Recruiting Tag optimal nutzen – Karriere-Coach verrät Geheimtipps
Wie gelingt es, aus Unsicherheit auf Karrieremessen Selbstvertrauen zu schöpfen? Karriere-Coach Bastian Hughes verrät, welche drei Zielstufen und Strategien den VDI nachrichten Recruiting Tag zum echten Karrieresprung machen.

Mit guter Vorbereitung wird der Recruiting Tag zur Chance – Planung, klare Ziele und der richtige Pitch sind der Schlüssel zum Erfolg.
Foto: PantherMedia / ifeelstock
Und dann ist er plötzlich da – der Recruiting Tag. Wochenlang war er im Kalender eingetragen, klang nach einer spannenden Möglichkeit, mit Unternehmen in Kontakt zu treten und den nächsten Karriereschritt anzugehen. Doch je näher der Termin rückt, desto mulmiger wird das Gefühl. Was, wenn man einfach nur dasteht – wie bestellt und nicht abgeholt? Was, wenn genau diese Chance, mit potenziellen Arbeitgebern ins Gespräch zu kommen, ungenutzt verstreicht?
Diese Unsicherheit ist völlig normal. Schließlich geht es um mehr als ein paar lockere Gespräche – es geht um berufliche Perspektiven, um einen ersten Eindruck, vielleicht sogar um den Einstieg in den Traumjob. Umso wichtiger ist es, vorbereitet zu sein. Ein klarer Plan hilft, die Nervosität zu bändigen und den Tag effektiv zu nutzen: Welche Unternehmen sind interessant? Welche Fragen möchte man stellen? Welche Unterlagen sollten griffbereit sein?
VDI nachrichten Recruiting Tage
Auch in einem Arbeitnehmermarkt, in dem Ingenieur*innen und IT-Fachkräfte stark nachgefragt sind, bietet der Besuch des VDI nachrichten Recruiting Tags klare Vorteile. Die Messe ermöglicht den persönlichen Austausch mit Fach- und HR-Verantwortlichen – ein wertvoller Kontakt, der über den klassischen Online-Bewerbungsprozess hinausgeht. Bereits im Vorfeld können individuelle Gespräche mit potenziellen Arbeitgebern vereinbart werden, die konkrete Stellenangebote präsentieren.
Darüber hinaus liefert so die Messe einen kompakten Überblick über aktuelle Jobchancen, Einblicke in verschiedene Unternehmens- und Branchenkulturen sowie Inspiration für den weiteren Karriereweg. Vorträge zu Beruf und Arbeitswelt erweitern das Wissen, und beim Networking entstehen Kontakte zu Unternehmen wie auch zu anderen Fachkräften. Wer sich persönlich vor Ort informiert, zeigt Initiative – und positioniert sich damit deutlich sichtbarer als über rein digitale Wege.
Wie aus Unsicherheit Selbstvertrauen wird
Eine Karrieremesse wie der VDI nachrichten Recruiting Tag kann für viele Besucher:innen herausfordernd sein – vor allem dann, wenn die berufliche Orientierung noch nicht ganz klar ist. Dabei muss ein solcher Tag nicht anstrengend oder belastend wirken. Im Gegenteil: „Warum muss das denn aber mit so einer Energie stattfinden, die einen so ein bisschen auch, ja, vielleicht auch runterzieht?“, fragt der Karriereexperte Bastian Hughes, der viel in seinem langjährigen Laufbahn im Recruiting-Bereich erlebt hat und oft bei solchen Veranstaltungen vor Ort ist und war. „Wer sich gut vorbereitet und bewusst eigene Ziele setzt, kann die Messe vielmehr als Gewinn erleben“.
Ein zentrales Instrument für die Vorbereitung sei seiner Ansicht nach die Einteilung von Zielen in drei Stufen: Min, Good und Love. Je nach Tagesform können verschiedene Zielniveaus verfolgt werden – vom Mindestziel (z. B. ein Vortrag und zehn interessante Firmen) über ein gutes Ergebnis (mehrere Gespräche geführt) bis hin zum Idealfall, etwa der Vereinbarung eines Vorstellungsgesprächs. „So wird der Tag planbar, ohne überfordernd zu sein, und kann im besten Fall sogar motivieren.“
Mit dieser Haltung lassen sich auch erste Gespräche leichter beginnen – gerade dann, wenn sie mit Unternehmen geführt werden, die zunächst nicht zur ersten Wahl gehören. Wer strategisch vorgeht, kann nicht nur wertvolle Kontakte knüpfen, sondern vor allem eines: Selbstwirksamkeit erleben.
