Warum Ultraschall der ökologischste Blick in den Körper ist
Der Gesundheitssektor trägt erheblich zum CO₂-Ausstoß bei – auch durch bildgebende Verfahren. Aktuelle Untersuchungen zeigen, warum Ultraschall im Vergleich zu CT und MRT ökologisch klar im Vorteil ist. Die Sonografie könnte damit eine zentrale Rolle für eine nachhaltige, qualitätsgesicherte Diagnostik der Zukunft spielen.
Untersuchungen zufolge ist Ultraschall das umweltfreundlichste bildgebende Verfahren.
Foto: SmarterPix/Bork
Die globale Erwärmung zählt zu den größten Herausforderungen unserer Zeit und betrifft Umwelt, Gesellschaft und das Gesundheitswesen gleichermaßen. Während gesundheitliche Folgen des Klimawandels intensiv erforscht werden, rückt zunehmend auch der ökologische Fußabdruck des Gesundheitssektors selbst in den Fokus. Mit einem Anteil von rund 4,4 Prozent an den weltweiten CO₂-Emissionen trägt er messbar zur Umweltbelastung bei.
Der steigende Ressourcenverbrauch ist eng mit der wachsenden Nachfrage nach medizinischen Leistungen verbunden. Besonders bildgebende Verfahren spielen hierbei eine zentrale Rolle, da sie essenziell für Diagnostik und Therapie sind. Gleichzeitig sind sie mit hohem Energiebedarf, komplexer Technik und teilweise umweltrelevanten Verbrauchsmaterialien verbunden, was ihre ökologische Bedeutung weiter verstärkt.
Bedeutung bildgebender Verfahren in der modernen Medizin
Bildgebende Verfahren sind aus der heutigen Medizin nicht wegzudenken. Sie sind unverzichtbar in der Notfallversorgung, der Onkologie sowie bei zahlreichen weiteren Indikationen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation werden weltweit jährlich mehr als 3,6 Milliarden bildgebende Untersuchungen durchgeführt, was ihre enorme Relevanz für die Gesundheitsversorgung verdeutlicht.
Ein Blick auf die Verteilung zeigt deutliche Unterschiede: In England entfallen fast die Hälfte aller Untersuchungen auf konventionelles Röntgen, während Ultraschall, Computertomographie und Magnetresonanztomographie geringere, aber dennoch relevante Anteile ausmachen. Mit der steigenden Verfügbarkeit wächst jedoch auch die Zahl der Untersuchungen insgesamt – und damit ihr ökologischer Fußabdruck.
Zunehmende Nutzung bildgebender Verfahren und ihre Folgen
Die kontinuierliche Zunahme bildgebender Verfahren geht nicht immer mit einem entsprechenden medizinischen Nutzen einher. Studien zeigen, dass ein erheblicher Teil der Untersuchungen als medizinisch wenig sinnvoll eingestuft werden kann. Eine systematische Analyse aus dem Jahr 2024 beziffert die jährlichen Kosten solcher Untersuchungen auf bis zu zwei Milliarden US-Dollar.
Durch eine konsequentere Auswahl geeigneter bildgebender Verfahren ließen sich laut dieser Analyse bis zu 95 Prozent dieser Ausgaben vermeiden. Neben finanziellen Einsparungen könnten so auch Ressourcen geschont und umweltrelevante Emissionen reduziert werden. Damit wird deutlich, dass medizinische Qualität und ökologische Verantwortung eng miteinander verknüpft sind.
Umweltvergleich bildgebender Verfahren im klinischen Alltag
Die Umweltbilanz unterscheidet sich deutlich je nach eingesetzter Technologie. Ultraschallbasierte bildgebende Verfahren zeichnen sich durch einen besonders geringen Energieverbrauch sowie niedrige Anschaffungs- und Wartungskosten aus. Ihre CO₂-Bilanz profitiert zudem davon, dass Untersuchungen häufig direkt am Krankenbett erfolgen können und Transportwege entfallen.
