Spektakuläres Mars-Foto: Vulkan im Morgendunst
Neuer NASA-Schnappschuss: Der Vulkan Arsia Mons ragt über Marswolken. Die Aufnahme hilft beim Verständnis der dortigen Atmosphäre.

Morgendunst auf dem Mars: NASA-Orbiter zeigt Vulkangipfel, der 20 km hoch über die Wolken aufragt.
Foto: NASA/JPL-Caltech/ASU
Ein neues Bild der NASA zeigt den Mars aus einer ungewohnten Perspektive: Aus einer Schicht früher Morgenwolken ragt der gewaltige Vulkan Arsia Mons empor. Aufgenommen wurde das Panorama von der Raumsonde 2001 Odyssey, die seit über zwei Jahrzehnten den Roten Planeten umkreist. Es ist das erste Bild dieser Mission, das einen Vulkan am Horizont des Mars zeigt – ein Blickwinkel, der an die Sicht von Astronautinnen und Astronauten auf die Erde von der Internationalen Raumstation erinnert.
Das Bild entstand bei Sonnenaufgang, als sich über der Tharsis-Region dichte Wassereiswolken gebildet hatten. Diese Wolken unterscheiden sich von den Kohlendioxid-Wolken, die ebenfalls häufig auf dem Mars auftreten. Sie erscheinen besonders häufig, wenn der Mars seine sonnenfernste Umlaufbahn erreicht – ein Abschnitt, der als Aphel bezeichnet wird.
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Über 20 Kilometer hoch: Arsia Mons übertrifft irdische Maßstäbe
Der abgebildete Vulkan, Arsia Mons, ist ein Gigant. Er ragt etwa 20 Kilometer über die Marsoberfläche hinaus – mehr als doppelt so hoch wie der Mauna Loa auf Hawaii, der größte Vulkan der Erde. Der Arsia Mons ist Teil des Tharsis-Gebirges, einer Vulkankette, zu der auch Pavonis Mons und Ascraeus Mons gehören. Die Region zählt zu den höchsten Formationen des Planeten.
Am auffälligsten in der neuen Aufnahme ist das sogenannte Aphel-Wolkenband, das sich quer über den Mars zieht. Es bildet sich vor allem im südlichen Teil des Tharsis-Gebirges. Dort trifft aufsteigende Luft an den Flanken der Vulkane auf kühle Luftmassen. Die Folge: Kondensation – es entstehen Wassereiswolken. Genau dieses Phänomen wurde auf dem Bild vom 2. Mai 2025 sichtbar gemacht.
„Wir haben den Arsia Mons ausgewählt, in der Hoffnung, dass wir den Gipfel über den frühen Morgenwolken sehen würden. Und wir wurden nicht enttäuscht“, so Jonathon Hill von der Arizona State University, der für die Bildaufnahme zuständigen THEMIS-Kamera.
Höhe: ca. 20 km über Marsniveau
Durchmesser: ca. 435 km
Lage: Südlich der Tharsis-Vulkankette
Besonderheit: Wolkenbildung durch Aufwind-Effekte
Aktivität: Kein Nachweis aktueller Vulkantätigkeit
Typ: Schildvulkan
Wie entstehen solche Bilder?
Die 2001 gestartete Mars Odyssey ist die älteste noch aktive Raumsonde im Orbit eines anderen Planeten. Sie umrundet den Mars seit mehr als 20 Jahren. Seit 2023 nimmt sie auch Bilder des Marshorizonts auf – ein Novum. Dafür muss sich das Raumfahrzeug in seiner Bahn um 90 Grad drehen, damit die Kamera senkrecht zur Marsoberfläche fotografieren kann. Diese Kamera – THEMIS (Thermal Emission Imaging System) – wurde ursprünglich entwickelt, um thermische Daten der Oberfläche zu erfassen.
Doch sie kann mehr: Neben sichtbarem Licht erkennt sie auch Infrarotstrahlung. Dadurch lassen sich etwa unterirdische Wassereisvorkommen aufspüren – ein potenzieller Rohstoff für künftige Marsmissionen.
Zusätzlich kann die Kamera auch die beiden kleinen Monde des Mars, Phobos und Deimos, aufnehmen. Die Auswertung ihrer Oberflächen liefert wertvolle Hinweise auf die Zusammensetzung und Entstehungsgeschichte der Trabanten.

Der Arsia Mons ist der südlichste der drei Vulkane, die die Tharsis Montes bilden, die in der Mitte dieser Ausschnitt aus einer topografischen Karte des Mars zu sehen sind. Der Olympus Mons, der größte Vulkan des Sonnensystems, befindet sich oben links. Das westliche Ende der Valles Marineris beginnt unten rechts seinen breiten Streifen über den Planeten zu ziehen.
Foto: NASA/JPL-Caltech
Atmosphärenforschung für zukünftige Missionen
Für die Forschung auf dem Mars spielt das Verständnis der Atmosphäre eine entscheidende Rolle. Wolkenbildungen, Windverhältnisse und saisonale Schwankungen sind wichtige Faktoren – nicht zuletzt für die Planung künftiger Landungen oder längerer Aufenthalte auf dem Planeten.
„Wir sehen einige wirklich signifikante saisonale Unterschiede in diesen Horizontbildern“, sagt der Atmosphärenexperte Michael D. Smith vom NASA Goddard Space Flight Center. „Das gibt uns neue Hinweise darauf, wie sich die Atmosphäre des Mars im Laufe der Zeit entwickelt.“
Ein besseres Verständnis der Wolkendynamik hilft dabei, Staubstürme oder Temperaturverteilungen vorherzusagen. Für bemannte Missionen könnten diese Daten entscheidend sein – etwa beim Eintritt in die Atmosphäre oder beim Anflug auf eine Landestelle.
Odyssey: Zusammenarbeit über Jahrzehnte
Die Raumsonde wurde von Lockheed Martin Space gebaut und wird gemeinsam mit dem Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA betrieben. THEMIS, das zentrale Instrument für die Aufnahmen, wurde von der Arizona State University entwickelt und gesteuert. Die Mission ist Teil des Mars Exploration Program der NASA und liefert seit Jahren kontinuierlich neue Erkenntnisse über Geologie und Atmosphäre des Planeten.
Auch wenn Odyssey ursprünglich nicht dafür ausgelegt war, den Marshorizont zu fotografieren, zeigt diese Erweiterung der Funktionalität, welches Potenzial in bewährter Technik steckt – insbesondere dann, wenn kreative Nutzungen neue Perspektiven eröffnen.
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