Studieren mit ChatGPT: Werkzeug, Herausforderung oder Täuschungsgefahr?
In wenigen Sekunden eine komplette Hausarbeit erstellen – dank Text-Robotern wie ChatGPT ist das keine Zukunftsvision mehr. Doch diese Technologie stellt die Universitäten vor neue Herausforderungen.

KI in der Hochschulbildung: ChatGPT als Werkzeug oder Betrugsgefahr?
Foto: PantherMedia / kasto
Künstliche Intelligenz wird an deutschen Hochschulen immer häufiger genutzt. Etwa zwei Drittel der Studierenden verwenden KI-Tools wie ChatGPT mindestens einmal pro Woche, ein Viertel sogar täglich. Wie genau sie diese Tools nutzen – zum Beispiel für Recherchen oder Übersetzungen – hängt stark vom Studienfach ab. Viele Studierende sind mit dem Angebot ihrer Hochschule, um den Umgang mit KI zu lernen, eher unzufrieden. Das ergab eine große Umfrage im Rahmen des CHE Hochschulrankings im Wintersemester 2024/25.
Inzwischen nutzt ein Viertel der Studierenden in Deutschland KI täglich, weitere 40 % mindestens einmal pro Woche. Nur etwa jede*r Sechzehnte hat KI im Studium noch nie verwendet.
Mit Hilfe von fortschrittlichen Text-Robotern wie ChatGPT können in kürzester Zeit ganze Hausarbeiten verfasst werden, was den akademischen Schreibprozess stark beeinflusste. Diese Technologie ermöglicht es Studierenden, komplexe Themen in wenigen Sekunden zu bearbeiten und Texte in hoher Geschwindigkeit zu generieren. Allerdings bringt die schnelle Entwicklung von KI-gesteuerten Schreibhilfen auch neue Herausforderungen für Universitäten mit sich.
Studierende nutzen KI unterschiedlich
Wie schon in einer früheren CHE-Umfrage zeigt sich auch diesmal: Studierende nutzen KI unterschiedlich oft – je nach Studienfach. In Mechatronik verwenden über 75 % regelmäßig KI im Studium. In Bau- und Umweltingenieurwesen ist es nur etwa die Hälfte, die mindestens einmal pro Woche Tools wie ChatGPT nutzt.
Auch beim Einsatz von KI gibt es Unterschiede zwischen den Fächern. In Mechatronik nutzen etwa 60 % der Studierenden KI mindestens einmal pro Woche für Recherchen. In Germanistik ist es nur rund ein Drittel.
KI als „Sparringspartner“ im Studium
„Für die Texterstellung oder Literaturrecherche spielt KI als Ghostwriter hingegen bislang bei den Studierenden eine weniger große Rolle. Ein Drittel der anonym befragten Studierenden hat angegeben, zur Textgenerierung im Studium noch nie ChatGPT genutzt zu haben“, erklärt Studienautor Marc Hüsch. „Hohe Erwartungen der Studierenden an klare Richtlinien für den Umgang mit KI sprechen zudem für einen kritisch-reflektierenden Umgang beim Einsatz von KI im Studienalltag“.
Deshalb sei die KI für die Studierenden eher ein „Sparringspartner“, um besser zu recherchieren oder Themen zu finden.
Obwohl viele Studierende KI schon häufig im Studium nutzen, gibt es an den Hochschulen noch zu wenig passende Lernangebote. In vielen Fachbereichen fehlt es an Kursen oder Schulungen, um den Umgang mit KI gezielt zu lernen. Die vorhandenen Angebote kommen bei den Studierenden nicht besonders gut an – im Durchschnitt vergeben sie nur 2,7 von 5 Sternen.
„Hochschulen sollten durch flächendeckende Angebote zum Erwerb von KI-Kompetenzen sicherstellen, dass alle Studierenden von den Anwendungsmöglichkeiten gleichermaßen profitieren“, sagt Marc Hüsch. „KI-Kompetenzen sollten daher curricular verankert und der Umgang mit KI zum festen Bestandteil der wissenschaftlichen Methodenlehre werden.“
Die Angaben stammen aus einer großen Umfrage unter Studierenden. Im Wintersemester 2024/25 wurden 23.288 Studierende aus Deutschland und Österreich befragt. Dabei waren Studierende aus verschiedenen Fächern dabei – zum Beispiel aus den Ingenieurwissenschaften, der Psychologie und den Sprachwissenschaften.
