Leben auf dem Mars? Rover entdeckt mögliche Biosignaturen
NASA-Rover entdeckt im Marskrater Jezero Gesteine mit organischen Spuren. Könnten sie Hinweise auf uraltes Leben sein?
Der NASA-Rover Perseverance untersucht Gesteine im Jezero-Krater – in der Bright Angel-Formation fanden Forschende mögliche Spuren uralten Lebens.
Foto: NASA/JPL-Caltech
Im Moment sammelt der NASA-Rover Perseverance unscheinbare Gesteinsproben auf dem Mars. Doch hinter diesen Steinen steckt möglicherweise eine große Geschichte. Ein internationales Forschungsteam hat nun Ergebnisse veröffentlicht, die für Diskussion sorgen. Sie deuten auf chemische Spuren hin, die mit Leben in Verbindung stehen könnten.
Geologe Michael Tice von der Texas A&M University sagt: „Als der Rover in Bright Angel eintrat und mit der Messung der Zusammensetzung der lokalen Gesteine begann, war das Team sofort beeindruckt davon, wie sehr sie sich von dem unterschieden, was wir zuvor gesehen hatten.“
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Der Ort: Bright Angel im Jezero-Krater
Die Untersuchungen konzentrieren sich auf die sogenannte Bright Angel-Formation. Der Name stammt von einem bekannten Ort im Grand Canyon und passt zu den hellen Marsgesteinen. Hier, im Neretva-Vallis-Kanal, lagerten sich vor Milliarden Jahren feinkörnige Schlämme ab.
Die Gesteine enthalten Rost, Schwefel, Phosphor und organischen Kohlenstoff. Diese Mischung könnte eine wertvolle Energiequelle für Mikroorganismen gewesen sein. Organischer Kohlenstoff allein beweist noch kein Leben. Er kann auch durch Meteoriten oder geologische Prozesse entstehen. Aber die Kombination der Stoffe macht die Fundstelle besonders.
Muster wie auf der Erde
Das Rover-Team gab den Strukturen in den Gesteinen Spitznamen: „Mohnsamen“ und „Leopardenflecken“. Dahinter verbergen sich kleine Knötchen und farbige Flecken, die reich an Eisen- und Schwefelmineralen sind.
„Es sind nicht nur die Mineralien, sondern auch die Art und Weise, wie sie in diesen Strukturen angeordnet sind, die darauf hindeuten, dass sie durch den Redoxzyklus von Eisen und Schwefel entstanden sind“, erklärt Tice. Auf der Erde bilden sich solche Muster oft in Sedimenten, in denen Mikroben aktiv sind. Sie nutzen Rost oder Sulfat als Energiequelle.
Die spannende Frage lautet: Haben auf dem Mars ähnliche Prozesse stattgefunden – und wenn ja, mit Beteiligung von Leben?
Organisch heißt nicht automatisch lebendig
Besonders auffällig ist eine Stelle, die das Team „Apollo Temple“ nennt. Hier fanden die Instrumente des Rovers organische Kohlenstoffverbindungen zusammen mit Mineralien, die empfindlich auf chemische Reaktionen reagieren.
„Diese Ko-Lokalisierung von organischem Material und redoxempfindlichen Mineralien ist sehr überzeugend“, sagt Tice. Das klingt nach einem Fingerzeig in Richtung Leben – könnte aber auch eine rein geologische Erklärung haben.
Tice betont: „Es ist wichtig zu verstehen, dass ‚organisch‘ nicht unbedingt bedeutet, dass etwas von Lebewesen gebildet wurde.“ Organische Moleküle bestehen aus Kohlenstoff-Bindungen. Diese können auch ohne Leben entstehen, etwa durch chemische Reaktionen oder durch Einflüsse von Strahlung.
Zwei mögliche Szenarien
Das Team sieht zwei denkbare Erklärungen:
- Abiatisch – rein chemische Prozesse formten die Strukturen.
- Biologisch – Mikroben spielten eine Rolle.
Problematisch für die rein chemische Erklärung ist, dass viele dieser Prozesse normalerweise hohe Temperaturen erfordern. Doch die Gesteine zeigen keine Spuren großer Hitze.
„Alle Möglichkeiten, die wir haben, um diese Gesteine mit dem Rover zu untersuchen, deuten darauf hin, dass sie nie so erhitzt wurden, dass Leopardenflecken und Mohnsamen entstanden wären“, erklärt Tice. „Wenn das der Fall ist, müssen wir ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie von Lebewesen wie Bakterien entstanden sind, die vor mehr als drei Milliarden Jahren im Schlamm eines Marseichers lebten.“
Ein Kandidat für die Rückkehr zur Erde
Besonders spannend ist eine Bohrprobe, die den Namen „Sapphire Canyon“ trägt. Sie liegt nun in einem versiegelten Rohr im Rover. Diese Probe gehört zu den wichtigsten Kandidaten für eine künftige Rückführung zur Erde.
Denn: Nur im Labor lassen sich Analysen durchführen, die empfindlich genug sind, um Klarheit zu schaffen. Forschende könnten dann die Isotopenzusammensetzung prüfen oder nach winzigen Fossilien suchen.
Tice erklärt: „Wenn wir diese Probe zur Erde zurückbringen, können wir sie mit Instrumenten analysieren, die weitaus empfindlicher sind als alles, was wir zum Mars schicken können.“
Blick in die Vergangenheit – und auf uns selbst
Die Bright Angel-Formation ist ein Fenster in eine Zeit, als der Mars noch Wasser führte. Die Sedimentschichten erzählen von Flüssen und Seen. Was heute wie staubige Geröllhalden aussieht, könnte einst die Heimat von Mikroben gewesen sein.
Für Tice liegt der Reiz in der Parallele zur Erde: „Wir sehen Hinweise darauf, dass Mikroorganismen in gleichaltrigen Gesteinen auf der Erde auf die gleiche Weise Eisen und Schwefel mit organischem Material reagieren lassen.“
Ein Unterschied bleibt: Auf der Erde hat die Plattentektonik die alten Gesteine längst verändert. Der Mars dagegen bewahrte sie in ihrem ursprünglichen Zustand.
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