Boxen als Schule der Resilienz 09.10.2025, 10:30 Uhr

Resilienz-Faktoren für Ingenieure

Was Boxen mit psychischer Widerstandsfähigkeit zu tun hat – und was Bewerberinnen und Bewerber davon lernen können. Eine Frage der Resilienz.

Christoph Teege und die Redakteurin Alexandra Ilina beim Vdi-nachrichten Recruiting Tag in Köln.

Christoph Teege und die Redakteurin Alexandra Ilina beim Vdi-nachrichten Recruiting Tag in Köln.

Foto: Rolf Beiersdorff

Was hat Boxen mit psychischer Widerstandsfähigkeit zu tun? Diese Frage stellt Christoph Teege gleich zu Beginn seines Vortrags beim vdi-nachrichten Recruiting Tag in Köln – und beantwortet sie selbst:

„Es geht darum, mit Stress, Druck, Rückschlägen umzugehen. Die entscheidende Frage ist: Wenn ich niedergeschlagen wurde – bleibe ich liegen oder stehe ich wieder auf, weil mir das Ziel wichtig ist?“

Der Maschinenbauingenieur, der sich später als Trainer in der Erwachsenenbildung selbstständig machte, weiß, wovon er spricht. „Ich habe tatsächlich auch mal geboxt“, erzählt er. Ursprünglich wollte er nur sein Selbstvertrauen stärken – doch bald wurde das Training zu mehr: zu einer Lebensschule.

Er nahm 2012 und 2013 beim TV-Total Quizboxen teil und wurde als einziger Quizbox-Weltmeister. Da habe ich meine ersten Erfahrungen im Ring gesammelt und gemerkt, dass Boxen viel mehr ist als nur jemanden zu schlagen. Es stärkt unheimlich die Persönlichkeit. Daraus entwickelte er sein heutiges Business.

B – Bewegung

„Wenn ein Boxer im Ring stehen bleibt, wird er verlieren. Bewegung ist alles.“

Auch im Bewerbungsprozess gilt: Nur wer sich aktiv bewegt, kommt voran. Wer wartet, dass Angebote von selbst kommen, bleibt stehen. „Auf einer Karrieremesse kann ich hoffen, dass jemand mich anspricht – oder ich gehe selbst auf die Aussteller zu.“

Resiliente Bewerberinnen und Bewerber handeln proaktiv: Sie recherchieren Unternehmen, passen ihre Unterlagen an, fragen nach Feedback und schreiben weiter – auch nach mehreren Absagen.

Bewegung bedeutet: nicht in der Ecke bleiben, sondern wieder loslegen.

O – Optimismus

„Beim Boxen gibt es keine Garantie zu gewinnen – nur Wahrscheinlichkeiten“, erklärt Teege. Trotzdem steigt jeder Boxer freiwillig in den Ring, weil er an seine Chance glaubt.

Auch im Bewerbungsprozess gibt es keine Erfolgsgarantie. Optimistische Menschen konzentrieren sich nicht auf die Absagen, sondern auf das, was funktioniert: auf Rückmeldungen, auf gute Gespräche, auf jeden kleinen Fortschritt.

„Wir sehen sofort den Fehler“, sagt Teege und zeigt eine falsche Matheaufgabe unter vielen richtigen. „Aber Optimismus heißt: auf das zu schauen, was gut läuft.“

X – Umgang mit Rückschlägen

„Beim Boxen wäre es naiv zu glauben, dass man nie getroffen wird“, sagt Christoph Teege. Gleiches gilt im Berufsleben: Absagen, verpasste Chancen oder unglückliche Vorstellungsgespräche gehören dazu. Rückschläge sind keine Niederlagen, sondern Trainingsrunden. Wer nach einer Absage alle Bewerbungen stoppt, bleibt liegen. Wer sie analysiert – Was hat nicht gepasst? Wo kann ich besser werden? – steht wieder auf.

„Resiliente Menschen wissen: Rückschläge tun weh, aber sie sind Teil des Prozesses.“

Und was hat ein X damit zu tun?

Wie er aber selbst es erklärt: „Es steht für das ❌=Fehler oder etwas Unerwünschtes. Es steht auch für die Redewendung: „Ein Satz mit X, das war wohl nix“. Die Redewendung wird verwendet, um auszudrücken, dass etwas nicht geklappt hat.“

E – Emotionen

Emotionen spielen auch im Bewerbungsprozess auch wie in einem Kampf eine Schlüsselrolle: Wer wirklich weiß, warum er eine Stelle will, bleibt dran – selbst nach Rückschlägen. Leidenschaft für ein Fachgebiet, Begeisterung für ein Unternehmen oder der Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun – all das trägt durch Phasen der Enttäuschung.

„Je stärker mein Warum ist, desto leichter bleibe ich dran“, sagt der Experte.

N – Netzwerk

Boxen sieht aus wie ein Einzelsport – ist aber in Wahrheit ein Teamsport. „Hinter jedem Boxer steht ein Trainer, Sparringspartner, Betreuer“, betont Teege.

