Neue Karte zeigt, wo sich Erdwärme anzapfen lässt
Interaktive Geothermie-Karte zeigt erstmals bundesweit, wo sich oberflächennahe Erdwärme mit Sonden nutzen lässt.
Bohrung für eine Erdwärmesonde: Die neue Ampelkarte zeigt, wo solche Anlagen sinnvoll betrieben werden können.
Foto: picture alliance / epd-bild | Detlef Heese
Eine neue interaktive Karte macht sichtbar, wo sich oberflächennahe Erdwärme in Deutschland mit Sonden nutzen lässt – und wo nicht. Entwickelt im Projekt WärmeGut zeigt sie im Ampelsystem die Eignung einzelner Regionen und bietet direkte Links zu zuständigen Behörden. Ziel ist es, Kommunen, Unternehmen und Hausbesitzer bei der klimaneutralen Wärmeplanung zu unterstützen.
Inhaltsverzeichnis
Einheitlicher Blick in den Untergrund
Die Wärmewende braucht verlässliche Daten. Genau das liefert jetzt die interaktive Ampelkarte, die erstmals für ganz Deutschland einheitlich zeigt, wo sich Erdwärme mit Sonden erschließen lässt. Das Projekt WärmeGut hat dafür Geodaten aus allen 16 Bundesländern zusammengeführt.
Beteiligt waren das LIAG-Institut für Angewandte Geophysik in Hannover, die Georg-August-Universität Göttingen, das Unternehmen geoENERGIE Konzept GmbH sowie die geologischen Landesdienste. Gefördert wurde die Arbeit vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Projektleiterin Prof. Dr. Inga Moeck erklärt: „Uns ist es gemeinsam mit den Projektpartnern und den staatlichen geologischen Diensten gelungen, eine digitale Karte zu entwickeln, die sowohl den individuellen Anforderungen der jeweiligen Bundesländer als auch einer leicht verständlichen Vereinheitlichung der komplexen Datenlage gerecht wird.“
Warum Geothermie so wichtig ist
Geothermie – also die natürliche Wärme aus dem Erdinneren – steht ganzjährig und unabhängig von Wetterbedingungen zur Verfügung. Sie kann helfen, fossile Energien in der Wärmeversorgung zu ersetzen.
Bisher wird dieses Potenzial aber nur begrenzt genutzt. Viele Kommunen, Betriebe und Hausbesitzer wissen schlicht nicht, ob ihr Standort dafür geeignet ist. Genau hier setzt die Karte an.
Orientierung im Ampelsystem
Das Geothermische Informationssystem (GeotIS) zeigt die Eignung für Erdwärmesonden im Ampelsystem:
- Grün: Nutzung ohne Einschränkung möglich
- Gelb: Nutzung nur eingeschränkt möglich
- Rot: Nutzung nicht möglich
Ein Klick auf die Karte öffnet Zusatzinformationen und verweist direkt auf die zuständige Fachbehörde im jeweiligen Bundesland.
Moeck betont: „Wir erwarten, dass diese Karte auf die Geothermie als Maßnahme in der kommunalen Wärmeplanung aufmerksam macht und sowohl der Energiewende als auch der wissenschaftlichen Geothermie-Forschung entscheidenden Schub verleiht.“

Erste bundesweit einheitliche Geothermiekarte zu den Nutzungsmöglichkeiten von Erdwärmesonden, erstellt im durch den Bund geförderten Forschungsprojekt WärmeGut.
Foto: LIAG-Institut für Angewandte Geophysik / GeotIS
Ein Werkzeug für die kommunale Wärmeplanung
Die Karte ist nicht nur ein Hilfsmittel für Fachbetriebe. Auch private Bauprojekte und kommunale Wärmepläne profitieren. Gemeinden können prüfen, ob Erdwärme eine Option für ihre langfristige Energieversorgung ist.
Ob die Nutzung am Ende tatsächlich möglich ist, entscheiden aber weiterhin die Fachbehörden vor Ort. Die Karte liefert den ersten Anhaltspunkt – eine Art Vorprüfung, die Zeit und Kosten spart.
Daten aus Jahrzehnten Forschung
Hinter GeotIS steckt eine enorme Menge an Daten: Über 30.000 Bohrungen – von Erdöl- und Erdgasbohrungen über Geothermie- bis zu Mineralwasserbohrungen – bilden die Grundlage. Hinzu kommen Temperaturmessungen, geologische Kartenwerke und historische Datensätze, etwa aus dem „Hauptspeicher Bohrungsdaten“ der DDR.
Diese Informationen wurden zu 3D-Untergrundmodellen verarbeitet, die Temperaturen, Gesteinsschichten und wasserführende Schichten bis in 5000 Meter Tiefe abbilden.
Mehr Klarheit für die Wärmewende
Das Forschungsteam sieht in der Karte einen wichtigen Schritt, um Unsicherheiten abzubauen. Denn laut Moeck wird Geothermie oft übersehen: „Die natürlich strömende Wärme in der Erde kann man nicht sehen oder fühlen – anders als Wind oder Sonne. Deshalb wird ihr Potenzial leicht unterschätzt.“
Mit klaren, einheitlichen Informationen könnte sich das ändern. Kommunen erhalten eine Grundlage, um Geothermie in ihre Wärmeplanung einzubeziehen.
Die Karte zu Erdwärmesonden ist erst der Anfang. Geplant sind weitere Darstellungen für Kollektoren- und Brunnensysteme. Langfristig sollen interaktive Potenzialkarten entstehen, die nicht nur Eignung, sondern auch die mögliche Energiemenge für einen Standort berechnen. Das Ziel: Deutschland der klimaneutralen Wärmeversorgung einen Schritt näherbringen.
Über GeotIS
GeotIS ist das zentrale Online-Portal für Geothermie in Deutschland. Neben der neuen Ampelkarte finden sich dort Querschnitte des Untergrunds, Temperaturkarten und Informationen zu bestehenden geothermischen Anlagen.
Die Recherche erfolgt komplett online. Nutzer*innen können interaktive Karten generieren, Temperaturverläufe einblenden und geologische Profile abrufen. So lässt sich der Untergrund virtuell bis in große Tiefen erkunden.
Über die Anfänge der Ampelkarte hatten wir bereits auf vdi-nachrichten.com berichtet.
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