Hitze am Arbeitsplatz – Erfahrungen aus sonnigen Ländern
Extreme Hitze macht Arbeit draußen oft schwer. Heiße Länder zeigen, wie flexible Pausen, Siesta oder Wasserversorgung helfen können. Wie schützen Griechenland, Spanien & Co. ihre Beschäftigten?
Arbeiten bei großer Hitze: Herausforderungen und Lösungen aus verschiedenen Ländern im Überblick.
Foto: Smarterprix / Juphotostocker
Inhaltsverzeichnis
- Heiße Zeiten in Griechenland – Wenn die Akropolis dichtmacht
- Regelungen in Spanien
- Neue Regeln für Arbeitgeber und der Ferienrhythmus als Rettung in Frankreich
- Hitzeschutz? Nicht überall klar geregelt
- Hitzeschutz-Verstöße können in Serbien richtig ins Geld gehen
- Wie wird es in Italien geregelt?
- Hitze am Arbeitsplatz: Wer besonders betroffen ist und warum
Extreme Hitze macht auch hierzulande immer öfter das Arbeiten ganz schön schwer. In richtig heißen Ländern kennt man das Problem schon länger und hat einige clevere Tricks parat, um die Arbeit trotz Temperaturen jenseits der 30 C° erträglicher zu machen. Dazu gehören flexible Arbeitszeiten, mehr Pausen oder auch kühlere Kleidung oder eben Siesta. Wenn wir uns daran orientieren, könnten wir auch in Deutschland besser mit der Hitze klarkommen und den Arbeitsalltag entspannter gestalten.
Heiße Zeiten in Griechenland – Wenn die Akropolis dichtmacht
In Athen wirds richtig ernst, wenn die Akropolis bei mehr als 40 C° Mittagszeit für Besucher und Mitarbeiter geschlossen wird. Durch Sonne, Kleidung und Wind fühlt sich die Hitze oft sogar wie 55 C° bis 60 C° an – das kann schnell zu Kreislaufproblemen und Dehydrierung führen.
Wer keine Klimaanlage zu Hause hat, kann während der Hitze in öffentlichen, klimatisierten Gebäuden Zuflucht finden. Außerdem hat das griechische Arbeitsministerium klare Regeln: Bei großer Hitze ist Arbeiten im Freien zwischen 12 und 17 Uhr verboten – das betrifft Bauarbeiter, Landwirte und Lieferfahrer. Firmen, die sich nicht daran halten, riskieren hohe Strafen. Privatunternehmen müssen zudem Homeoffice ermöglichen oder für eine funktionierende Klimaanlage sorgen. So versucht Griechenland, die Arbeit bei extremer Hitze sicherer zu machen.
Regelungen in Spanien
In Spanien werden Hitzewellen immer öfter und länger – deshalb hat die Regierung die Regeln zum Schutz der Beschäftigten verschärft. Auf den Straßen sorgen Sonnensegel, Trinkwasserstellen, Bäume, weniger Verkehr und Abkühlräume für Erfrischung. Außerhalb der Städte hilft die bekannte Siesta, meist von 14 bis 17 Uhr, den Menschen, der Hitze zu entkommen.
Die neuen Regeln wurden nach dem tragischen Tod eines Stadtreinigers in Madrid 2022 bei über 40 C° eingeführt. Seit 2023 müssen Arbeiten im Freien bei großer Hitze eingeschränkt oder gestoppt werden. Wer dagegen verstößt, kann mit Strafen von bis zu einer Million Euro rechnen. Die Regeln gelten, wenn der Wetterdienst eine Hitzewarnung der Stufe Orange oder Rot ausgibt. Trotzdem klappt das nicht immer perfekt: Gewerkschaften sagen, dass vor allem kleine Betriebe in Bereichen wie Landwirtschaft, Bau und Tourismus oft nicht kontrolliert werden.
Neue Regeln für Arbeitgeber und der Ferienrhythmus als Rettung in Frankreich
Da Hitzewellen immer häufiger werden, hat Frankreich zum 1. Juli neue Regeln eingeführt, die öffentliche Arbeitgeber zum besseren Schutz ihrer Mitarbeiter verpflichten. Sie müssen dafür sorgen, dass Beschäftigte am Arbeitsplatz vor Sonne und Hitze geschützt sind. Außerdem müssen mindestens drei Liter Trinkwasser pro Person bereitgestellt werden, wenn vor Ort kein fließendes Wasser verfügbar ist.
Neben diesen Maßnahmen hilft der französische Ferienrhythmus, die schlimmste Sommerhitze abzufedern: Im August ist das ganze Land im Urlaubsmodus, viele Betriebe sind geschlossen und viele Menschen nehmen schon im Juli ihren Jahresurlaub, um der Hitze zu entkommen.
