Kritische Infrastruktur 13.09.2025, 09:57 Uhr

Wie lassen sich Strommasten besser vor Sabotage schützen?

Brandanschläge und Manipulationen zeigen: Strommasten sind zentrale Schwachpunkte der Infrastruktur. Technik, Organisation und Politik müssen verstärkt zusammenarbeiten, um Versorgungsausfälle künftig zu verhindern.

Der teilweise beschädigte Strommast in Berlin

Der teilweise beschädigte Strommast in Berlin. Wie lassen sich Strommasten generell vor Sabotage schützen.

Foto: picture alliance/dpa | Jens Kalaene

Der großflächige Stromausfall in Berlin am 9. September 2025 verdeutlicht, wie verletzlich die Energieinfrastruktur in Deutschland gegenüber gezielter Sabotage ist. Nach einem Brandanschlag auf zwei Hochspannungsmasten waren mehr als 50.000 Haushalte, Dutzende Gewerbebetriebe, Pflegeeinrichtungen und Schulen für Stunden bis Tage ohne Strom.

Neben den unmittelbaren Auswirkungen auf die Versorgung machten der Vorfall und das Bekennerschreiben die angespannte Sicherheitslage sichtbar. Wie kann die kritische Infrastruktur künftig besser geschützt werden und welche technischen, organisatorischen und politischen Hebel stehen zur Verfügung?

Welche Bedeutung haben Strommasten für die Versorgungssicherheit?

Strommasten und Überlandleitungen bilden das Rückgrat der Stromversorgung in Deutschland und Europa. Sie sichern nicht nur den Betrieb in Haushalten und Unternehmen, sondern sind auch für Notrufsysteme, Verkehrsbetriebe und das Funktionieren von Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen essenziell.

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Weite Teile der Leitungsinfrastruktur verlaufen außerhalb der Städte, oft in wenig überwachten oder schwer kontrollierbaren Gebieten. Strommasten gehören offiziell zur kritischen Infrastruktur und sind – wie der aktuelle Berliner Fall zeigt, potenzielle Ziele für Sabotage und Angriffe. Ihr Ausfall kann weitreichende Folgen haben: Neben Versorgungsengpässen drohen Probleme bei Kommunikation, Wasserversorgung und -entsorgung sowie Funktionseinbußen in Sicherheitsbehörden, Rettungs- und Pflegeeinrichtungen.

Strommasten sind auch international ein Angriffsziel

Zu den klassischen Angriffsszenarien zählen Brandanschläge, Vandalismus und Metall-Diebstahl, aber vermehrt auch gezielte Übergriffe mit Brandbeschleunigern. Die Berliner Sabotage ist kein Einzelfall: Schon mehrfach kam es zu Angriffen auf Strommasten, etwa beim Teslawerk in Brandenburg oder durch Kabeldiebstähle, die den Bahnverkehr lahmlegten.

Auch international zählen Überlandleitungen zu den bevorzugten Zielen, etwa in den USA, wo Sabotageakte ganze Regionen betrafen. Dort verlaufen noch mehr Leitungen oberirdisch als hierzulande und sind somit schnell angreifbar. In Frankreich wurden mehrfach Drohnen über kritischer Energieinfrastruktur wie Atomkraftwerken gesichtet, was zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen und erhöhter Aufmerksamkeit führte.

Neben physischen Angriffen steigt das Risiko hybrider Bedrohungen: Die Kombination von digitaler Sabotage mit örtlichen Anschlägen gilt inzwischen als realistische Gefahr, wie die Bundesregierung betont.

Stromausfall durch Sabotage: Eine Schwachstellenanalyse

Warum sind Strommasten anfällig für Sabotage? Ein zentraler Schwachpunkt sind abgelegene Standorte, die sich nur schwierig überwachsen lassen. Weite Landstriche geben Angreifern viel Zeit, um unentdeckt zu agieren. Bei der Materialwahl – Holz- oder Stahlmasten – zeigen sich unterschiedliche Risiken: Während Holz weniger brandresistent ist, bieten Stahlkonstruktionen Schutz gegen Feuer, sind aber durch Diebstahl oder gezielte Angriffe dennoch verwundbar.

Auch die Redundanz im Netz ist begrenzt: Fällt eine Leitung aus, können nur bedingt andere Leitungen die Versorgung übernehmen. Umschaltungen gelingen oft, sind aber nicht immer möglich, wie der Berliner Fall zeigt. Systemisch bedingt ist das Netz weit verzweigt, sodass es an vielen Orten gleich mehrere neuralgische Punkte gibt.

Wie können Strommasten geschützt werden?

Moderne Technologien bieten eine breite Palette an Schutzmaßnahmen. Feuerfeste Ummantelungen und schwer entflammbare Baustoffe reduzieren das Risiko für Brandanschläge deutlich. Bei Neubauten achten die Ingenieurinnen und Ingenieure heutzutage auf verstärkte Konstruktionen und spezielle Ummantelungen aus verschiedenen Materialien.

Auch die Sensorik spielt eine immer größere Rolle: Bewegungs-, Vibration- und Temperatursensoren erkennen ungewöhnliche Aktivitäten und schlagen sofort Alarm. Besonders neuralgische Stellen können per Videoüberwachung kontrolliert werden. In den USA und Frankreich werden vermehrt Drohnen und autonome Kameras eingesetzt, um große Flächen abzusichern.

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Smart-Grid-Lösungen können helfen

Neben diesen direkten Schutzmaßnahmen sind Smart-Grid-Lösungen entscheidend, um im Fall eines Angriffs schnell reagieren zu können: Digitale Netze erlauben eine sofortige Umschaltung auf andere Leitungswege, sodass der Ausfall einzelner Masten weniger gravierende Folgen hat.

