Alyssa Carson will unbedingt zum Mars: Schafft sie es?
Alyssa Carson will zum Mars. Der Weg dorthin führt über Wissenschaft, Geduld und viele offene Fragen der Raumfahrt.
Alyssa Carson will zum Mars. Der Weg dorthin führt über Wissenschaft, Geduld und viele offene Fragen der Raumfahrt. Auf dem Bild ist sie zusammen mit dem Schweizer Raphaël Domjan zu sehen, der im Jahr 2025 einen neuen Höhenrekord für Solarflugzeuge aufgestellt hat.
Foto: picture alliance/KEYSTONE | LAURENT MERLET
Alyssa Carson träumt seit ihrer Kindheit von einer Reise zum Mars. Sie ist Astrobiologin, Doktorandin und eine bekannte Stimme der sogenannten Marsgeneration. Trotz medialer Missverständnisse ist sie keine Astronautin der NASA, sondern verfolgt ihren Weg über Forschung, Ausbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Wie realistisch ist ihr Weg zwischen Forschung, Training und Raumfahrtvisionen?
Inhaltsverzeichnis
Erster Mensch auf dem Mars?
Der Traum vom Mars beginnt bei Alyssa Carson früh. Sehr früh. Während andere Kinder von Feuerwehr oder Popstars sprechen, richtet sie ihren Blick auf den Roten Planeten. Heute ist Carson 24 Jahre alt. Sie ist keine Astronautin. Sie ist auch keine Astronautin „in Ausbildung“ bei der NASA. Und doch steht sie wie kaum eine andere Person für die Idee, dass der Mars eines Tages von Menschen betreten wird – vielleicht sogar von ihr.
Carson gehört zu einer Generation, für die Raumfahrt kein fernes Prestigeprojekt mehr ist. Marsrover, Raumsonden und private Raumfahrtunternehmen prägen ihr Weltbild. Ihr Weg ist geprägt von Ausbildung, Forschung und öffentlicher Präsenz – begleitet von anhaltenden Missverständnissen über ihren Status.
Eine Kindheit im Zeichen des Weltraums
Geboren wurde Alyssa Carson am 10. März 2001 in Hammond, Louisiana. Ihr Interesse am Mars wird früh geweckt – ausgelöst durch eine Zeichentrickserie. Statt Antworten zu finden, stößt sie auf offene Fragen. Das treibt sie an.
Mit sieben Jahren besucht sie erstmals ein NASA Space Camp in Huntsville. Simulationen, Modellraketen und Technik prägen diese Zeit. Carson kehrt immer wieder zurück und nimmt schließlich an allen verfügbaren Space Camps teil – auch international. Bis heute ist sie die einzige Person, der das gelungen ist.
Dort entsteht auch ihr Spitzname „Blueberry“. Unter dem Namen NASABlueberry baut sie später eine große Social-Media-Präsenz auf und genau hier beginnen viele Fehlinterpretationen.
Frühe Förderung und intensives Traininginst
Mit 15 Jahren wird Carson in die Advanced PoSSUM Space Academy aufgenommen. Das Programm vermittelt Grundlagen für suborbitale Flüge und Weltraumforschung. Sie absolviert Survival-Training, Schwerelosigkeitsflüge, Zentrifugenläufe und Tauchübungen.
Mit 18 erwirbt sie eine Pilotenlizenz und besucht ein Sally-Ride-Sommercamp am MIT. Carson setzt früh auf eine Doppelstrategie: Öffentlichkeit und wissenschaftliche Qualifikation.
Nach dem Abschluss an der Baton Rouge International School studiert sie Astrobiologie am Florida Institute of Technology. 2023 erhält sie ihren Bachelor. Heute promoviert sie an der University of Arkansas im Bereich Mikrobiologie. Sie untersucht, wie Bakterien unter marsähnlichen Bedingungen überleben können.
Forschung statt Fernsehshow
Carson betont immer wieder die Rolle der Forschung. Im Gespräch mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) sagt sie: „Der Mars ist ein Planet, zu dem wir noch viele Fragen haben.“ Tatsächlich ist der Mars trotz jahrzehntelanger Missionen nur begrenzt erforscht. Rover liefern Daten, aber keine Rückführungen. Carson sieht hier einen Vorteil bemannter Missionen.
Ihr Fokus liegt auf der Suche nach Leben. Im RND-Interview sagt sie offen: „Ich meine, ich muss jetzt sagen, dass es Leben auf dem Mars gibt, sonst hätte ich nicht wirklich viel Motivation für meine Forschung.“ Gleichzeitig bleibt sie nüchtern. Der heutige Mars ist lebensfeindlich, seine Vergangenheit aber möglicherweise nicht. Wie lange der Mars bewohnbar war, wird durchaus kontrovers diskutiert.
Die Technik hinter dem Traum
Eine bemannte Marsmission bringt massive technische Herausforderungen. Mit heutigen Antrieben dauert der Flug rund sechs Monate. Strahlenbelastung, Schwerelosigkeit und Isolation sind zentrale Risiken.
