Ende für Cellforce: Porsche zieht sich aus Batterieproduktion zurück
Porsche beendet die Batteriefertigung bei Cellforce. 200 Jobs fallen weg, Forschung bleibt. Ein Strategiewechsel mit Signalwirkung.
Porsche will die Batteriezellfertigung seiner Tochter Cellforce einstellen. Ledigiglich Forschung und Entwicklung bleiben.
Foto: picture alliance/dpa | Marijan Murat
Die Nachricht traf viele Beschäftigte wie ein Schock: Porsche stellt die Batteriezellfertigung seiner Tochterfirma Cellforce in Kirchentellinsfurt ein. Rund 200 von knapp 280 Arbeitsplätzen sollen nach Angaben der IG Metall gestrichen werden. Damit endet ein Projekt, das vor vier Jahren als Vorzeigevorhaben für deutsche Batterieforschung gestartet war. Porsche will künftig nur noch Forschung und Entwicklung betreiben. Die ursprünglichen Pläne, eine eigene Produktion hochzuziehen, sind Geschichte.
Markt bremst Porsches Ambitionen
Noch im Sommer 2021 hatte Porsche groß angekündigt, mit Cellforce eine eigene Batteriefertigung aufzubauen. Ziel war, sich von Zulieferern unabhängiger zu machen und leistungsfähige Batterien für Elektro-Sportwagen zu entwickeln. Unterstützt wurde das Projekt mit Millionen von Bund, Land und EU. Doch jetzt zieht der Konzern die Reißleine.
Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung, begründet den Schritt so: „Leider hat sich der Markt für elektrische Fahrzeuge weltweit nicht so entwickelt wie ursprünglich angenommen. Die Rahmenbedingungen haben sich grundlegend verändert, und wir müssen darauf reagieren.“
Die Nachfrage nach Elektroautos wächst langsamer, als es viele Hersteller kalkuliert hatten. Dazu kommen schwierige Bedingungen auf den wichtigsten Märkten: In den USA stocken Förderprogramme, in China drücken heimische Anbieter die Preise. Für Porsche rechnet sich das Geschäft mit eigenen Batteriezellen unter diesen Umständen nicht mehr.
Von der Anlauffabrik zum Ausstieg
Geplant war, in Kirchentellinsfurt eine sogenannte Anlauffabrik mit einer Jahreskapazität von rund einer Gigawattstunde aufzubauen. Später sollte ein zweiter Standort mit deutlich größerem Volumen folgen. Doch inzwischen sieht Porsche diese Vision als nicht mehr realistisch.
„Eine eigene Fertigung von Batteriezellen verfolgt Porsche aus Volumengründen und fehlenden Skaleneffekten nicht weiter“, erklärte Vorstandschef Oliver Blume. Mit „Skaleneffekten“ ist gemeint, dass eine Produktion erst bei sehr großen Stückzahlen günstiger wird. Für Porsche ist die notwendige Menge schlicht zu klein.
Forschung statt Produktion
Ganz aufgeben will Porsche das Thema Batterie aber nicht. Cellforce soll sich künftig auf Forschung und Entwicklung konzentrieren. Hochleistungszellen wurden bereits entwickelt, eine Pilotfertigung aufgebaut. Doch an den Schritt zur Massenproduktion glaubt der Konzern nicht mehr.
Die Kehrtwende wirft Fragen auf. Vor allem geht es um die staatlichen Fördergelder von insgesamt rund 56 Millionen Euro. Ob Porsche Teile davon zurückzahlen muss, ist offen. Auch die hohen Investitionen in die Produktionsanlagen sind verloren. Medien berichten von Abschreibungen in Höhe von 295 Millionen Euro.
Kurswechsel zurück zum Verbrenner
Die Strategie von Porsche wirkt widersprüchlich. Einerseits betont der Konzern, dass er in Zukunft elektrisch fahren will. Andererseits fließen wieder Milliarden in neue Verbrennungsmotoren. Der langsame Hochlauf der Elektromobilität zwingt Porsche offenbar zu einer Doppelstrategie.
Für Vorstandschef Oliver Blume ist das mehr als nur ein Projektstopp. Er wollte Porsche zum Elektro-Vorreiter machen. Mit dem Ende der Cellforce-Produktion ist dieses Ziel in weite Ferne gerückt. Stattdessen setzt der Sportwagenbauer auf hybride Wege – Forschung im Batterie-Bereich ja, aber ohne eigene Massenfertigung.
Politische Signalwirkung
Das Aus bei Cellforce ist nicht nur ein Problem für Porsche selbst. Auch politisch ist es ein Rückschlag. In Baden-Württemberg galt das Werk lange als Symbol für den industriellen Wandel. Fördergelder sollten helfen, Deutschland im Wettbewerb mit asiatischen Herstellern nach vorne zu bringen. Nun steht das Projekt als Beispiel dafür, wie schnell sich Rahmenbedingungen ändern können – und wie schwer es ist, im globalen Wettbewerb mitzuhalten.
Offene Fragen
Für die Beschäftigten bedeutet die Entscheidung das Aus. IG Metall kritisiert vor allem den Zeitpunkt: „Mitten in der Urlaubszeit sollen nahezu alle Beschäftigten rausgeschmissen und die Batteriezellfertigung in Kirchentellinsfurt beendet werden. Das ist kein guter Stil“, sagt Kai Lamparter von der IG Metall Reutlingen-Tübingen.
Ob es Abfindungen oder andere soziale Ausgleichsmaßnahmen geben wird, ist noch unklar. Porsche spricht von einem „sozialverträglichen Prozess“, hält sich aber mit Details zurück. (mit dpa)
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