Zwölf Neujahrsvorsätze für Führungskräfte
Geht es um gute Vorsätze für das Neue Jahr, sind meist private Vorhaben gemeint – aber auch im Beruf ist der Jahresbeginn ein perfekter Anlass dafür.
Mit klaren Vorsätzen ins Führungsjahr 2026.
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Ein Blick voraus, auf die Ökonomie 2026: Wie wird sie sich entwickeln? Ist das Glas halb voll oder halb leer? Man muss kein Pessimist sein, um zu erkennen, dass auch das Neue Jahr voller Herausforderungen sein wird. Die wirtschaftlichen Bedingungen verändern sich mit der globalen politischen Lage, sind in Bewegung. Eine gewisse Sicherheit, Stabilität, Vorhersehbarkeit – das ist Vergangenheit.
Inhaltsverzeichnis
- Mit Self-Leadership fängt alles an
- Guter Vorsatz Nr. 1 für das Neue Jahr: Die richtige Rolle finden
- Guter Vorsatz Nr. 2 für das Neue Jahr: Von dem, was andere von Ihnen wollen, lernen
- Guter Vorsatz Nr. 3 für das Neue Jahr: Erkennen Sie Ihre „Roten Linien“
- Guter Vorsatz Nr. 4 für das Neue Jahr: Überlegen Sie, was Sie an anderen nicht mögen
- Guter Vorsatz Nr. 5 für das Neue Jahr: Neugierig sein, Neugier zeigen
- Guter Vorsatz Nr. 6 für das Neue Jahr: Trainieren Sie Ihre Anpassungsfähigkeit
- Guter Vorsatz Nr. 7 für das Neue Jahr: Analytisch denken
- Guter Vorsatz Nr. 8 für das Neue Jahr: Fördern Sie Kreativität
- Guter Vorsatz Nr. 9 für das Neue Jahr: Halten Sie Unklarheiten aus
- Guter Vorsatz Nr. 10 für das Neue Jahr: Gehen Sie die Extrameile – aber im richtigen Takt
- Guter Vorsatz Nr. 11 für das Neue Jahr: Verabschieden Sie sich vom Perfektionsgedanken
- Vorsatz Nr. 12 für das Neue Jahr: Nicht alles auf einmal tun
- … der „innere Schweinehund“
Heute prägen Unsicherheit, schnelle, zum Teil kaum vorsehbare Veränderungen und immer wieder neue Entscheidungssituationen die Wirtschaft. Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte ihren eigenen Weg finden, in diesem Umfeld zu ihren Stärken zu kommen, diese zu leben und damit ihren Teams einen guten Handlungsrahmen zu geben.
Mit Self-Leadership fängt alles an
Christof Miska, Leadership Experte und wissenschaftlicher Leiter des Master Leadership & Unternehmungsführung der Wiener WU Executive
Academy, gibt diesen grundsätzlichen Rat: „Bei Neujahrsvorsätzen ist es wie bei allen anderen Veränderungsprozessen auch: Man sollte zuallererst bei sich selbst beginnen – und das gilt ganz besonders für erfolgreiches Leadership“.
Sein erster Leitgedanke für ein erfolgreiches Self-Leadership, eine erfolgreiche Selbstführung, zielt auf das, was Führungskräfte bereits in sich tragen: „Werden Sie sich Ihrer eigenen Werte bewusst“. Der zweite Ansatz bei den guten Vorsätzen für das Neue Jahr ist, offen zu sein für neue Verhaltensweisen: „Eignen Sie sich bestimmte Leadership-Skills an“.
Guter Vorsatz Nr. 1 für das Neue Jahr: Die richtige Rolle finden
Wer zukünftig optimal performen will, sollte sich fragen, in welcher Rolle er oder sie bisher die besten Leistungen erbracht hat, sich am wohlsten gefühlt hat, am stimmigsten im Einklang mit den eigenen Werten agieren konnte und am meisten überzeugt hat. Wie sieht es zum Beispiel mit Dominanz aus? Sie muss längst nicht immer offen gezeigt, kann auch subtiler und damit häufig sensibler eingesetzt werden. Wer in den zentralen Fragen der Führung eine Rolle für sich selbst gefunden hat, ist bei neuen Herausforderungen nicht darauf angewiesen, immer wieder neue Haltungen und Verhaltensweisen zu finden, sondern kann – der Situation angepasst – aus der bewährten Rolle heraus agieren.
