Nach US-Zollankündigung 08.04.2025, 14:00 Uhr

Börse im Sinkflug: Vier Tipps, die Sie als Kleinanleger jetzt beachten sollten

Seit Donald Trump seine weltumspannenden Zölle angekündigt hat, ist der Dax um 12 % gefallen. Andere Börsen hat es noch härter getroffen. Für Kleinanleger gilt jetzt: Nicht in Panik verfallen und ein paar Grundregeln beachten.

Börse im Sinkflug

Die Börse ist im Sinkflug, was bedeutet das für Kleinanleger?

Foto: PantherMedia / Bejhan Jusufi

Vergangenen Mittwoch hat US-Präsident Donald Trump Zölle von 10 % bis 50 % gegen fast 200 Staaten angekündigt. Seitdem sind die weltweiten Börsen im Fall. Der deutsche Leitindex Dax hat rund 12 % an Wert verloren, beim EU-Index Euro Stoxx 50 sind es ebenso viel. Der US-Leitindex S&P 500 steht etwa 11 % im Minus. In Asien fielen der japanische Nikkei um 7,5 % und Chinas Hang Seng Index um 12 %. Noch ist nicht abzusehen, ob es das schon war oder ob die Börsen in den kommenden Tagen noch weiter nachgeben werden – insbesondere, wenn die Zölle ab morgen tatsächlich in Kraft treten.

Professionelle Investoren reagieren mit schnellen Verkäufen

Anleger verkaufen ihre Aktien nach der Verkündung, weil die Zölle und mögliche Gegenmaßnahmen der betroffenen Länder darauf hindeuten, dass sich die Weltwirtschaft in den kommenden Monaten abkühlen wird. Durch hohe Zölle steigen die Kosten für Exporte in die USA und die Preise für US-Verbraucher. Entsprechend dürften diese weniger konsumieren und andere Länder weniger Güter in die USA liefern. Das wiederum schwächt auch die Nachfrage nach Vor- und Zwischenprodukten und lässt damit branchenübergreifend Unternehmensgewinne schrumpfen. Die wiederum sind aber eine wichtige Grundlage für die Entwicklung der Aktienkurse. Mit schnellen Verkäufen versuchen jetzt also vor allem professionelle Investoren, weiter sinkenden Kursen zuvorzukommen.

Für Kleinanleger gilt das aber nicht unbedingt. Das Wichtigste für Sie ist in so einer Situation, nicht in Panik zu verfallen und nur zu handeln, weil Sie das Gefühl haben, irgendetwas tun zu müssen. Gerade, wenn Sie Ihr Depot für Ihre Altersvorsorge angelegt haben, können Sie Krisen wie die aktuelle sehr einfach durchstehen, wenn Sie sich an einige grundlegende Börsenregeln halten.

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Tipp #1: Nicht ins fallende Messer greifen

Dies ist eine der ältesten Börsenweisheiten. Gemeint ist damit, dass Sie nicht Aktien jetzt kaufen sollten, weil die Kurse gesunken sind und die Papiere damit günstig erscheinen. Das „falling knife“, wie es im Englischen heißt, tut dann besonders weh, denn noch ist eben nicht abzusehen, wie weit die Kurse noch sinken werden. Wer sich also kurzfristige Gewinne davon erhofft, jetzt Aktien nachzukaufen, der sollte warten, bis tatsächlich der Tiefpunkt erreicht ist.

Tipp #2: Jetzt keine Aktien verkaufen

Umgekehrt sollten Sie jetzt aber auch nicht Aktien verkaufen, weil Sie Angst haben, dass die Kurse noch weiter nach unten gehen. Damit besteht die Gefahr, dass Sie Gewinne verpassen, wenn sich der Trend später wieder dreht. Schließlich dauert keine Krise ewig an. Verkaufen Sie jetzt Aktien- oder Fondsanteile, müssen Sie sichergehen, diese wieder einzukaufen, bevor die Kurse über den heutigen Stand hinausgehen – mögliche Steuern auf Ihre Verkaufsgewinne eingerechnet.

