Weil der Professor KI nutzt: Studentin verlangt Studiengebühren zurück
Studierende sollen keine KI bei Hausarbeiten nutzen – doch was, wenn plötzlich Professoren selbst auf ChatGPT zurückgreifen? In den USA fordern erste Studierende bereits ihre Studiengebühren zurück – wegen Unterrichtsmaterialien und Bewertungen, die offenbar von der KI stammen.

Protest gegen KI im Hörsaal – Studentin verlangt Gebührenerstattung.
Foto: PantherMedia / ramirezom
Wir haben schon öfter darüber gesprochen, dass Studierende KI wie ChatGPT bei ihren Hausarbeiten verwenden. Dabei wird aber oft übersehen, dass auch Lehrkräfte zunehmend auf solche Technologien setzen. In der Arbeitswelt ist es längst normal, dass sowohl Bewerbende als auch Personalverantwortliche KI nutzen – warum sollte das im Studium anders sein? Es liegt nahe, dass auch hier Studierende und Lehrende ähnlich mit KI umgehen. KI ist inzwischen Teil unseres Alltags, und das sollte im Hochschulkontext offen anerkannt und diskutiert werden.
Vor diesem Hintergrund nutzen immer mehr Lehrende KI-Tools – doch das führt auch zu Diskussionen und Unsicherheiten. Während manche den Einsatz als hilfreiche Unterstützung sehen, gibt es auch Kritik und Fragen zur Transparenz und zum richtigen Umgang mit der Technologie. Nicht alle Studierenden stehen dem Einsatz von KI durch ihre Professoren offen gegenüber.
Im Februar bemerkte Ella Stapleton, damals Senior-Studentin an der Northeastern University, beim Durchsehen ihrer Vorlesungsnotizen aus dem Kurs „Organizational Behavior“ etwas Ungewöhnliches. Sie hatte den Eindruck, dass ihr Professor beim Erstellen der Unterlagen möglicherweise ChatGPT verwendet hatte.
Prompts in den Vorlesungsunterlagen entdeckt
Etwa in der Mitte des Dokuments, das der Professor für eine Unterrichtseinheit zu Führungsmodellen vorbereitet hatte, stieß sie auf eine Passage, die offenbar eine Anweisung an ChatGPT enthielt. In dieser Eingabeaufforderung wurde das KI-Tool dazu aufgefordert, „alle Bereiche zu erweitern“ und „detaillierter und spezifischer“ auszuführen. Es folgte eine Liste positiver und negativer Führungsmerkmale – jeweils versehen mit einfachen Definitionen und stichpunktartigen Beispielen.
Stapleton schrieb daraufhin einer Freundin aus dem Kurs eine Nachricht, in der sie fragte, ob diese die Notizen gesehen habe, die auf einer Lernplattform der Universität, hochgeladen worden waren. Dabei äußerte sie den Verdacht, dass der Professor die Materialien mit Hilfe von ChatGPT erstellt habe.
Wie die New York Times berichtet, reagierte eine Kommilitonin entsetzt, als Ella Stapleton ihr vom möglichen Einsatz von KI durch den Professor berichtete. Stapleton überprüfte daraufhin die Präsentationen des Kurses und entdeckte laut eigener Aussage deutliche Hinweise auf ChatGPT, darunter verzerrten Text, fehlerhafte Bilder und grobe Rechtschreibfehler.
Angesichts der hohen Studiengebühren und der Universitätsreputation habe sie eine bessere Qualität erwartet. Der Kurs verbot laut Lehrplan ausdrücklich den unerlaubten Einsatz von KI, was der Professor selbst jedoch nicht einhielt.
Rückerstattung der Kursgebühren gefordert
Stapleton reichte deshalb Beschwerde bei der Business School ein und forderte die Rückerstattung der Kursgebühren in Höhe von über 8.000 US-Dollar.
Heute beschweren sich viele Studierende auf Seiten wie „Rate My Professors“ darüber, dass ihre Dozenten zu viel KI nutzen. Sie achten genau darauf, ob in den Unterrichtsmaterialien oft Wörter vorkommen, die ChatGPT häufig benutzt, wie zum Beispiel „wichtig“ oder „eintauchen“. Neben dem Vorwurf, dass das unfair ist, sagen sie auch, dass sie viel Geld zahlen – und lieber von echten Menschen unterrichtet werden wollen, nicht von einem Programm, das sie selbst kostenlos nutzen könnten.
Die Dozenten sagen dagegen, dass sie KI-Chatbots als Hilfsmittel verwenden, um den Unterricht besser zu machen. In Interviews mit der New York Times erklärten sie, dass ihnen die Chatbots Zeit sparen, bei der großen Menge Arbeit helfen und wie automatische Assistenten im Unterricht funktionieren.
Bewertung durch ChatGPT
Die New York Times berichtet auch von weiteren Fällen, bei denen KI eine wichtige Rolle spielt. So schrieb Marie, 22, im Herbst einen drei Seiten langen Aufsatz für einen Online-Anthropologiekurs an der Southern New Hampshire University. Als sie ihre Note auf der Lernplattform sah, freute sie sich über ein „A“. Doch im Kommentarfeld entdeckte sie versehentlich veröffentlichten Schriftverkehr ihres Professors mit ChatGPT. Darin war die Bewertungsmatrix enthalten, die der Professor dem Chatbot zur Beurteilung vorgegeben hatte, sowie die Bitte um „wirklich nettes Feedback“ für Marie.
Die Times sprach mit vielen Professoren, deren Studierende den KI-Einsatz in Bewertungen erwähnten. Einige nutzen ChatGPT, um Programmieraufgaben oder Quizfragen zu erstellen, auch wenn Studierende die Qualität manchmal kritisierten. Andere verwenden die KI, um ihr Feedback besser zu strukturieren oder freundlicher zu formulieren. Als Fachleute können sie erkennen, wenn die KI Fehler macht oder Unsinn schreibt.
Es gab keine einheitliche Meinung darüber, was erlaubt ist. Manche nutzen ChatGPT zur Bewertung von Arbeiten, andere lehnen das ab. Einige legen offen, dass sie KI einsetzen, andere nicht – oft wegen der Skepsis der Studierenden.
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