Guter Vorsatz Nr. 2 für das Neue Jahr: Von dem, was andere von Ihnen wollen, lernen
In welchen Situationen werden Sie häufig um Ihre Einschätzung und Unterstützung gebeten? Zum Beispiel immer dann, wenn es um mögliche Ungerechtigkeiten im Team geht? Um Risiken neuer Forschung? Bei wiederkehrenden Inhalten und, mindestens genauso wichtig, den zugrunde liegenden Entscheidungsmustern, zeigen sich Ihre besonderen Stärken. Setzen Sie im Neuen Jahr verstärkt auf diese wertvollen Fähigkeiten.
Guter Vorsatz Nr. 3 für das Neue Jahr: Erkennen Sie Ihre „Roten Linien“
Werden im beruflichen Umgang, zum Beispiel bei der Entscheidung für bestimmte Produktionsbedingungen oder der Gestaltung von Kooperationen, Ihre individuellen „Roten Linien“ überschritten, spüren Sie das meist sofort: Sie fühlen sich nicht wohl, sind frustriert, vielleicht sogar verletzt.
Betrachten Sie diese negativen Gefühle genauer und nutzen Sie sie künftig als Entscheidungshilfe: Entweder als Grundlage für ein klares, aber sachlich geäußertes „Nein“ – oder vielleicht ist es Ihnen möglich, nach einer differenzierteren Betrachtung eine oder mehrere „Rote Linien“ weniger eng zu ziehen. Die erste Möglichkeit gibt Ihnen und anderen Beteiligten mehr Klarheit, die zweite mehr Handlungsoptionen.
Guter Vorsatz Nr. 4 für das Neue Jahr: Überlegen Sie, was Sie an anderen nicht mögen
Dieser Vorsatz hängt eng mit dem vorangegangenen zusammen, denn das, was Sie am Verhalten anderer stört, ist meist ein eindeutiger Hinweis auf das, was für Sie selbst schlicht nicht verhandelbar ist. Auch hier gilt: genau hinschauen, bei begründeten Ablehnungen bleiben, vielleicht aber auch eigene Werte auf den Prüfstand stellen. Das gilt schon bei „Kleinigkeiten“ wie dem Ausreden lassen oder Dazwischenreden in einer Konferenz: Vielleicht ist es im Einzelfall weniger eine Disziplinlosigkeit als ein engagierter Hinweis, der genau an dieser Stelle passt?
Guter Vorsatz Nr. 5 für das Neue Jahr: Neugierig sein, Neugier zeigen
Auch als Führungskraft müssen Sie nicht alles wissen, zum Beispiel nicht über alle neuesten Forschungsergebnisse in der Robotik informiert sein. Das dürfen Sie auch ruhig zugeben. Wichtig ist: Zeigen Sie, dass Sie neugierig auf dieses Wissen sind. Das macht nicht nur Sie als Führungskraft authentisch und nahbar, sondern ermuntern auch Ihr Team, angstfrei und konstruktiv an Wissenslücken heranzugehen.
Guter Vorsatz Nr. 6 für das Neue Jahr: Trainieren Sie Ihre Anpassungsfähigkeit
Spätestens, wenn Sie feststellen, dass Sie immer wieder nach „Schema F“ an Entwicklungsprojekte herangehen, ist es Zeit für Veränderungen. Christof Miska von der WU Executive Academy empfiehlt konkret: „Halten Sie Ausschau nach Aufgaben und suchen Sie nach Erfahrungen, die Flexibilität erfordern. Fordern Sie sich selbst heraus, in neuen Umgebungen mit unterschiedlichen Menschen zu arbeiten“.
Guter Vorsatz Nr. 7 für das Neue Jahr: Analytisch denken
Wie auch immer sich eine Entscheidungssituation oder ein Problem konkret darstellt: Darin sind Muster und Trends enthalten. Als Führungskraft gehört es zu Ihren Aufgaben, diese zu identifizieren, zu analysieren und aus der Analyse Handlungsempfehlungen abzuleiten. Blicken Sie hinter die inhaltliche Oberfläche einer schwierigen Situation – gleich, ob es zum Beispiel um Probleme bei Lieferketten oder ethische Fragen der Implementierung von KI-Anwendungen geht.
Guter Vorsatz Nr. 8 für das Neue Jahr: Fördern Sie Kreativität
Viele Highlights der Ingenieurskunst sind entstanden, weil Ihre Erfinderinnen und Erfinder eingefahrene Denkmuster abgelegt haben. Selbst einfache, heute allgegenwärtige Haushaltsgegenstände wie der Toaster und der Wasserkocher gehören dazu. Auch für Ihre großen Projekte gilt: Geben Sie sich selbst und Ihrem Team neue Chancen. Lassen Sie Kreativität bei selbst zu und schaffen Sie ein Umfeld, das Ihr Team motiviert, kreativ zu werden.
