Bleibelastung 07.01.2025, 12:15 Uhr

Antiker Smog: Luftverschmutzung senkte den IQ der Römer

Bleibelastung im Römischen Reich senkte den IQ der Bevölkerung. Eine Studie zeigt die gravierenden Auswirkungen antiker Luftverschmutzung.

italienische Blei- und Zinkmine

Blick auf eine italienische Blei- und Zinkmine. Exzessiver Bergbau hatte gravierende gesundheitliche Folgen für die antiken Römer.

Foto: PantherMedia / dpcrestock (Alberto Masnovo)

Luftverschmutzung ist kein modernes Problem, bereits in der Antike hatten die Menschen damit zu kämpfen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass bereits während der Blütezeit des Römischen Reiches die Luft stark mit Blei verschmutzt war. Diese Umweltbelastung hatte gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit und Intelligenz der damaligen Bevölkerung. Forschende vom Desert Research Institute (DRI) gehen davon aus, dass die Bleibelastung den durchschnittlichen IQ der Europäer jener Zeit um bis zu drei Punkte senkte.

Die Gefahren von Blei

Blei ist ein giftiges Schwermetall, das leicht in den menschlichen Organismus gelangt. Durch das Einatmen von bleihaltigem Staub oder Dämpfen erreicht es den Blutkreislauf und kann sowohl körperliche als auch geistige Schäden verursachen. Schon eine geringe Menge kann verheerende Folgen haben. Bei Erwachsenen ist Blei unter anderem für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Unfruchtbarkeit, Gedächtnisverlust und sogar Krebs verantwortlich. Kinder trifft es besonders hart: Ihr körperliches Wachstum und ihre geistige Entwicklung werden empfindlich gestört. Konzentrationsprobleme und ein gesenkter IQ sind nur einige der bekannten Auswirkungen.

Während heute strenge Richtlinien den Umgang mit Blei regeln, waren die Menschen in der Antike den gesundheitlichen Gefahren dieses Metalls schutzlos ausgesetzt. Besonders dramatisch ist, dass Kinder, die in dieser Zeit geboren wurden, einen ungleich höheren Bleigehalt im Blut aufwiesen, was langfristige Auswirkungen auf ihre kognitive Entwicklung hatte. „Eine IQ-Reduktion um zwei bis drei Punkte klingt nicht nach viel, aber wenn man das auf die gesamte europäische Bevölkerung anwendet, ist das eine große Sache“, erklärt Nathan Chellman, Co-Autor der Studie.

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Bleispuren im Eis – Ein Blick in die Vergangenheit

Um diese historischen Umweltbelastungen zu untersuchen, analysierten die Forschenden drei Eisbohrkerne aus der Arktis. Diese natürlichen Klimaarchive enthalten eine detaillierte Chronik der Luftverschmutzung über Jahrtausende hinweg. Das Team um Joseph McConnell vom DRI in Nevada schmolz das Eis unter kontrollierten Bedingungen im Labor und untersuchte die darin enthaltenen Konzentrationen von Blei und anderen Schadstoffen. Die Ergebnisse wurden mit modernsten Computermodellen kombiniert, um die Bewegung der Aerosole in der Atmosphäre zu simulieren. So konnten sie ein genaues Bild der Bleibelastung in Europa zwischen 500 v. Chr. und 600 n. Chr. erstellen.

Die Ergebnisse zeigen: Bereits in der Eisenzeit begann die Luftverschmutzung durch Blei. Mit dem Aufstieg der Römischen Republik und später des Römischen Reiches erreichte sie ein neues Ausmaß. Besonders während der sogenannten Pax Romana, der etwa 200-jährigen Friedensperiode, wurde die Luft stark belastet. Laut der Studie wurden in dieser Zeit mehr als 500 Kilotonnen Blei freigesetzt – eine enorme Menge, die vor allem auf den Silberabbau zurückzuführen ist.

Eisprobe auf dem Schmelzgerät

Eisprobe auf dem Schmelzgerät während der kontinuierlichen chemischen Analyse von Eiskernen am Desert Research Institute.

Foto: Sylvain Masclin

Blei aus dem Silberabbau

Der Hauptverursacher der Bleiverunreinigung war die Gewinnung von Silber, dem wirtschaftlichen Fundament des Römischen Reiches. Hierbei wurde das bleihaltige Mineral Galenit eingeschmolzen, um Silber zu extrahieren. Pro Unze Silber entstanden Tausende von Unzen Blei, die als Nebenprodukt in die Atmosphäre gelangten. Die Menge war so gewaltig, dass sie über Jahrhunderte hinweg die Luftqualität beeinträchtigte.

Das Forschungsteam identifizierte die Quelle der Verschmutzung durch eine Analyse von Bleiisotopen. Diese Technik ermöglicht es, den Ursprung des Bleis genau zu bestimmen. Zusätzlich wurden mithilfe von Computermodellen die atmosphärischen Bewegungen der Schadstoffe simuliert und Belastungskarten für Europa erstellt. Diese Karten zeigen, dass die Belastung besonders in Regionen mit intensiver Bergbau- und Schmelztätigkeit hoch war, was auf die wirtschaftliche Bedeutung des Bleis hinweist.

Intelligenzverlust durch Bleiexposition

Die Studie verbindet die historische Luftverschmutzung mit neueren Erkenntnissen über die gesundheitlichen Folgen von Blei. Bereits eine Konzentration von 3,4 Mikrogramm Blei pro Deziliter Blut kann bei Kindern zu erheblichen kognitiven Beeinträchtigungen führen. Dies entspricht ungefähr den geschätzten Werten während der Pax Romana.

Für die Bevölkerung hatte dies weitreichende Konsequenzen. Die Reduktion des durchschnittlichen IQs um zwei bis drei Punkte mag auf den ersten Blick gering erscheinen, doch auf eine gesamte Bevölkerung hochgerechnet, ergeben sich massive Auswirkungen auf die gesellschaftliche Leistungsfähigkeit und die Innovationskraft. „Diese Forschung zeigt, wie der Mensch seine Gesundheit seit Tausenden von Jahren durch industrielle Aktivitäten beeinträchtigt“, betont Joseph McConnell. Die bleihaltige Luft dürfte nicht nur die geistigen Fähigkeiten der Menschen eingeschränkt, sondern auch ihre Lebenserwartung reduziert haben.

Historische Höchstwerte

Interessanterweise nahm die Bleibelastung während der Krise der Römischen Republik im 1. Jahrhundert v. Chr. vorübergehend ab. Dies hing vermutlich mit den politischen und wirtschaftlichen Unruhen jener Zeit zusammen. Doch mit der Konsolidierung des Römischen Reiches um 15 v. Chr. stiegen die Werte erneut an und blieben bis zur Antoninischen Pest (165–180 n. Chr.) hoch. Erst im Mittelalter erreichte die Bleiverschmutzung wieder vergleichbare Werte.

Laut den Forschenden zeigt diese Entwicklung, dass Luftverschmutzung in der Antike eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung verknüpft war. In Zeiten wirtschaftlicher Prosperität stieg die Belastung, während Krisen sie abflauen ließen.

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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