Bis zu 6000 Meter hoch 20.06.2025, 09:40 Uhr

Vulkan Ätna: Aschewolke sorgt für Warnstufe im Flugverkehr

Aschewolken vom Ätna stören erneut den Flugverkehr. Wie moderne Technik hilft, Ausbrüche besser vorherzusagen – von Seismik bis Glasfasersensoren.

Der Ätna gibt Rauchzeichen

Der Ätna ist der wahrscheinlich aktivste Vulkan Europas und bricht regelmäßig aus. Das ist einer der Gründe, warum der Vulkan rund um die Uhr mit moderner Technik überwacht wird.

Foto: PantherMedia / catalby

Der Ätna meldet sich zurück – und wie: Zwei starke Eruptionen innerhalb weniger Wochen haben Europas größten aktiven Vulkan erneut in den Fokus der Forschung und Öffentlichkeit gerückt. Gewaltige Aschewolken stiegen bis in 6000 Meter Höhe, der Flugverkehr wurde zwischenzeitlich gestört.

Doch was passiert eigentlich im Inneren des Vulkans? Und wie gelingt es Wissenschaftler*innen, gefährliche Ausbrüche frühzeitig zu erkennen? Die moderne Vulkanüberwachung reicht heute weit über Seismografen hinaus – bis hin zu Glasfaserkabeln, die selbst leiseste Erschütterungen hörbar machen.

Meldung 20. Juni: Aschewolke stört den Luftverkehr

Der Ätna – Europas größter aktiver Vulkan – gilt bei Forschenden als „Dauerpatient“. Am Donnerstag registrierten Expert*innen des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) erneut eine Eruption am Gipfel. Der Vulkan stieß eine gewaltige Wolke aus Lava und Asche aus, die laut INGV eine Höhe von rund 6000 Metern erreichte – ein ernstzunehmendes Ereignis.

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Die Asche bewegte sich nordostwärts in Richtung der Städte Taormina und Messina. Zunächst riefen die Behörden für den Flugverkehr die höchste Warnstufe aus: Rot. Am Nachmittag wurde die Alarmstufe jedoch auf Orange zurückgestuft. Der Flughafen in Catania blieb weiterhin in Betrieb.

Farben der vulkanischen Alarmstufen

  • Grün: Normale, nicht erhöhte vulkanische Aktivität.
  • Gelb: Anzeichen erhöhter Aktivität, genauere Beobachtung notwendig.
  • Orange: Deutlich gesteigerte Aktivität; Eruption möglich oder bereits im Gange mit begrenzter Ascheemission.
  • Rot: Starke Eruption mit erheblicher Aschefreisetzung – höchste Alarmstufe für den Flugverkehr.

 

Meldung 02. Juni: Ätna meldet sich mit Nachdruck zurück

Am Morgen des 2. Juni 2025 meldete sich der Ätna erneut mit Nachdruck zurück. Der größte aktive Vulkan Europas stieß Lava, Asche und glühende Gase aus. Die Eruption ging mit pyroklastischen Strömen einher – heißen Staublawinen, die sich hangabwärts bewegen. „Die heutige Eruptionsaktivität ist für den Ätna recht typisch“, erklärt Giuseppe Salerno vom italienischen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV).

Das Epizentrum der Aktivität lag am Südostkrater. Eine teilweise eingestürzte Kraterwand löste die Staub- und Gesteinslawine aus. Die Aschewolken erreichten dabei Höhen von bis zu zwölf Kilometern. Sie führten kurzfristig zur Erhöhung der Flugwarnstufe auf Rot. Der Flughafen in Catania blieb allerdings geöffnet, da sich das Material in einem abgelegenen Gebiet – dem Valle del Leone – ansammelte. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Keine Spitzen wie 2021 – aber ein sichtbares Spektakel

Wie das INGV berichtet, entwickelte sich die explosive Phase schnell zu einer sogenannten Lavafontäne: Dabei wird flüssige Lava meterhoch in die Luft geschleudert. Auch die seismischen Erschütterungen, der sogenannte Tremor, nahmen im Tagesverlauf deutlich zu. Gleichzeitig registrierten die Sensoren Bodenverformungen rund um den Krater – ein Hinweis auf aufsteigendes Magma.

Stefano Branca, Direktor des INGV, sieht die aktuelle Eruption im historischen Rahmen: „Die Aktivität hat keine so intensiven Spitzen wie 2021 erreicht.“ Dennoch war der Einsturz der Kraterwand gut sichtbar und wurde von zahlreichen Augenzeugen dokumentiert. Asche und Rauch breiteten sich innerhalb weniger Sekunden aus. Branca betont aber: „Es ist nichts besonders Ungewöhnliches passiert.“

Der Ätna – ständig unter Beobachtung

Der Ätna bricht regelmäßig aus, oft mehrmals im Jahr. Um frühzeitig auf Gefahren reagieren zu können, betreiben Wissenschaftler:innen eine umfassende Überwachung. Zuständig ist das INGV, das in Catania mit dem „Osservatorio Etneo“ eine eigene Überwachungsstation unterhält. Die Forschenden arbeiten dort rund um die Uhr mit einem Netzwerk hochsensibler Messsysteme.

