Funkloch ade? 12.06.2025, 07:11 Uhr

Endlich stabiles Netz im Zug? Bahn testet neue 5G-Technik

Seit Jahren verspricht die Bahn besseres Internet für Zugreisende. Passiert ist bislang wenig. Jetzt soll ein neuer Anlauf die Versorgung endlich verbessern.

Frau mit Handy im Zug

Die Bahn will mit den vier großen deutschen Mobilfunkanbietern endlich flächendeckend schnelles Internet in den Zug bringen.

Foto: PantherMedia / sergio_monti (YAYMicro)

Die Bahn und alle vier großen deutschen Mobilfunkanbieter – 1&1, Deutsche Telekom, O2 Telefónica und Vodafone – haben sich zu einem gemeinsamen Projekt zusammengeschlossen. Ihr Ziel: leistungsstarkes Internet im Zug. Dafür wollen sie kompakte Funkmasten direkt am Gleis einsetzen, die speziell für den 5G-Einsatz ausgelegt sind.

Zunächst steht die Strecke Hamburg–Berlin im Fokus. Sie ist 278 km lang und gehört zu den meistbefahrenen in Deutschland. Täglich nutzen bis zu 230 Züge mit etwa 30.000 Fahrgästen die Verbindung. Gerade hier sei die Versorgung mit mobilem Internet unzureichend, so die Projektbeteiligten.

Viele Hürden für stabile Verbindung

Die Ursachen für die schwache Netzqualität im Zug sind vielfältig. Ein wichtiger Grund ist die mangelnde Abdeckung in ländlichen Gebieten. Dazu kommt ein technisches Problem in den Zügen selbst: Viele ICE-Wagen sind mit speziellen beschichteten Fenstern ausgestattet, die zwar Hitze abhalten, aber auch Mobilfunksignale abschirmen.

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Die Bahn versucht, dieses Problem zu lösen. Bei neueren ICE-Zügen kommen bereits funkdurchlässige Scheiben zum Einsatz. Ältere Wagen werden nachgerüstet: Dabei wird die Beschichtung per Laser aufgeritzt, um die Signalübertragung zu verbessern.

Projekt GINT XT – Gigabit auf dem Gleis

Das aktuelle Vorhaben trägt den Namen Gigabit Innovation Track XT (GINT XT). Neben den Mobilfunkunternehmen und der Bahn sind auch Vantage Towers (Funkmastbetreiber), der Netzwerkausrüster Ericsson, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie der Bahnnetzbetreiber Regio Infra Nord-Ost beteiligt. Finanziert wird das Projekt vom Bundesministerium für Digitales.

Die Projektpartner möchten gemeinsam testen, wie sich Antennen, Software und Netztechnik so einsetzen lassen, dass alle Mobilfunkanbieter dieselbe Infrastruktur nutzen. Das bedeutet: weniger Masten, mehr Effizienz und geringere Kosten.

Gemeinsame Infrastruktur – neue Technik

Zum Einsatz kommen vor allem Frequenzen im Bereich um 3,6 Gigahertz. Diese eignen sich für hohe Datenraten, haben aber nur eine begrenzte Reichweite. Ergänzt wird das durch Tests mit niedrigeren und höheren Frequenzbändern, um eine möglichst flächendeckende Versorgung sicherzustellen.

Gleichzeitig prüft das Team, wie sich der öffentliche Mobilfunk mit dem künftigen Bahnfunkstandard FRMCS (Future Railway Mobile Communication System) verträgt. FRMCS soll den heutigen GSM-R-Standard ablösen und sowohl Daten- als auch Sprachkommunikation der Züge sicherstellen.

Stimmen aus dem Projekt

Digitalminister Karsten Wildberger betonte bei der Vorstellung des Projekts, dass schnelles Internet im Zug „kein Zukunftstraum bleiben dürfe“. Es sei ein „Zeichen eines modernen Staates“, dass Menschen auch unterwegs arbeiten, streamen und kommunizieren könnten.

Auch Markus Haas, Vorstandsvorsitzender von O2 Telefónica, sieht in der Zusammenarbeit einen wichtigen Schritt: „Die ersten Tests zeigen: Gigabit am Gleis ist machbar, wenn alle mit anpacken.“

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Noch viele Fragen offen

Trotz optimistischer Töne bleibt Skepsis angebracht. Ähnliche Projekte wurden in der Vergangenheit angekündigt, blieben aber ohne nachhaltige Wirkung. Entscheidend wird sein, ob die technische Umsetzung gelingt – und ob sie schnell genug vorankommt.

Denn Fahrgäste erwarten längst eine stabile Verbindung im Zug, nicht erst in der Zukunft. Die Hoffnung ruht nun auf einem abgestimmten Vorgehen aller Beteiligten – und auf der Strecke Hamburg–Berlin als möglichem Vorbild für ganz Deutschland. (mit dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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