Klima 19.01.2001, 17:28 Uhr

„CO2 wird überschätzt“

Kohlendioxid ist ein Treibhausgas. Dennoch wird ein Absenken der CO2-Fracht das Klimaproblem nicht unbedingt lösen. Denn die Bedeutung des CO2 ist weit kleiner als angenommen. Dieser Überzeugung ist der Bochumer Geologe Prof. Ján Veizer.

VDI nachrichten: Steigende Kohlendioxidgehalte in der Atmosphäre gelten als treibender Faktor bei der Erderwärmung. Sie kommen zu anderen Ergebnissen. Welchen?
Veizer: Lassen Sie mich so antworten: Ich war in den vergangenen Wochen häufig in den Schlagzeilen, mit Überschriften wie „Wissenschaftler kippt Theorie vom Treibhauseffekt“. Das ist falsch. Kohlendioxid spielt bei der Erderwärmung eine Rolle, nur wie bedeutend diese Rolle ist, muss erst noch geklärt werden.
VDI nachrichten: Was genau haben Sie untersucht?
Veizer: Wir haben Fossilien analysiert, zunächst eigentlich nur, um die Temperatur des Meerwassers vor mehreren hundert Millionen Jahren zu ermitteln. Das ist wichtig, um sich vorzustellen, welche Organismen damals gelebt haben und welche Lagerstätten es gab. Um das herauszufinden, messen wir Isotope des Sauerstoffs, denn das Verhältnis der Isotope O-16 und O-18 in den Schalen der Fossilien hängt von der Wassertemperatur ab. Aus Kohlenstoffmessungen in den Sedimenten kann man außerdem den damaligen CO2-Gehalt der Luft errechnen. Wenn man sich diese Daten aber genau anschaut, stimmt plötzlich nichts mehr: Vor 400 Mio. Jahren gab es demnach CO2-Gehalte in der Atmosphäre, die zehn- oder zwanzigmal so hoch waren wie heute und wir wissen, dass es damals zugleich Eiszeiten gab.
VDI nachrichten: Wie erklären Sie das?
Veizer: Da gibt es drei Möglichkeiten. Entweder stimmen die Berechnungen nicht. Oder Klima und CO2 hängen nicht so direkt zusammen, wie man heute annimmt. Oder die Klimamodelle, mit denen man kommende Veränderungen vorhersagt, sind unvollständig. Ich denke, es ist von allem etwas. Klima allein auf CO2 zu reduzieren ist zu simpel. Und die Modelle arbeiten mit vielen Vereinfachungen, die auf die heutige warme Phase in einem – geologisch gesehen – Eishaus geeicht sind.
VDI nachrichten: Also schiebt man dem CO2 zu Unrecht die Schuld am Treibhauseffekt zu?
Veizer: CO2 ist ein Treibhausgas, daran gibt es keinen Zweifel. Allerdings ist es nicht der Motor im Klimageschehen, sondern eher ein Produkt von Klimaschwankungen statt umgekehrt.
VDI nachrichten: Man weiß seit langem, dass Wasserdampf ein wichtigeres Treibhausgas ist als Kohlendioxid. Welche Rolle spielt das Wasser im Klimageschehen?
Veizer: Auch Wasserdampf ist nur ein Treibhausgas und kein Klimamotor. Rund 80 % des natürlichen Treibhauseffekts stammen vom Wasserdampf. Aus Untersuchungen der Photosynthese wissen wir, dass sie nicht von CO2, sondern von Wasser getrieben wird. Ich gehe fest davon aus, dass auch beim Klima beide Gase so eng gekoppelt sind.
VDI nachrichten: Warum spielt das Wasser dann in der Klimadiskussion keine Rolle?
Veizer: Der Wasserkreislauf lässt sich global vom Menschen nicht so leicht beeinflussen und ist damit für die Politik uninteressant.
VDI nachrichten: Dann taugen heutige Klimamodelle nichts?
Veizer: Die Modelle haben bewundernswerte Fortschritte gemacht. Und das Wasser als Treibhausgas wird darin durchaus berücksichtigt, aber quasi als Konstante: Mehr Wasser in der Luft bedeutet mehr Regen, damit ändert sich also nichts im System. Doch zwei Dinge werden dabei vergessen. Mehr Wasserdampf in der Luft bedeutet mehr Wolkenbildung und Wolken können abkühlend, aber auch erwärmend wirken. Zum anderen wirkt Wasserdampf in der Zeit, bevor er abregnet, als Treibhausgas.
VDI nachrichten: Der Beitrag des Menschen zur Erwärmung ist also vernachlässigbar?
Veizer: Nein. Es gibt den anthropogenen Zusatz zum Treibhauseffekt, aber er ist wahrscheinlich kleiner, als das die Klimamodelle zeigen. Außerdem hat eine Reduktion des CO2-Ausstoßes auch dann Sinn, wenn man annimmt, dass seine Auswirkungen auf das Klima klein sind. Denn wo CO2 frei wird, werden oft Schadstoffe wie Schwefel oder Ruß emittiert. Außerdem verschwenden wir viel zu viel Energie, Energiesparen muss sein.
VDI nachrichten: Was also treibt das Klima?
Veizer: Wer das entdeckt, bekommt den Nobelpreis. Aus der Klimapolitik wollte ich mich immer raushalten, denn die Diskussion um CO2 ist zu emotional geladen. Jeder Zweifel am Dogma wird mit Exkommunikation bestraft. Aussagen wie die unseren werden bewusst falsch interpretiert, nach dem Motto: Man muss sich um den Treibhauseffekt gar nicht mehr sorgen. Das aber ist genauso falsch.
Mit Prof. Jan Veizer sprach Christa Fried

 

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Ein Beitrag von:

  • Christa Friedl

    Redakteurin VDI nachrichten. Fachgebiet: Umweltpolitik, Umwelttechnologien.

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