Stablecoin PayPal USD 16.10.2025, 08:30 Uhr

Digitaler Super-GAU: 300 Billionen Dollar versehentlich erzeugt

Interner Fehler bei Paxos: 300 Billionen PYUSD aus Versehen geprägt – ohne Schaden, aber mit Lehren für sichere Stablecoins.

Blockchain-Panne durch Tippfehler

Tippfehler? Blockchain-Panne mit Lehrwert: 300 Billionen PYUSD prägte Paxos versehentlich – und löschte sie wieder.

Foto: Smarterpix / cherd_c@hotmail.com

Ein Zahlenschock, der fast schon absurd klingt: 300 Billionen Dollar tauchten plötzlich auf der Blockchain auf. So viel wäre der Stablecoin PayPal USD (PYUSD) theoretisch wert gewesen – wenn die kurzzeitig erzeugten Token echt existiert hätten. Der Grund: ein interner Fehler beim Emittenten Paxos. Die Firma prägte die Coins versehentlich und löschte sie wenige Minuten später wieder.

Laut Paxos bestand zu keinem Zeitpunkt Gefahr für Nutzerinnen und Nutzer. In einem Statement hieß es: „Dies war ein interner technischer Fehler. Es liegt keine Sicherheitsverletzung vor. Die Gelder unserer Kunden sind sicher. Wir haben die Ursache behoben.“

Was genau passiert ist

Am Mittwochabend (UTC) zeigte Etherscan, das öffentliche Kassenbuch für Ethereum-Transaktionen, die Erzeugung von unglaublichen 300 Billionen PYUSD. Nach rund einer halben Stunde folgte der sogenannte Burn – also das gezielte Unbrauchbarmachen der Token, indem sie an eine Adresse gesendet werden, auf die niemand Zugriff hat.

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Bloomberg sprach von einem „fälschlicherweise ausgestellten Betrag in astronomischer Höhe“, der „innerhalb weniger Minuten stillschweigend rückgängig gemacht“ wurde. Auch ORF und andere Medien stellten klar: Kein Hackerangriff, kein Betrug – schlicht ein technischer Patzer.

Der Vorfall blieb trotzdem nicht ohne Folgen. Der DeFi-Lending-Dienst Aave stoppte kurzzeitig das PYUSD-Handeln, nachdem die ungewöhnlich große Transaktion bekannt wurde. Wenig später entspannte sich die Lage wieder: Der Stablecoin blieb im Verhältnis 1:1 zum US-Dollar stabil, die Kursausschläge hielten sich in engen Grenzen.

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Was ist PYUSD überhaupt?

PYUSD ist ein sogenannter Stablecoin, also eine digitale Währung, die ihren Wert an den US-Dollar koppelt. Das Versprechen lautet: 1 PYUSD = 1 US-Dollar.

Hinter dem Coin steht das Unternehmen Paxos, das laut eigenen Angaben die entsprechenden Werte in Bargeld, US-Staatsanleihen und ähnlichen sicheren Anlagen hinterlegt. PayPal beschreibt das Prinzip in seiner Hilfe-Seite so: PYUSD soll sich wie digitales Bargeld verhalten – nur eben auf der Blockchain.

300 Billionen – warum das so absurd ist

Um die Dimension zu verstehen, lohnt ein Vergleich: Die gesamte Weltwirtschaft bringt laut Internationalem Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr rund 117 Billionen Dollar auf die Waage. Der versehentliche „Fehl-Mint“ lag also beim Zweieinhalbfachen der Weltwirtschaftsleistung.

Noch ein Vergleich: Weltweit existieren aktuell rund 2,3 Billionen Dollar an physischem Bargeld. Der fehlerhafte PYUSD-Betrag entsprach damit etwa dem 125-Fachen aller existierenden Dollarnoten und -münzen zusammen. Kein Wunder, dass selbst Taschenrechner bei dieser Zahl kapitulieren.

Wie kann so etwas überhaupt passieren?

Die wahrscheinlichste Erklärung: ein sogenannter „Fat Finger“, also ein Tippfehler mit zu vielen Nullen in einem internen Prozess. Paxos selbst sprach allgemein von einem „technischen Fehler“.

Entscheidend ist, wie schnell reagiert wurde:
Fehler erkannt → Ursache isoliert → Token gelöscht → Öffentlichkeit informiert.

Das alles geschah innerhalb weniger Minuten – und ohne Schaden für Nutzerinnen und Nutzer.

Was man daraus lernen kann

Der Fall zeigt eindrucksvoll, wie selbst stabile Systeme im Krypto-Bereich für Sekundenbruchteile Summen erzeugen können, die jedes Vorstellungsvermögen sprengen. Die Transparenz der Blockchain sorgt zwar dafür, dass solche Fehler sofort sichtbar werden – verhindern kann sie sie aber nicht.

Oder anders gesagt: Auch in einer Welt aus Smart Contracts und Algorithmen gilt noch immer der älteste Grundsatz der Technik – wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. (mit Material der dpa)

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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