Hitzeschutz? Nicht überall klar geregelt
- Slowenien: Kein genaues Gesetz für Arbeit im Freien bei Hitze, aber die Gewerkschaften haben Vorschläge gemacht. Für Innenräume gilt: Maximal 28 C° dürfen es sein.
- Kroatien: Keine Regeln zum Hitzeschutz – Arbeitgeber entscheiden selbst. Die Gewerkschaften kritisieren das und fordern klare Vorgaben, ähnlich wie in Frankreich.
- Ungarn: Hat ziemlich detaillierte Vorschriften. Bei über 27 C° draußen und schwerer Arbeit müssen Arbeitgeber für Pausen und ausreichend Wasser sorgen. In Büros dürfen es bis zu 31 C° sein, bevor gekühlt werden muss.
- Rumänien: Das Arbeitsgesetz schreibt vor, bei extremer Hitze das Arbeitsprogramm anzupassen, besonders mittags Pause zu machen. Trinkwasser, Schatten und Lüftung sind Pflicht. Bei über 37 C° im Schatten (mehr als zwei Tage hintereinander) muss die Arbeit zwischen 11 und 17 Uhr ruhen. Mitarbeiter können bei zu großer Hitze auch ablehnen zu arbeiten.
Hitzeschutz-Verstöße können in Serbien richtig ins Geld gehen
In Serbien müssen Arbeitgeber bei Hitze Schutzmaßnahmen für ihre Mitarbeiter treffen – sonst drohen Strafen von bis zu 17.000 Euro. Beschäftigte können ihren Chef sogar anonym bei der Gewerbeaufsicht melden, wenn keine sicheren Arbeitsbedingungen bei hohen Temperaturen geschaffen wurden. Ab 36 C° gilt die Hitzegrenze, ab der gehandelt werden muss. Ob die Strafen aber wirklich konsequent durchgesetzt werden, bleibt allerdings oft unklar.
Wie wird es in Italien geregelt?
In Italien gehört die Siesta zur Tradition – viele kleine Städte schließen ihre Läden zwischen 13 und 16 Uhr, um der Mittagshitze zu entkommen. In den großen Städten wird oft durchgearbeitet. Die Hitze kann gefährlich sein: Beim ersten großen Hitzeschub starb dieses Jahr ein 47-Jähriger bei Arbeiten im Freien.
Eine einheitliche Regelung gibt es nicht, stattdessen haben einzelne Regionen eigene Vorschriften. Die Webseite Worklimate 2.0 bewertet das Risiko von Hitze bei der Arbeit. Betriebe in der roten Zone, wie Baustellen oder Landwirtschaft, müssen dann zu bestimmten Zeiten Pausen einlegen. (mit dpa)
Hitze am Arbeitsplatz: Wer besonders betroffen ist und warum
Besonders betroffen von Hitze sind Berufe, bei denen viel draußen gearbeitet wird oder körperlich schwere Aufgaben anfallen. Bauarbeiter verbringen oft lange Stunden in der prallen Sonne und tragen dabei schwere Schutzkleidung. Landwirte müssen bei heißen Temperaturen oft ohne Schatten und mit wenigen Pausen arbeiten, vor allem während der Erntezeit. Auch in der Gastronomie und bei Lieferdiensten sind viele Mitarbeitende draußen unterwegs und der Hitze direkt ausgesetzt, genauso wie Reinigungskräfte, die öffentliche Plätze oder Straßen säubern. Selbst Fabrikarbeiter sind betroffen, wenn sie in schlecht belüfteten, heißen Hallen arbeiten müssen. In all diesen Branchen sind regelmäßige Pausen, ausreichend Trinkwasser und flexible Arbeitszeiten besonders wichtig, um die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen.
Auch Ingenieure sind bei Hitze oft direkt betroffen – vor allem, wenn sie auf Baustellen, in Fabriken oder bei Außeneinsätzen arbeiten. Im Freien müssen sie sich mit hohen Temperaturen auseinandersetzen, während sie Bauprojekte überwachen oder Maschinen prüfen. In Produktionshallen können mangelnde Kühlung und schlechte Belüftung die Arbeit erschweren und die Konzentration beeinträchtigen. Hitze kann die Leistungsfähigkeit mindern und das Unfallrisiko erhöhen.
Mit welchen Herausforderungen sogenannte Deskless-Mitarbeitende noch konfrontiert sind und wie man sie durch gezielte Maßnahmen gewinnt, haben wir ebenfalls berichtet.
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