Jahre alt war. Weil damals die Volljährigkeit erst mit 21 Jahren erreicht wurde, musste Reinhold noch zwei Jahre warten. Ab dann machte er aus dem Kleinstadt-Handel ein riesiges Unternehmen. 1962 wurde die erste Verkaufsgesellschaft in den Niederlanden gegründet, später auch Schraubenproduzenten aufgekauft. Heute ist die Würth-Gruppe in mehr als 80 Ländern tätig und macht einen Umsatz von mehr als 14 Mrd. € pro Jahr. Reinhold Würth selbst zog sich bereits 1994 aus dem operativen Geschäft zurück. Bis Ende vergangenen Jahres war er Vorsitzender des Beirats, gab diesen Posten dann aber an seinen Enkel Benjamin ab.
Andreas von Bechtolsheim – 17,7 Mrd. €
In der deutschen Öffentlichkeit ist Andreas von Bechtolsheim kaum präsent. Der gebürtige Bayer zog vor 40 Jahren in die USA, wo er heute im Alter von 69 Jahren immer noch lebt. Er ist gelernter Informatiker. 1974 gewann er den Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ im Bereich Physik, ein Jahr später zog er fürs Studium in die USA. Dort entwickelte er unter anderem Mikrocomputer, die Stanzmaschinen steuerten, und verdiente so sein erstes Geld. 1982 gründete er an der Uni Stanford mit zwei Kommilitonen das „Stanford University Network“, heute besser bekannt als Sun Microsystems. Konkurrent Oracle kaufte die Firma 2010 auf, damals machte Sun einen Jahresumsatz von 11 Mrd. €.
Ein Teil seines Vermögens verdankt er auch einem Treffen mit den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin. Für 100.000 $ wurde er einer der ersten Investoren der Suchmaschine – und später Milliardär.
Hasso Plattner – 14,1 Mrd. €
Hasso Plattner ist der reichste der fünf ehemaligen IBM-Mitarbeiter, die 1972 die Softwarefirma SAP gründeten – heute der wertvollste Konzern Deutschlands. Er ist von den fünfen derjenige, der am längsten im Unternehmen arbeitete.
Von 1997 bis 2003 war er Vorstandssprecher und danach bis vor einem Jahr Vorsitzender des Aufsichtsrates. Zwar hat er sich seitdem zurückgezogen, bleibt aber Chief Software Advisor des Dax-Konzerns und hat so weiterhin Einfluss auf die langfristige Strategie.
Georg Nemetschek – 7,0 Mrd. €
Nemetschek ist der älteste Selfmade-Milliardär in dieser Liste. Der heute 91-Jährige wurde 1934 in Valtice im heutigen Tschechien geboren, das damals zum Deutschen Reich gehörte. Nach der Schule ging er nach München und studierte Bauingenieurwesen.
1963 eröffnete er in der bayerischen Landeshauptstadt ein kleines Ingenieurbüro. Dort entwickelte er eine Software, mit der sich die Statik vom Gebäuden berechnen ließ. Die setzte er nicht nur selbst ein, sondern verkaufte sie bald auch – mit so großem Erfolg, dass er sein nach ihm benanntes Unternehmen Nemetschek 1977 bereits verkaufte. Er blieb allerdings bis 2001 im Vorstand und übernimmt seitdem einen Sitz im Aufsichtsrat.
Aus dem Software-Unternehmen ist mittlerweile eine global agierende Aktiengesellschaft geworden, die Ingenieure, Architekten und die Bau- und Immobilienwirtschaft mit spezieller Software versorgt. Der Wert des Unternehmens beträgt aktuell 14,1 Mrd. €.
Wolfgang Marguerre – 5,7 Mrd. €
Die Karriere von Marguerre ist wohl die wirrste in dieser Liste. Als Kind spielte der heute 84-Jährige so gut Geige, dass er eine Laufbahn als Profi-Musiker erwog. Stattdessen begann er in seiner Heimatstadt Heidelberg ein Studium der Politik- und Wirtschaftswissenschaften, jobbte als Taxifahrer und Bauarbeiter und legte 1972 seinen MBA an der Privat-Universität INSEAD im französischen Fontainebleau hinterher.
Von dort verschlug es ihn in die Pharmabranche. Erst arbeitete er in Kopenhagen, dann in Brüssel und dann in Paris in immer höheren Positionen verschiedener Unternehmen.
1983 erfolgte dann der logische Schritt. Zusammen mit Robert Taub gründete er das Unternehmen Octapharma in der Schweiz. Das hat sich auf die Entwicklung und den Verkauf von Medikamenten spezialisiert, die bei Blutgerinnungsstörungen helfen. Marguerre ist seit 1995 alleiniger Inhaber des Unternehmens, das mittlerweile mehr als 9000 Mitarbeitende weltweit beschäftigt und einen Umsatz von mehr als 2 Mrd. € pro Jahr einfährt.
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