Vertrauen verspielt? Der stille Umbau von WeTransfer
WeTransfer sorgt mit einer umstrittenen KI-Klausel und drastischen Umstrukturierungen nach der Übernahme durch Bending Spoons für Schlagzeilen. Was sich an den Nutzungsbedingungen, Abo-Modellen und hinter den Kulissen verändert – ein Überblick.
WeTransfer im Wandel: Streit um KI-Nutzungsrechte eskalierte.
Foto: PantherMedia / mindea
WeTransfer hat kürzlich für Aufregung gesorgt, weil eine neue Klausel in den Nutzungsbedingungen viel zu weit ging. Offiziell sollte sie dazu dienen, mithilfe von KI schädliche Inhalte besser erkennen und moderieren zu können. Doch die Formulierung ließ deutlich mehr zu.
Laut den Bedingungen hätte WeTransfer das Recht gehabt, hochgeladene Dateien nicht nur für die Verbesserung der KI zu verwenden, sondern auch zu vervielfältigen, zu verändern, zu veröffentlichen oder öffentlich vorzuführen. Das klang für viele so, als ob WeTransfer sich damit das Recht sichern wollte, die Inhalte auch weiterzuverkaufen – etwa an KI-Firmen.
Das sorgte besonders in der Kreativszene für großen Unmut. Viele dachten darüber nach, zu alternativen Anbietern zu wechseln.
Hinzu kam: Wer eine Datei hochgeladen hätte, hätte automatisch diese Rechte eingeräumt – ganz egal, ob er oder sie wirklich die Rechte an der Datei besaß. Das hätte im Zweifel rechtliche Probleme für die Nutzer bedeutet.
Nach massiver Kritik und öffentlichem Druck hat WeTransfer die Klausel am Dienstag (15. Juli) überarbeitet. Jetzt steht darin, dass Inhalte nur noch zur Verbesserung und zum Betrieb des Dienstes verwendet werden dürfen – und das laut eigener Aussage im Einklang mit der Datenschutzrichtlinie. Die neue Regelung gilt ab dem 8. August für alle bestehenden Nutzer.
Klarstellung von WeTransfer
In einem Blogbeitrag versuchte WeTransfer, die Wogen zu glätten. Unter dem Titel „WeTransfer Terms of Service — What’s really changing“ versucht das Unternehmen, die Änderungen zu erklären und die entstandene Verwirrung auszuräumen.
Zunächst betonte das Unternehmen, dass die Inhalte grundsätzlich im Besitz der Nutzer bleiben. In Abschnitt 6.2 der Nutzungsbedingungen („Eigentum an Inhalten“) sei ausdrücklich festgehalten, dass WeTransfer keinerlei Eigentumsrechte an den Inhalten beanspruche. Alle Rechte, einschließlich der geistigen Eigentumsrechte, würden bei den Nutzer:innen oder ihren Lizenzgebern bleiben.
WeTransfer erklärte darin, dass der umstrittene Absatz 6.3 ursprünglich AI als mögliche Nutzung nennen sollte – ausschließlich zur Verbesserung der Inhaltsmoderation und Erkennung schädlicher Inhalte. Ein genauer Blick zeigte, dass die ursprünglich betroffene Formulierung nur in der weltweiten Version der AGB enthalten war – in der US-Version fehlte dieser AI-Abschnitt. WeTransfer hat beide Versionen nun vereinheitlicht und die Formulierungen zum KI-Einsatz komplett gestrichen.
Restrukturierung unter Bending Spoons
Und nun versuchen wir zu verstehen, was da hinter den Kulissen bei WeTransfer abläuft. Um an mehr Informationen zu kommen, haben wir auch die Impressum-Seite von WeTransfer besucht – die allerdings zu einem nicht funktionierenden Link (Stand 16. 7. 2025) führt: https://wetransfer.com/de-DE/explore/imprint.
Dann werfen wir einen Blick auf die aktuelle Nachrichtenlage, um weitere Einblicke und Reaktionen rund um die Entwicklungen bei WeTransfer und dem neuen Eigentümer Bending Spoons zu gewinnen.
Im August 2024 wurde WeTransfer vom italienischen App-Entwickler Bending Spoons übernommen. Kurz danach kündigte der CEO Luca Ferrari drastische Veränderungen an: Rund 75 % der über 350 Mitarbeitenden in den Büros in Amsterdam, London und New York sollen entlassen werden, um das Team deutlich zu verschlanken und neu auszurichten. Ferrari betonte, dass man die Lücke zwischen der aktuellen Situation und der angestrebten Zukunft schnell und vollständig schließen wolle – auch wenn dafür unpopuläre Entscheidungen nötig seien.
Bending Spoons ist bekannt für solche rigorosen Restrukturierungen: Nach Übernahmen wie bei Evernote, Filmic oder Meetup wurden ebenfalls große Teile der Belegschaften abgebaut. Seit der Übernahme von WeTransfer gab es bislang kaum Innovationen, abgesehen von einer Funktion zur Verlängerung von Download-Links.
Neue Pakete und Limitierungen
Änderungen ließen nicht lange auf sich warten: Wie Golem Ende 2024 berichtete, hat WeTransfer sein kostenloses Angebot deutlich eingeschränkt. Nutzer des Free-Pakets können jetzt nur noch zehn Übertragungen pro Monat durchführen. Im Gegenzug wurden jedoch einige Funktionen verbessert, etwa die maximale Dateigröße, die nun bei 3 GByte liegt, sowie der Zugang zu zuvor kostenpflichtigen Features wie Passwortschutz.
Zudem führte WeTransfer neue kostenpflichtige Pakete ein: Das „Starter“-Paket kostet 6,99 US-Dollar im Monat und erlaubt Dateien bis zu 300 GByte. Für 25 US-Dollar im Monat gibt es das „Ultimate“-Paket mit unbegrenzten Übertragungen und ohne Einschränkungen.
Auch das IT Magazine berichtete, dass WeTransfer seine Abo-Pläne grundlegend überarbeitet hat. Diese Änderungen seien Teil einer umfassenden Neuausrichtung des Dienstes unter den neuen Eigentümern.
Interessant ist, dass WeTransfer nicht der erste Fall, der im Zusammenhang mit dem Eigentümer Bending Spoons für Unruhe sorgt. Auch der Spiegel berichtete im April 2025 (Komoot: Verkauf der Wander-App sorgt für Aufschrei in der Community – DER SPIEGEL) über den Verkauf der Wander-App Komoot an dasselbe Unternehmen. Dort sorgt die Übernahme ebenfalls für Unruhe, da viele Nutzer steigende Kosten befürchten und massiver Personalabbau droht.
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