Auch im Berufsleben braucht es ein Netzwerk: Freundinnen, Kolleginnen, Mentoren oder Fachverbände. Wer sich mit anderen austauscht, bekommt neue Perspektiven, Empfehlungen und manchmal den entscheidenden Hinweis auf eine offene Stelle.

„Wenn man fällt, ist es gut, Menschen zu haben, die einem die Hand reichen“, erklärt Christoph Teege.

Sein Tipp: „Bedankt euch bei den Leuten, die euch unterstützen. Einfach mal eine Nachricht schreiben – das stärkt die Verbindung.“

Was ein Boxkampf über Durchhaltevermögen bei Bewerbungen lehrt

Es war sein dritter Kampf beim „TV Total Quizboxen“. Teege steht als Titelverteidiger im Ring. Der Gegner ist größer, kräftiger – die Spannung steigt. Doch schon in der ersten Runde passiert das Unerwartete: Beide Kontaktlinsen fliegen heraus.

„Minus fünf Dioptrien – ich war praktisch blind“, erinnert er sich. „Ohne Linsen sah ich nur Schatten.“ In der Pause rennt er zu seinem Trainer. „Ich seh nix mehr!“ – „Ja, seh ich auch,“ antwortet der trocken. Ersatzlinsen? Keine. Mit Brille boxen? Keine Option. „Ich überleg mir was, mach erst mal das Quiz,“ sagt der Trainer – und schickt ihn zurück in den Ring.

Nach der Quizrunde kommt die Ansage, die den Kampf entscheidet: „Wenn du mir vertraust, geh raus in die Mitte. Und wann immer du etwas Fleischfarbenes siehst – hau drauf.“ Er vertraut, kämpft weiter – halb blind, aber fokussiert. Am Ende gewinnt er knapp nach Punkten.

Die Lektion: Nicht aufgeben, wenn man nichts mehr sieht

Nach dem Kampf fragt Teege seinen Trainer, warum der ihn nicht aus dem Ring genommen hat. Die Antwort:
„Erstens: Du warst körperlich fit. Zweitens: Du lagst nach Punkten nicht hinten. Und drittens: Ich hab an deiner Körpersprache gesehen – das Feuer war noch da.“

Für Teege wurde dieser Moment zur Metapher für Resilienz – für die Fähigkeit, auch in schwierigen Situationen weiterzumachen. „Ich hätte aufgeben können. Aber ich wollte gewinnen. Ich hatte diesen inneren Antrieb.“

Die Parallele zu Bewerbungen

Was im Boxring gilt, gilt auch im Berufsleben – besonders beim Thema Bewerbungen.
Manchmal verliert man dort ebenfalls die klare Sicht:

  • Nach vielen Absagen wirkt das Ziel verschwommen.
  • Das Selbstvertrauen schwindet.
  • Die Motivation sinkt.

„Man steht da, metaphorisch gesehen, blind im Ring“, sagt Teege. „Man weiß nicht mehr genau, wo das Ziel ist, und zweifelt, ob sich der nächste Versuch überhaupt noch lohnt.“

Doch genau in solchen Momenten zeigt sich, wer resilient ist.

Wer weiterkämpft, sich Hilfe sucht und auf vertraute Stimmen hört – etwa auf Freunde, Mentorinnen oder Karriereberater – kann wieder Orientierung finden.

„So wie ich damals meinem Trainer vertraut habe, hilft es im Bewerbungsprozess, auf das Feedback von außen zu hören. Manchmal sieht man selbst einfach zu wenig.“

Mit Vertrauen und Emotion zum Erfolg

Der entscheidende Punkt ist dabei nicht blinder Aktionismus, sondern inneres Vertrauen – in sich selbst und in den eigenen Weg.
„Resilienz heißt nicht, nie getroffen zu werden“, sagt Teege. „Sie heißt, trotz der Absagen weiterzumachen, weil man weiß, wofür man kämpft.“
Wer das auf den Bewerbungsprozess überträgt, merkt:

  • Eine Absage ist kein K.o., sondern höchstens ein Treffer.
  • Sichtbarkeit und Selbstvertrauen kommen zurück, wenn man weiter dranbleibt.
  • Emotion und Begeisterung sind die Energie, die den nächsten Versuch antreibt.

„Manchmal“, sagt Christoph Teege, „sehen wir den Erfolg erst dann wieder klar, wenn wir einfach weitermachen – auch halb blind.“

Resiliente Menschen, so Christoph Teege, „bewegen sich, bleiben optimistisch, gehen souverän mit Rückschlägen um, kennen ihre Emotionen und pflegen ihr Netzwerk.“

Und sein Schlusssatz, der nicht nur für den Ring gilt, sondern auch für den Arbeitsmarkt:

„Nicht gleich beim ersten Rückschlag aufgeben, sondern dranbleiben – und durchboxen.“

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Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Alexandra Ilina ist Diplom-Journalistin (TU-Dortmund) und Diplom-Übersetzerin (SHU Smolensk) mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung im Journalismus, in der Kommunikation und im digitalen Content-Management. Sie schreibt über Karriere und Technik.

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