Alternative zu Cholesterintests 28.04.2025, 11:00 Uhr

Neuer Bluttest sagt Risiko für Herzkrankheiten besser voraus

Ein neuer Bluttest, der die Marker ApoB und Lipoprotein(a) misst, könnte das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen präziser erfassen als herkömmliche Cholesterintests.

Herzerkrankungen

Seit langer Zeit ist der Cholesterintest das Maß der Dinge, um das Risiko von Herzerkrankungen vorherzusagen. Nun gibt es einen besseren Test.

Foto: PantherMedia / Natalia Danko

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind sie für einen großen Teil aller Todesfälle verantwortlich. Viele dieser Erkrankungen ließen sich durch Veränderungen im Verhalten oder der Umwelt vermeiden: weniger Rauchen, gesündere Ernährung, mehr Bewegung. Doch dazu muss das Risiko frühzeitig erkannt werden. Nur so können Betroffene rechtzeitig handeln oder eine geeignete Behandlung erhalten.

Seit fast 60 Jahren nutzen Ärztinnen und Ärzte zur Risikoabschätzung vor allem den Cholesterinspiegel im Blut. Das reicht jedoch nicht immer aus. Eine neue Untersuchung, durchgeführt von Teams der Chalmers University of Technology in Schweden und der Harvard University in den USA, zeigt: Zwei bestimmte Marker im Blut geben ein noch klareres Bild vom individuellen Risiko.

Cholesterin: Freund und Feind zugleich

Cholesterin ist eine fettartige Substanz, die unser Körper dringend braucht. Sie ist ein wichtiger Baustein für Zellmembranen und wird für die Herstellung von Vitaminen und Hormonen verwendet. Doch im Übermaß kann Cholesterin gefährlich werden. Es lagert sich an den Wänden der Blutgefäße ab. Solche Ablagerungen, sogenannte Plaques, können reißen. Bildet sich dann ein Blutgerinnsel, kann es zum Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen.

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Cholesterin ist im Blut nicht frei unterwegs. Es wird durch Lipoproteine transportiert. Diese Partikel unterscheiden sich in vier Hauptklassen. Drei davon tragen auf ihrer Oberfläche ein Eiweiß, genannt Apolipoprotein B (ApoB). Diese drei Klassen transportieren das „schlechte Cholesterin“, das sich an den Gefäßwänden ablagert. Die vierte Klasse hingegen, die Lipoproteine hoher Dichte (HDL), hilft, überschüssiges Cholesterin zurück zur Leber zu bringen. Aus diesem Grund spricht man oft vom „guten“ und „schlechten“ Cholesterin.

Der neue Ansatz: Statt Cholesterin die Träger messen

Bisher wird das Risiko für Herzerkrankungen überwiegend über den Cholesterinspiegel bestimmt. Doch Cholesterin kann im Blut nicht ohne seine Träger zirkulieren. Forschende setzen daher zunehmend auf die direkte Messung der Lipoproteine selbst.

Jakub Morze, Hauptautor der aktuellen Studie, erklärt:
„Bisher war unklar, ob zwei Patienten mit dem gleichen Cholesterinspiegel, aber unterschiedlichen Eigenschaften der Lipoproteinträger, dasselbe Risiko haben. Unser Ziel war es, das besser zu verstehen.“

Das Team analysierte Blutproben von mehr als 200.000 Menschen aus der UK Biobank. Keine dieser Personen hatte bei Studienbeginn eine bekannte Herzerkrankung. Über bis zu 15 Jahre verfolgten die Forschenden, wie sich die Blutwerte auf das Auftreten von Herzinfarkten und anderen Problemen auswirkten. Die wichtigsten Ergebnisse wurden zusätzlich in einer weiteren schwedischen Studie, „Simpler“, überprüft.

ApoB – der genauere Risikomarker

Das zentrale Ergebnis der Studie: Der Blutwert für ApoB spiegelt das Risiko für Herzkrankheiten besser wider als der klassische Cholesterintest. ApoB zeigt die Gesamtzahl der „schlechten“ Lipoproteine im Blut an – unabhängig davon, wie viel Cholesterin sie jeweils tragen.

Jakub Morze fasst es zusammen: „Wir haben festgestellt, dass ApoB der beste Marker ist. Die Messung liefert genauere Informationen als herkömmliche Tests.“

Herkömmliche Cholesterintests bleiben zwar oft zuverlässig. Doch bei etwa 8 % der getesteten Personen könnte das Risiko unterschätzt werden. Besonders kritisch ist dies, weil 20 bis 40 % aller ersten kardiovaskulären Ereignisse tödlich verlaufen. Ein genauerer Test könnte daher Leben retten.

Lipoprotein(a) – ein weiterer wichtiger Faktor

Neben ApoB rückte noch ein zweiter Marker in den Fokus: Lipoprotein(a), auch Lp(a) genannt. Es handelt sich um ein spezielles Lipoprotein, das besonders riskant ist, wenn es in hoher Konzentration vorkommt. Bei den meisten Menschen macht es weniger als 1 % der gesamten Lipoproteine aus. Bei einigen kann der Anteil jedoch extrem hoch sein, was das Risiko deutlich steigert.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch Lipoprotein(a) getestet werden sollte“, sagt Clemens Wittenbecher, Mitautor der Studie. „Das gibt ein vollständigeres Bild über das lipidbedingte Risiko.“ Beide Tests – für ApoB und Lipoprotein(a) – sind bereits verfügbar. Sie sind einfach durchzuführen und vergleichsweise günstig.

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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