Nicht alleine zur Messe gehen
Ein zusätzlicher Tipp des Experten lautet: Nicht alleine zur Messe gehen. „Ihr könnt euch gegenseitig motivieren. Ihr könnt unterschiedliche Unternehmen ansprechen und euch später austauschen. Ihr könnt euch gemeinsam vorbereiten – vielleicht sogar eine kleine ‚Messe-Mastermind‘ gründen.“ Dabei weist Hughes auf die die Serie How I Met Your Mother hin: Ted ist da eher zurückhaltend, Barney eher der Draufgänger. Im besten Fall ergänze sich ein Messe-Duo genauso – mit unterschiedlichen Stärken und gemeinsamem Ziel.
Denn: Mit dieser Haltung lassen sich auch erste Gespräche leichter beginnen – gerade dann, wenn sie mit Unternehmen geführt werden, die zunächst nicht zur ersten Wahl gehören. Wer strategisch vorgeht, kann nicht nur wertvolle Kontakte knüpfen, sondern vor allem eines: Selbstwirksamkeit erleben.
Die ABC-Methode von Bastian Hughes
„Nutze die Ausstellerliste und teile die Unternehmen in drei Kategorien ein: A-Firmen sind deine Wunschunternehmen, B-Firmen interessant, aber noch nicht Top-Ziel, und C-Firmen weniger attraktiv – ideal zum Warmlaufen. Tipp: Starte mit den C-Firmen, denn so bist du weniger aufgeregt und kannst deine Gesprächstechnik ohne Druck ausprobieren. Genau wie im Vertrieb ruft man erst die kleinen Kunden an, dann die wichtigen.“
Darüber hinaus sei es sinnvoll, die Stellwände mit den Jobangeboten aufmerksam zu betrachten. Ziel ist es nicht, sofort den perfekten Job zu finden, sondern einen Überblick über gefragte Kompetenzen, angebotene Stellen und den generellen Bedarf zu gewinnen. Es kann zudem hilfreich sein, vorab herauszufinden, wer die Unternehmen auf der Messe vertritt, etwa über berufliche Netzwerke wie LinkedIn oder Xing.
Viele Messebesucher:innen stellen sich genau diese Frage: Wie beginne ich ein Gespräch am Stand, ohne aufdringlich oder unsicher zu wirken? Gerade zu Beginn hemmt die Unsicherheit – schließlich möchte man einen guten ersten Eindruck hinterlassen, weiß aber oft nicht, wie das Gegenüber reagiert. Karriere-Coach Bastian Hughes betont deshalb, dass Karrieremessen keine formellen Vorstellungsgespräche sind, sondern Einladungen zum Austausch. Wer gut vorbereitet ist, dem fällt der Einstieg leichter – und genau hier hilft der sogenannte Messepitch: eine kurze, strukturierte Selbstvorstellung, die Orientierung gibt und das Eis bricht.

Karriere-Coach Bastian Hughes gibt praktische Tipps, wie sich der VDI nachrichten Recruiting Tag mit kluger Vorbereitung entspannt und erfolgreich nutzen lässt.
Foto: Bastian Hughes
Der Messepitch beantwortet kurz und prägnant drei Fragen:
- Wer bin ich?
- Was kann ich?
- Was will ich?
Doch wie wendet man sich am besten an die Unternehmensvertreter:innen – und mit welchen Fragen gelingt ein authentischer Gesprächseinstieg? Viele Besucher:innen sind unsicher, was angemessen ist und wie ihre Fragen ankommen. Karriere-Coach Bastian Hughes rät dazu, offen, interessiert und persönlich zu fragen – denn genau das mache ein gutes Gespräch aus. Die folgenden Gesprächsfragen bieten dabei eine wertvolle Orientierung:
Gesprächsfragen für den Messebesuch
- Wie lange arbeiten Sie schon bei diesem Unternehmen?
- Was begeistert Sie persönlich an Ihrem Arbeitgeber?
- An wen darf ich meine Bewerbung richten?
- Muss ich mich nach dem Gespräch nochmal formal bewerben?
- Wie bleiben wir in Kontakt?
„Es ist vollkommen in Ordnung, nicht alles zu wissen. Gerade auf Karrieremessen kann das zu authentischen und offenen Gesprächen führen“, sagt Bastian Hughes. „Menschen wechseln Jobs, Unternehmen verändern sich – wer heute nicht der passende Kontakt ist, kann morgen schon in einer neuen Position sein. Netzwerken ist langfristig gedacht“.
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