Neu sind zudem Systeme wie der „Stromzaun“: In Berlin werden mittlerweile an ausgesuchten Stellen elektrifizierte Zäune getestet, die das unbefugte Betreten von Masten erschweren und zugleich mit Alarmanlagen gekoppelt sind.

Bessere Organisation gegen Sabotage am Stromnetz

Technik allein genügt in der Regel nicht – organisatorische und logistische Maßnahmen sind ebenso wichtig. Dazu zählen regelmäßige Kontrollen und Inspektionen besonders gefährdeter Gebiete, die enge Zusammenarbeit von Netzbetreibern mit Polizei und Feuerwehr sowie die Einrichtung von Krisenteams, die im Ernstfall schnell reagieren.

Die Bundesregierung fordert aktuell für Betreiber von Energieinfrastruktur regelmäßige Risikoanalysen und Resilienzpläne. Unternehmen sind verpflichtet, nicht nur technische Sicherungen wie Zäune oder Sensoren einzubauen, sondern auch personelle und organisatorische Vorkehrungen zu treffen, etwa klare Alarm- und Krisenabläufe festzulegen, Notstromversorgungen zu planen und Lieferketten sicherzustellen. Besonders große Versorgungsunternehmen müssen künftig die Versorgung von mindestens 500.000 Einwohnern durch widerstandsfähige Systeme und kontinuierliche Überwachung gewährleisten.

Mitarbeiterschulungen sind ebenso wichtig, um auf ungewöhnliche Vorfälle vorbereitet zu sein. Notfallpläne und Meldeketten sollen dafür sorgen, dass Sabotage möglichst früh erkannt und effizient abgewehrt werden kann.

Was macht die Politik, um kritische Infrastruktur zu sichern?

Deutschland reagiert auf die gestiegene Bedrohungslage mit einem neuen Gesetzesentwurf („KRITIS-Dachgesetz“), der erstmals bundesweit einen einheitlichen Rahmen für den nicht-digitalen Schutz kritischer Anlagen bieten soll. Dieser ergänzt das bestehende IT-Sicherheitsgesetz und überträgt zentrale EU-Vorgaben (NIS-2-Richtlinie) in nationales Recht.

Zu den Pflichten der Betreibenden zählen künftig Melde- und Registrierungspflichten, Risikoanalysen, die Umsetzung technischer und organisatorischer Mindeststandards sowie eine Meldepflicht aller Sabotagefälle an die Bundesstellen BBK und BSI. Verstoßen Unternehmen gegen die Vorgaben, drohen empfindliche Bußgelder und Haftung der Geschäftsführenden.

Auch das Bundesinnenministerium und die Bundesnetzagentur haben die Schutzmaßnahmen deutlich erhöht und setzen verstärkt auf ressortübergreifende Koordination, Echtzeitlagebilder und einen strukturierten Austausch der Ressorts.

Internationale Strategien

International werden verschiedene Strategien verfolgt, um Strommasten vor Sabotage zu schützen. In den USA ist das sogenannte „Hardening“ verbreitet: Umfassende Verstärkungen der Masten, verschärfte Zugangskontrollen und eine flächendeckende Drohnenüberwachung sind Standard.

Skandinavische Länder kombinieren technische Schutzmechanismen mit Naturintegration: Masten werden so verbaut, dass sie sich besser ins Gelände einfügen und weniger auffällig sind – ein zusätzlicher Schutz gegen Sabotage und Vandalismus. In vielen EU-Staaten gibt es mittlerweile Förderprogramme, etwa für die Digitalisierung und Automatisierung der Netzüberwachung.

Stromversorgung: Welche Perspektiven gibt es?

Die Zukunft der Sabotageabwehr liegt in intelligenter Überwachung und Automatisierung. KI-basierte Analysesysteme könnten verdächtige Bewegungen oder Muster frühzeitig erkennen und sofort die zuständigen Behörden informieren. Mobile Drohnen bieten flexible Überwachungsmöglichkeiten, insbesondere in schwer zugänglichen Landstrichen.

Darüber hinaus wird die Verlagerung von Leitungen in Erdkabel in besonders sensiblen Regionen diskutiert. Obwohl teuer, bieten Erdkabel deutlich höheren Schutz gegen Sabotage. Die Kosten-Nutzen-Abwägung zwischen maximaler Absicherung und wirtschaftlicher Resilienz wird dabei wichtiger. Neue Gesetzesinitiativen verpflichten Unternehmen und Betreiber dazu, regelmäßig Risiken zu prüfen und innovative Schutzmaßnahmen einzusetzen, um der wachsenden Bedrohungslage zu begegnen.

Der Berliner Stromausfall hat allerdings gezeigt, dass ein vollständiger Schutz vor Sabotage nicht möglich ist, die Risiken lassen sich aber senken. Entscheidend für die Widerstandsfähigkeit sind technische Innovationskraft, organisatorisches Krisenmanagement und ein klarer politischer Rahmen. In Zeiten einer wachsenden Bedrohungslage muss der Schutz der Strommasten und Leitungen Priorität genießen, um die Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa zu gewährleisten.

Ein Beitrag von:

  • Julia Klinkusch

    Julia Klinkusch ist seit 2008 selbstständige Journalistin und hat sich auf Wissenschafts- und Gesundheitsthemen spezialisiert. Seit 2010 gehört sie zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima, KI, Technik, Umwelt, Medizin/Medizintechnik.

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