Eine Ausnahme von dieser Regel ist, wenn Ihre Aktien in den Vorjahren stark gestiegen sind und Sie sich jetzt davon mal etwas gönnen wollen – oder gar eine größere Anschaffung ansteht. Dann wäre zwar letzte Woche der bessere Verkaufszeitpunkt gewesen, solange Ihre Papiere aber noch deutlich im Plus stehen, spricht nichts dagegen, Gewinne auch einfach mal mitzunehmen. „Sich etwas zu gönnen, ist grundsätzlich immer eine gute Idee“, sagt etwa Lena Lochner, Portfoliomanagerin der Bayerische Vermögens Management – solange Sie damit nicht Ihre Altersvorsorge gefährden.

Tipp #3: Erinnern Sie sich daran, dass Sie langfristig vorsorgen

Den Dax gibt es seit 1987. In den 38 Jahren seines Bestehens hat der deutsche Aktienindex acht Krisen erlebt, bei denen die Kurse um mehr als 20 % sanken, teils binnen weniger Tage. Die erste war der Golfkrieg 1991 mit –33 %, die heftigste die Dotcom-Blase von 2000 bis 2003 mit –73 % und die jüngste der Ukrainekrieg und die daraus resultierende Energiekrise 2022 mit –26 %. Derzeit stehen wir gegenüber dem letzten Rekordhoch vom 6. März erst bei –15 % – die Krise ist bisher also noch mild.

„Der Anlagehorizont bestimmt die Perspektive“, sagt Lothar Koch, Leiter des Portfoliomanagements der GSAM + Spee Asset Management aus Krefeld. Habe man Geld fürs Alter, also für mehrere Jahrzehnte angelegt, sollten „normale Schwankungen an der Börse nicht zu schlechtem Schlaf führen“. Langfristig gesehen geht es schließlich immer nach oben – im Dax um rund 11 % pro Jahr im Schnitt trotz mancher Krisenjahre. Deswegen sollten Sie jetzt auch nichts an Ihren bisherigen Vorgehensweisen ändern. Haben Sie etwa einen monatlichen Sparplan oder setzen Sie sich einmal im Jahr hin und passen Ihr Depot an, machen Sie damit jetzt genauso weiter wie zuvor.

Tipp #4: Das gilt, wenn Sie nicht mehr mehrere Jahrzehnte Zeit haben

Wer heute 25 Jahre alt ist und sein Geld noch 40 Jahre für sich arbeiten lassen kann, der muss sich also bei einem Rückschlag von 15 % oder mehr keine Sorgen machen. Anders sieht es aus, wenn Sie jetzt schon kurz vorm Ruhestand stehen und Angst haben, dass die Zeit nicht mehr ausreicht, um die aktuellen Verluste auszugleichen.

In diesem Fall kann auch ein Blick in die Geschichte beruhigen. Im Schnitt brauchte der Dax bei seinen acht großen Krisen 1108 Tage, um wieder den Vorkrisenstand zu erreichen. Dieser Schnitt wird aber von den großen Ereignissen der Dotcom-Blase und der Finanzkrise nach oben gezogen, die jeweils mehr als 2500 Tage andauerten. Die Coronakrise war nach 313 Tagen an der Börse beendet, die Energiekrise nach 499 Tagen. Haben Sie also noch mindestens zwei Jahre Zeit, bis Sie Ihr Erspartes für die Rente brauchen, stehen die Chancen hoch, dass Sie ohne Verluste herauskommen.

Zudem können und sollten Sie sich mit steigendem Alter auch absichern: Statt Überschüsse jetzt weiter in Aktien zu stecken, können Sie etwa sicherere Anlagen wie Staatsanleihen wählen. Zehnjährige deutsche Schuldscheine bieten derzeit rund 2,6 % jährliche Rendite. Das ist nicht üppig, aber sicher. Gleiche Anleihen aus den USA liegen bei rund 4,2 %. Als Faustregel gilt, dass Anleihen in Ihrem Depot einen Anteil ausmachen sollten, der Ihrem Alter entspricht – mit 40 Jahren also 40 %, mit 60 Jahren 60 %.

Ein Beitrag von:

  • Christoph Sackmann

    Christoph Sackmann, geboren 1983 in Dortmund, studierte Geschichte und Soziologie und absolvierte von 2010 bis 2012 ein Volontariat bei Hubert Burda Media an der Journalistenschule in München.
    Davor, währenddessen und danach schrieb er unter anderem für die „WAZ“, die „Neue Westfälische“, „Chip“, den „FOCUS“ und „FOCUS Online“. Zudem entwickelte er das Lifestyle-Magazin „treat“ und leitete ein Jahr lang das Portal „Finanzen100.de“.

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