Guter Vorsatz Nr. 9 für das Neue Jahr: Halten Sie Unklarheiten aus
Führungskräfte sind nicht in der Position, in der sie einfach eine Aufgabe nach der anderen abhaken. Statt dessen sind sie täglich mit vielen Aufgaben gleichzeitig konfrontiert, mit konkurrierenden Prioritäten, widersprüchlichen Ideen, anstehenden neuen Themen. Ihr guter Vorsatz für 2026 sollte daher lauten: nicht vorrangig nach schnellen Lösungen suchen, um so viele Punkte wie möglich abzuarbeiten, sondern es auszuhalten, dass es zu Ihrer Position gehört, viele Aufgaben geleichzeitig „auf dem Schirm“ zu haben und dann zu erledigen, wenn eine optimale Lösung möglich ist. Das gilt für die Baustatik genauso wie für die Luft- und Raumfahrt.
Guter Vorsatz Nr. 10 für das Neue Jahr: Gehen Sie die Extrameile – aber im richtigen Takt
Nine to five – dieses Modell ist nicht für Führungskräfte gedacht. In der Regel ist weitaus mehr gefragt, zeitlich, konzeptionell, inhaltlich. Dennoch gibt es Grenzen, gerade bei der aktuell häufig zitierten Extrameile, die von Führungskräften erwartet wird. Sie ist, um es mit den Worten des Experten Christof Miska zu sagen, ein Sprint und kein Marathon. Darum planen Sie von vornherein kleine Pausen und Ruhephasen ein und arbeiten Sie nach Möglichkeit im Einklang mit Ihrer inneren Uhr. Wenn Ihr Leistungshoch am Nachmittag ist, versuchen Sie, besonders heikle Aufgaben idealerweise am Nachmittag zu erledigen – ganz gleich, worum es bei Ihrem aktuellen Projekt geht – ob um mehr Nachhaltigkeit beim Recycling oder einem neuen Deep Learning-Ansatz.
Guter Vorsatz Nr. 11 für das Neue Jahr: Verabschieden Sie sich vom Perfektionsgedanken
Hätten die Pioniere der Brückenbaukunst gewartet, bis zum Beispiel die Müngstener Brücke genau so ausgesehen hätte wie in ihren Träumen, müssten die Anwohner vielleicht heute noch schwimmend die Wupper durchqueren. Dieses Beispiel ist zugegebenermaßen übertrieben. Es ist aber ein schöner Anlass zu der Überlegung, dass nicht alles gleich perfekt sein muss. Oder, negativ formuliert: dass ein schon zwanghaft zu nennender Hang zur Perfektion Fortschritte zu verhindert droht und bei noch so leistungsbereiten Führungskräften eher zu Frust, Selbstzweifeln und großer Erschöpfung führt. Sagen Sie der Perfektion im Neuen Jahr: goodbye – üben Sie sich in Gelassenheit, und Sie werden zu besseren Arbeitsergebnissen kommen.
Vorsatz Nr. 12 für das Neue Jahr: Nicht alles auf einmal tun
Zwölf Vorsätze, zwölf Monate – Sie könnten sich zum Beispiel vornehmen, jeden Monat einen der guten Vorsätze für das Neue Jahr umzusetzen. Das wäre allerdings zu schematisch. Schauen Sie lieber, wann was in Ihre Arbeit als Führungskraft passt, zu welcher Aufgabe welcher Vorsatz gerade gut passt. Dieser Vorsatz Nr. 12 ist ein Art „Meta-„ oder übergeordneter Vorsatz. Damit wäre schon viel zu guten Vorsätzen für 2026 gesagt – ein Aspekt fehlt aber noch…
… der „innere Schweinehund“
Was heißt eigentlich „innerer Schweinehund“ auf Englisch? „inner pigdog“? Nein, so einfach ist es nicht. Das Wesen in uns, das angeblich dafür sorgt, dass wir allen guten Vorsätzen und besserem Wissen zum Trotz doch wieder den bequemeren Weg gehen, hat auf Englisch mehrere, im Vergleich zum „inneren Schweinehund“ annähernd poetisch anmutende Namen, zum Beispiel „one’s weaker self”, „my lazy inner self“ oder „my inner couch potato“. Na, wenn die keine Anstöße dafür geben, die guten Vorsätze im Neuen Jahr auch umzusetzen…
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