Carson spricht diese offen an. Im RND-Interview erklärt sie: „Mit den jetzigen Antrieben würde es rund sechs Monate dauern, um zum Mars zu fliegen.“
Neue Antriebssysteme könnten die Reise verkürzen, sind aber noch nicht einsatzbereit. Carson vermeidet feste Zeitpläne. Marsmissionen seien möglich, aber komplex. Von einer dauerhaften Besiedlung hält sie derzeit wenig. Realistisch seien zunächst Forschungsmissionen mit Rückkehr.
Zwischen Vorbildrolle und Fehlinformationen
Mit wachsender Bekanntheit wächst auch die Verwirrung. Medien bezeichnen Carson häufig fälschlich als „Astronautin in Ausbildung“. Die NASA hat mehrfach klargestellt, dass keine Verbindung besteht. Auch Space Camp und PoSSUM sind keine offiziellen Astronautenprogramme.
Faktenchecker wie Snopes haben diese Fehlinformationen aufgearbeitet. Carson widerspricht ihnen regelmäßig. Sie bewirbt sich nicht um Sonderrollen, sondern erfüllt Voraussetzungen wie viele andere auch.
Ihre Rolle bleibt ambivalent. Sie ist Influencerin und Markenbotschafterin, arbeitet aber zugleich im Labor und veröffentlicht Bücher über Raumfahrtkarrieren. Diese Mischung erzeugt Aufmerksamkeit – und Kritik.
Motivation, Zweifel und Durchhaltevermögen
Carson spricht offen über Zweifel und Spott. Im RND-Interview sagt sie: „Die Leute nahmen mich nicht so ernst, wie ich es mir gewünscht hätte.“
Ihr junges Alter wurde oft gegen sie verwendet. Sie reagierte mit Konsequenz, Etappenzielen und Ausdauer. Ihr Rat an junge Menschen ist klar: große Träume zulassen, aber realistische Wege gehen. Raumfahrt brauche viele Rollen – nicht nur Astronautinnen und Astronauten.
Wie realistisch ist der Marsflug?
Die zentrale Frage bleibt offen: Wird Alyssa Carson zum Mars fliegen? Realistisch betrachtet ist das ungewiss. Selbst die NASA hat bislang keinen verbindlichen Zeitplan für eine bemannte Marsmission vorgelegt. Offizielle Roadmaps sehen keine konkrete Startzeit mit Crew vor. Die Mars-Pläne werden in Rahmenprogrammen wie Artemis eher als langfristiges Ziel der 2030er Jahre beschrieben. NASA konzentriert sich aktuell auf Artemis-Mondmissionen und auf Technologieentwicklung für spätere Marsmissionen.
SpaceX-Gründer Elon Musk liefert regelmäßig Zeitpläne für Marsmissionen, z. B. soll bereits 2026 einen unbemannte Starship-Mission mit Robotern an Bord starten. Menschen könnten laut Musk ab 2030 zum Mars starten, sofern viele Schritte wie wiederverwendbare Starship-Tests, orbitales Betanken und Landungstechnologien funktionieren.
Physische und medizinische Barrieren sind nicht gelöst
Langzeitaufenthalte im Weltraum gelten als problematisch:
- Strahlenbelastung, Muskel- und Knochenschwund sowie kognitive Effekte sind nachweislich unbehandelt und stellen eindeutige Risiken dar.
- Simulationen wie HI-SEAS zeigen, dass Isolation, psychische Belastungen und Betriebsabläufe vor Ort kritisch sind und nicht trivial zu lösen.
Diese Risiken müssen vor einem bemannten Missionseinsatz deutlich reduziert werden.
Technologische Grundlagen sind in Arbeit, aber nicht abgeschlossen
NASA und Partner testen Technologien für Marsvorbereitung, etwa:
- MOXIE, ein Experiment zur Sauerstoffgewinnung auf dem Mars, zeigt erste Erfolge – aber seine Skalierung für Menschen steht noch aus.
- Analoge Missionen und Simulationen testen Crew-Verhalten und Versorgungskonzepte, aber keine echte Marsumgebung.
Es gibt Fortschritte, aber diese sind Komponenten eines Marsprogramms, nicht das gesamte Missionssystem.
Internationale und kommerzielle Beteiligung bleibt fragmentiert
Mehrere Staaten und Agenturen, darunter auch China und Russland, diskutieren Marspläne; echte, koordinierte Programme fehlen derzeit. Private Player wie SpaceX treiben Entwicklungen voran, aber internationale Raumfahrt bleibt fragmentiert.
Konkrete Bewertung der Realisierbarkeit
| Aspekt | Status | Bewertung |
| Startfenster | Alle 26 Monate | Realistisch planbar |
| Flugdauer | 7–9 Monate (klassisch), potenziell 3 Monate (experimentell) | Technisch möglich, aber komplex |
| Technologie vorhanden | Teilbereiche ja (Transportsysteme, Habitat-Prototypen) | Noch nicht integriert |
| Gesundheitsrisiken | Problematisch | Forschung läuft, Lösungen fehlen |
| NASA Zeitplan | 2030er Jahre (orientierend) | Nicht verbindlich |
| SpaceX Ziele | Ende 2020er / 2030 (optimistisch) | Ambitioniert, unsicher |
Carson selbst hält sich bedeckt. Im RND-Interview sagt sie: „Wer weiß, vielleicht werde ich die Erste auf dem Mars sein, vielleicht aber auch nicht.“
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