Neue Richtlinien und Prüfmechanismen entwickeln
Einerseits profitieren Studierende von einer höheren Effizienz und Unterstützung bei der Formulierung ihrer Arbeiten, andererseits stellt sich die Frage nach der akademischen Integrität und dem Schutz vor Plagiaten. Hochschulen müssen daher neue Richtlinien und Prüfmechanismen entwickeln, um den fairen und verantwortungsvollen Einsatz solcher Technologien zu gewährleisten, ohne die Qualität und Originalität der wissenschaftlichen Arbeiten zu gefährden.
ChatGPT hat sich für viele Studierende in Berlin längst als unverzichtbares Werkzeug etabliert. Allerdings wird der Chatbot in einigen Fällen auch missbräuchlich eingesetzt. An der Freien Universität (FU) gab es bereits erste Verdachtsfälle von Täuschung durch die unzulässige Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI), wie Pressesprecher Goran Krstin gegenüber der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
Unerlaubte Nutzung von KI wird als Täuschung bewertet
„Gemäß der Rahmenstudien- und -prüfungsordnung wird die unerlaubte Nutzung von KI als Benutzung nicht zugelassener Hilfsmittel bzw. Täuschung gewertet und kann zum Nichtbestehen der Prüfung führen“, erklärte Krstin.
An der Humboldt-Universität (HU) und der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) sind bislang keine Fälle von unerlaubtem KI-Einsatz bekannt. Wie an vielen anderen Universitäten erlaubt die HWR den Studierenden grundsätzlich die Nutzung von KI, erklärte Sprecherin Sylke Schumann. Wenn KI-Tools jedoch in Prüfungen verwendet werden, muss dies in einer Eigenständigkeitserklärung angegeben werden. Zudem werden alternative Prüfungsformen als Ersatz für Hausarbeiten in Erwägung gezogen und angeboten.
Mündliche Prüfungen statt Hausarbeiten?
Die HU geht ähnlich vor. Lehrkräfte wird geraten, Wissen nicht in Hausarbeiten abzufragen, da hier leicht getäuscht werden kann, sondern in mündlichen Prüfungen oder Klausuren, die vor Ort geschrieben werden, erklärte Sprecherin Christiane Rosenbach.
Die HU und die HWR nutzen spezielle Software zur Plagiaterkennung. Eine zuverlässige Identifizierung von Texten, die mit KI erstellt wurden, sei damit jedoch nicht möglich, erklärte Schumann von der HWR.
„Die Hochschulen tauschen sich hinsichtlich der breiten Einsatzmöglichkeiten von KI in Lehre, Forschung und Verwaltung untereinander aus“, kommentierte Rosenbach. Doch eine gemeinsame KI-Strategie gebe es nicht.
„Durch generative KI erzeugte Ergebnisse können sehr genau und präzise, aber auch völlig frei erfunden und fehlerhaft sein. Es ist daher wichtig, den vom KI-Werkzeug produzierten Output jeweils kritisch auf Korrektheit zu prüfen und sich nicht ausschließlich darauf zu verlassen. Die Verantwortung für die weitere Nutzung liegt bei Ihnen“, steht es z B in einem Leitfaden zum Einsatz von generativen KI-Werkzeugen in Forschung, Lehre und Verwaltung an der Humboldt-Universität zu Berlin. (mit dpa)
Die Hochschulen in Bayern wollen die KI in die Ausbildung integrieren
Ab Mitte des Jahres sollen neue Regeln festgelegt werden, wie Studierende Künstliche Intelligenz (KI) im Studium nutzen dürfen. Die Präsidenten aller bayerischen Hochschulen haben sich dazu letzte Woche getroffen, berichtet die Augsburger Allgemeine unter Berufung auf Gordon Thomas Rohrmair, Präsident der Technischen Hochschule Augsburg. Er setzt sich dafür ein, den Einsatz von KI als Unterstützung für Studierende zu erweitern.
„Ohne KI Studierende ausbilden, klappt nicht“, zitiert Augsburger Allgemeine Gordon Thomas Rohrmair, Präsidenten der Technischen Hochschule Augsburg. Laut der neuen Richtlinie ist der Einsatz von KI bei allen Aufgaben, die zu Hause erledigt werden, komplett erlaubt. Alle bayerischen Hochschulen sind sich darüber einig, so Rohrmair. Das gilt für Projektarbeiten, Seminararbeiten, Bachelorarbeiten und die Vorbereitung von Vorträgen. „Da bringt ein Verbot nichts“.
Rohrmair meint, dass Studierende lernen müssen, zu erkennen, ob ChatGPT falsche Informationen liefert oder nicht. Dafür sollten Prüfungen stattfinden, bei denen sie sich nicht auf KI verlassen können. Sonst würden die Absolventen später im Berufsleben nicht genug wissen.
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