Nato-Staaten 15.01.2025, 17:00 Uhr

Bedrohte Sicherheit von Strom- und Kommunikationskabeln zwingt zum Handeln

Beim jüngsten Nato-Gipfeltreffen stand die Sicherheit von Strom- und Kommunikationskabeln in der Ostsee im Fokus. Ein wichtiges Signal, denn die Kabel werden zunehmend zum Ziel von Sabotage.

NATO-BALTIC/INFRASTRUCTURE

Nato-Übung: Angehörige der deutschen Marine bedienen eine U-Boot-Drohne an Bord des deutschen Minenjägers FGS Weilheim.

Foto: picture alliance/ REUTERS/Anne Kauranen

Die Ostsee spielt nicht nur eine zentrale Rolle als Handelsroute und Naturraum, sondern auch als strategische Zone für Unterseekabel, die Strom- und Kommunikationsverbindungen zwischen den Anrainerstaaten und darüber hinaus sichern. Berichte über verdächtige Aktivitäten in der Region und die zunehmende Sorge vor gezielten Sabotageakten zwingen nun zum Handeln und brachten das Thema auf die Liste des Nato-Gipfeltreffens.

Unterseekabel sind das Rückgrat moderner Strom- und Kommunikationsinfrastrukturen. Sie übertragen den Großteil des internationalen Datenverkehrs – laut dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sind es etwa 99 % der internationalen Kommunikation. Zudem sichern sie die Energieversorgung zwischen den Ländern, etwa durch die Anbindung von Offshore-Windparks und die Kopplung nationaler Stromnetze. In der Ostsee verlaufen mehrere kritische Unterseekabel. Beispiele dafür sind Nordlink, ein Hochspannungskabel, das Norwegen und Deutschland verbindet und Grünstrom überträgt, sowie das Baltic Cable, das Schweden und Deutschland verbindet und den grenzüberschreitenden Stromhandel unterstützt. Auch Datenkabel, darunter sogar für Transatlantikverbindungen wichtige Zubringer, die durch die Ostsee führen, und regionale Netze, die Kommunikationsströme in Europa sicherstellen, tragen zur zentralen Bedeutung dieser Infrastruktur bei. Die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Bedeutung dieser Kabel ist enorm. Ein Ausfall könnte nicht nur wirtschaftliche Verluste in Milliardenhöhe bedeuten, sondern auch massive Störungen im Internet- und Energiesektor verursachen.

Vermehrte Vorfälle seit 2022 gefährden Sicherheit

Die Sicherheit dieser Infrastruktur ist jedoch keineswegs garantiert. In den letzten Jahren hat es mehrere Vorfälle gegeben, die die Verwundbarkeit dieser Systeme deutlich machten. Seit dem Jahr 2022 wurden immer wieder Unterseekabel zwischen verschiedenen Ostsee-Anrainerstaaten beschädigt. Untersuchungen legten nahe, dass gezielte Sabotage als Ursache nicht auszuschließen war. Oft werden Handelsschiffe wie Tanker mit potenziellen Sabotageaktivitäten in Verbindung gebracht. Die Tanker gehören nach Vermutungen der Nato zur sogenannten „Schattenflotte“ und wurden in der Nähe kritischer Kabelinfrastruktur gesichtet. Diese Vorkommnisse betonen die Dringlichkeit verstärkter Überwachungs- und Schutzmaßnahmen.

Beim jüngsten Nato-Gipfel in Helsinki rückten die Alliierten die Sicherheit von Unterseekabeln auf die Agenda. Deutschland, Schweden und Finnland, alle mit zentraler Lage in der Ostsee, unterstrichen die Notwendigkeit eines koordinierten Ansatzes zur Abwehr von Bedrohungen. Beschlossene Maßnahmen umfassen die verstärkte Überwachung durch den Einsatz von Drohnen, Sensoren und spezialisierten Marineschiffen, um potenzielle Sabotageakte frühzeitig zu erkennen. Da viele Unterseekabel Mitgliedsstaaten der EU betreffen, wurde beschlossen, die Zusammenarbeit zwischen Nato und EU in diesem Bereich zu intensivieren. Staaten sollen nationale und gemeinsame Reaktionsstrategien entwickeln, um im Fall eines Angriffs rasch reagieren zu können. Betreiber von Unterseekabeln und Offshore-Windparks werden zudem angehalten, ihre Systeme regelmäßig auf Schwachstellen zu prüfen.

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Verwundbare Infrastruktur mit hohem Schadpotenzial

Die Ostsee ist ein neuralgischer Punkt in der geopolitischen Auseinandersetzung. Die Anwesenheit russischer Schiffe und die zunehmenden Spannungen in der Region werfen Fragen auf. Sabotageakte auf Unterseekabel könnten nicht nur die Wirtschaft destabilisieren, sondern auch als hybride Kriegsführung gegen Nato-Staaten eingesetzt werden. Die wirtschaftlichen Konsequenzen eines großflächigen Ausfalls wären erheblich. Laut Schätzungen könnten Störungen im internationalen Datenverkehr täglich Millionen Euro kosten. Auch die Energiewirtschaft, die auf stabile Verbindungen angewiesen ist, wäre stark betroffen. Unternehmen wären gezwungen, auf teure Alternativen auszuweichen, was dann letztlich auch Verbraucherinnen und Verbraucher belasten würde.

Drohnenüberwachung gegen Sabotage

Das Nato-Gipfeltreffen unterstreicht die Dringlichkeit, geeignete Maßnahmen gegen Sabotage zu ergreifen, um die Sicherheit der Unterseekabel in der Ostsee auch zukünftig zu gewährleisten. Unter anderem soll geprüft werden, welche rechtlichen Handlungsmöglichkeiten es gibt, um gegen Schiffe vorzugehen, die Zerstörung verursacht haben oder von denen befürchtet wird, dass sie es tun könnten. Laut Bundeskanzler Olaf Scholz wird es auch darum gehen, die technologischen Möglichkeiten auszuweiten. „Wir wollen deshalb eine Tagung veranstalten, auf der wir über die Frage reden, wie man die Überwachung mit Drohnen weiter verbessern kann und welche Drohnen dafür entwickelt werden müssen“, so Scholz. Ein solches Treffen soll zusammen mit der Rüstungswirtschaft stattfinden. Denn die Infrastruktur ist nicht nur für die Region von zentraler Bedeutung, sondern auch für die gesamte internationale Gemeinschaft. Um die Kabel wirkungsvoll zu schützen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Staaten, Unternehmen und internationalen Organisationen die Voraussetzung. Die Ostsee als strategische Drehscheibe steht dabei im Mittelpunkt der Bemühungen, um künftige Risiken zu minimieren und die Resilienz gegenüber Bedrohungen zu stärken.

https://www.vdi-nachrichten.com/technik/elektronik/pistorius-zu-ostseekabel-muessen-von-sabotage-ausgehen/

https://www.vdi-nachrichten.com/technik/telekommunikation/eu-kommission-forciert-sicherheit-von-unterseekabeln/

https://www.vdi-nachrichten.com/technik/elektronik/wie-schaeden-von-unterseekabeln-besser-entdeckt-werden-koennen/

Ein Beitrag von:

  • Elke von Rekowski

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