Auch über den gesamten Lebenszyklus hinweg zeigt sich der ökologische Vorteil. Herstellung, Nutzung und Entsorgung verursachen deutlich weniger Emissionen als bei CT oder MRT. Zudem sind Ultraschallgeräte langlebig, flexibel einsetzbar und benötigen weder aufwendige bauliche Maßnahmen noch spezielle Abschirmungen, was ihren Ressourcenbedarf weiter senkt.
Bildgebende Verfahren und diagnostische Fokussierung
Ein weiterer Aspekt betrifft den diagnostischen Ansatz. Ultraschall konzentriert sich häufig auf eine klar definierte klinische Fragestellung und erlaubt eine unmittelbare Einordnung der Befunde durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt. Dadurch können klinisch irrelevante Nebenbefunde direkt eingeordnet und unnötige Folgeuntersuchungen vermieden werden.
Gerade in der Notfallmedizin ist dieser Vorteil wichtig, da bildgebende Verfahren dort häufig als unverzichtbar gelten. Die Möglichkeit, diagnostische Entscheidungen unmittelbar mit den Patientinnen und Patienten zu besprechen, kann zusätzliche, energieintensive Untersuchungen vermeiden und gleichzeitig die Belastung für die Betroffenen reduzieren.
Ressourcenintensive Alternativen: CT und MRT
Im Vergleich dazu ist die Computertomografie deutlich ressourcenintensiver. Neben einem höheren Stromverbrauch tragen jodhaltige Kontrastmittel sowie die notwendige Infrastruktur zur Umweltbelastung bei. Hinzu kommt die Strahlenexposition für die Patientinnen und Patienten, die langfristig zusätzliche gesundheitliche Risiken mit sich bringen kann.
Die Magnetresonanztomografie weist den höchsten Energiebedarf aller klinisch relevanten bildgebenden Verfahren auf. Kühlung mit flüssigem Helium, komplexe Recyclingprozesse und der Einsatz gadoliniumhaltiger Kontrastmittel wirken sich negativ auf die Umweltbilanz aus. Optimierungen wie reduzierte Leerlaufzeiten könnten jedoch Einsparpotenziale bieten.
Neue Bewertungsmaßstäbe für bildgebende Verfahren
Angesichts ökologischer und wirtschaftlicher Herausforderungen wird zunehmend eine Neubewertung bildgebender Verfahren gefordert. Statt ausschließlich das technisch aufwendigste Verfahren zu bevorzugen, soll künftig stärker berücksichtigt werden, welches Verfahren für die jeweilige Fragestellung ausreichend ist – bei möglichst geringem Ressourcenverbrauch.
Ultraschall erfüllt diese Kriterien in vielen Fällen. Er gilt als zielgerichtet und kostengünstig und weist zugleich einen minimalen CO₂-Fußabdruck auf. Eine stärkere Verankerung von Nachhaltigkeitsaspekten in Leitlinien und Entscheidungsprozessen könnte daher einen wichtigen Beitrag zur Transformation des Gesundheitswesens leisten.
Ultraschall als nachhaltige Perspektive?
Die gesellschaftliche Debatte über den ökologischen Fußabdruck des Gesundheitswesens verleiht dem Thema zusätzliche Bedeutung. Ultraschall bietet Vorteile, die über die bekannte Strahlenfreiheit hinausgehen. Sowohl bei Herstellung als auch Anwendung benötigt die Sonografie deutlich weniger Energie als andere bildgebende Verfahren und verursacht entsprechend geringere Emissionen.
Zudem ermöglichen mobile Geräte eine schnelle, patientennahe Diagnostik. Dadurch lassen sich Wartezeiten verkürzen und weitere Untersuchungen vermeiden, die häufig durch unspezifische Befunde bei CT oder MRT ausgelöst werden. Die vergleichsweise niedrigen Investitions- und Betriebskosten tragen zusätzlich zur Nachhaltigkeit des Verfahrens bei.
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