Folgende Verfahren kommen zum Einsatz:

  • Seismik: Dichte Netze aus seismischen Stationen erfassen Erschütterungen im Boden. So lässt sich erkennen, wenn sich Magma in Bewegung setzt.
  • GPS-Überwachung: Durch hochpräzise Satellitenmessungen werden Bodenbewegungen in Millimeterauflösung erkannt. Hebt oder senkt sich der Boden, kann das auf Magmaintrusionen hindeuten.
  • Thermografie: Wärmebildkameras beobachten die Temperaturverteilung auf der Oberfläche. Heiße Stellen verraten, wo neue Lava auftritt.
  • Gasanalysen: Messgeräte erfassen die Konzentration von Schwefeldioxid (SO₂) und anderen vulkanischen Gasen. Plötzliche Änderungen können bevorstehende Ausbrüche ankündigen.
  • Webcams und Videoüberwachung: Mehrere Kameras liefern Livebilder, die auch online einsehbar sind. So lässt sich das Geschehen visuell überwachen. Hier geht es zur Webcam des INGV. Hier geht es zum Streaming.

Die Rolle der Glasfaser: Distributed Acoustic Sensing (DAS)

Ein neuer Ansatz in der Vulkanüberwachung ist die Nutzung von Glasfaserkabeln – nicht zur Datenübertragung, sondern als Sensoren. Diese Technik nennt sich Distributed Acoustic Sensing (DAS). Forschende des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) und des INGV testeten dieses Verfahren erfolgreich am Ätna.

Ein 1,3 Kilometer langes Glasfaserkabel wurde etwa zwei Kilometer vom Kraterrand entfernt in eine Schlackenschicht eingebettet. Die Idee: Erschütterungen oder Druckwellen verformen die Faser geringfügig. Diese Dehnungen verändern die Laufzeit von Laserlicht, das durch die Faser gesendet wird. Aus der Analyse der Rückstreuung lassen sich kleinste Bewegungen erkennen – bis auf den Meter genau.

Diese Technik registriert nicht nur starke Ereignisse, sondern auch schwache seismische Signale, die mit herkömmlichen Methoden kaum erfassbar sind. Dazu zählen:

  • Lokale tektonische Mikroerdbeben
  • Vulkanische Entgasungen
  • Explosionen im Kraterbereich
  • Atmosphärische Einflüsse wie Gewitter

Vorteil: Große Reichweite und geringe Wartung

Ein Vorteil der Glasfasertechnik: Die Messkabel können sehr lange Distanzen abdecken – ohne dass viele Stromquellen oder Verstärker entlang der Strecke nötig sind. Das reduziert Aufwand und Kosten für die Wartung deutlich. In Zukunft könnten Unterwasserkabel sogar magmatische Prozesse unter Vulkaninseln überwachen, die bislang kaum zugänglich sind.

Die Methode ergänzt die bisherigen Instrumente und erlaubt eine dichtere Datenerfassung. „Die bisher nicht dagewesene räumliche Auflösung der Aufnahmen erlaubt es, schwache und bisher kaum nutzbare Signale gezielt zu trennen und auszuwerten“, erklärt Benjamin Schwarz vom GFZ. Die Kombination mit anderen Datenquellen erhöht die Genauigkeit der Interpretation erheblich.

Herausforderung: Ausbrüche bleiben schwer vorhersehbar

Trotz der technologischen Fortschritte bleibt die Vorhersage von Eruptionen eine schwierige Aufgabe. Zwar lassen sich viele Signale messen – doch sie sind oft schwer zu deuten. Vulkane sind komplexe Systeme, in denen viele Prozesse gleichzeitig ablaufen. Manche Eruptionen kündigen sich klar an, andere verlaufen ohne deutliche Vorzeichen.

Nicht jede Bodenverformung führt zu einem Ausbruch, nicht jede Gasfreisetzung bedeutet Gefahr. Deshalb arbeiten Forschende an der Weiterentwicklung von Modellen, die diese Prozesse besser miteinander verknüpfen. Ziel ist es, die Signale korrekt zu interpretieren und rechtzeitig Warnungen auszusprechen – zum Schutz der über eine Million Menschen, die in der Umgebung des Ätna leben.

Ausblick: Neue Standards in der Vulkanüberwachung

Die Ergebnisse der DAS-Messungen am Ätna sind vielversprechend. „Unsere Studie zeigt, dass DAS zur effizienten Überwachung vulkanischer Aktivitäten eingesetzt werden kann“, resümiert Philippe Jousset vom GFZ. Auch Gilda Currenti vom INGV ist überzeugt: „Diese Technik wird in den kommenden Jahren zu einem Standard werden.“

Zukünftige Messnetze könnten aus einer Kombination klassischer Sensorik, Satellitendaten und Glasfaseranalysen bestehen. Damit wird es möglich, auch entlegene oder gefährliche Regionen sicher zu überwachen – und das Risiko für Mensch und Infrastruktur besser einzuschätzen. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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