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Wireless weltweit 24.06.2025, 15:58 Uhr

Wie gelingt die globale Marktzulassung für vernetzte Produkte?

Ob Industrieanlage oder Medizintechnik, ob Smart-Home-Gerät oder „Wearable“ – drahtlose Kommunikation ist inzwischen zum Standard geworden. Jedoch gilt: Drahtlos ist nicht gleich grenzenlos. Der Weg in internationale Märkte führt durch ein „Dickicht“ an technischen Normen und regulatorischen Anforderungen.

Wireless-Prüflabor: Jedes Land der Welt stellt eigene Anforderungen an Funktechnologien, elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), Gerätesicherheit und Cybersecurity. Hersteller müssen viel Know-how aufbauen - oder sie vertrauen auf Dienstleister.. 
Foto: TÜV SÜD

Wireless-Prüflabor: Jedes Land der Welt stellt eigene Anforderungen an Funktechnologien, elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), Gerätesicherheit und Cybersecurity. Hersteller müssen viel Know-how aufbauen - oder sie vertrauen auf Dienstleister..

Foto: TÜV SÜD

Wireless ist allgegenwärtig: Smarte Produkte kommunizieren heute über Bluetooth, WLAN, ZigBee oder 5G – in der Industrie, im Haushalt und im Gesundheitswesen. Die weltweite Nachfrage nach drahtlos vernetzten Geräten wächst rasant: Laut einer aktuellen Marktanalyse erreichte der globale Markt für Wireless-Konnektivität im Jahr 2024 ein Volumen von 135,8 Milliarden US-Dollar und wird bis zum Jahr 2033 auf über 335 Milliarden US-Dollar ansteigen [1]. Dieser Anstieg wird durch Internet of Things (IoT)-Anwendungen, den Ausbau von 5G und die zunehmende Internetverfügbarkeit in ländlichen Regionen getrieben.

Doch wer mit seinem Produkt international erfolgreich sein will, muss mehr als nur technische Innovationen liefern. Jedes Land stellt eigene Anforderungen an Funktechnologien, elektromagnetische Verträglichkeit (EMV), Gerätesicherheit und Cybersecurity. Hersteller sehen sich einem komplexen Netz nationaler Vorschriften und Prüfanforderungen gegenüber. Hersteller sind daher häufig auf einen global vernetzten Partner für die Zulassung in den jeweiligen Märkten angewiesen – für das Thema EMV-Prüfung, Funkzulassungen und in Sachen Cybersecurity.

Globale Marktzulassung im Fokus

Eine erfolgreiche internationale Markteinführung erfordert ein tiefes Verständnis der regulatorischen Landschaft. „Unsere Stärke liegt darin, technisches und regulatorisches Know-how zu verbinden – das ist in der vernetzten Welt heute entscheidend“, betont Hannes Adelsberger, Lab Manager bei TÜV SÜD. Die Münchener begleiten Unternehmen durch alle Phasen der Marktzulassung: von der technischen Prüfung über Konformitätsbewertung bis zur länderspezifischen Zertifizierung. Mit einem globalen Netzwerk von Prüfzentren und Experten bietet TÜV SÜD umfassende Unterstützung für die sichere, schnelle und rechtskonforme Einführung von Wireless-Produkten in über 180 Ländern weltweit.

RED-Richtlinie: Cybersecurity wird ab 2025 verpflichtend

Ein zentraler regulatorischer Meilenstein steht in Europa bevor: Ab dem 1. August 2025 gelten neue verpflichtende Anforderungen der Radio Equipment Directive (RED). Insbesondere Artikel 3.3(d)–(f) adressieren Aspekte der IT-Sicherheit, darunter:

  • Schutz vor Schädigung des Netzes und Qualitätsminderung von Diensten (Art. 3.3d),
  • Schutz personenbezogener Daten und der Privatsphäre der Nutzer (Art. 3.3e),
  • Betrugsvermeidung im Zusammenhang mit virtuellen Währungen und Funkgeräten (Art. 3.3f).

Diese neuen Anforderungen spiegeln die wachsende Bedeutung von Cybersecurity im Kontext vernetzter Geräte wider. Mit der zunehmenden Vernetzung steigt auch das Risiko von Cyberangriffen, die nicht nur einzelne Geräte, sondern ganze Infrastrukturen gefährden können. Die EU reagiert darauf mit verschärften Sicherheitsanforderungen, um Verbraucher und Netzwerke besser zu schützen.

Neu hinzu kommt, dass der deutsche Dienstleister seine Rolle als benannter Prüfstellenanbieter in der EU ausweitet: Neben dem bestehenden „RED Notified Body“ in Deutschland (benannte Stelle 0123) wurde TÜV SÜD Danmark (benannte Stelle 2443) offiziell benannt, um die Anforderungen der RED-Cybersecurity-Artikel 3.3(d) bis 3.3(f) abzudecken. Die Dänen können nun ebenso EU-Typenzertifikate (Modul B) sowie vollständige Qualitätssicherungsbewertungen (Modul H) ausstellen.

Damit ist TÜV SÜD einer der wenigen Anbieter, Hersteller bereits heute bei der RED-konformen Umsetzung der kommenden Cybersecurity-Anforderungen zu unterstützen. Ab 2025 ist dies für viele Geräte regulatorisch verpflichtend. Die Münchener verfolgen daher das Ziel, die neuen Vorgaben schon heute verständlich und praxisnah umsetzbar zu machen.

MV- und Funkprüfungen aus einer Hand

Eine weitere Säule der Marktzulassung ist die elektromagnetische Verträglichkeit (EMV). Störungen durch elektromagnetische Emissionen können die Funktionalität von Geräten beeinträchtigen und sind daher in vielen Ländern streng reguliert. TÜV SÜD betreibt hochmodern ausgestattete EMV-Labore in Europa, Nordamerika und Asien – mit Prüfkapazitäten für:

  • Prüfungen der Störaussendung und Störfestigkeit gemäß EN/IEC/CISPR/ISO/OEM und vielem mehr. Standards bestehen für alle Arten von Geräten inklusive Industrie, Medizin und Automotive.
  • Vorabprüfungen und Pre-Compliance-Checks zur Risikoabsicherung.
  • Kombinierte Prüfprogramme für RED-, FCC-, ISED-, MIC-, Korea und andere.

Zulassungsanforderungen in den Zielregionen

Gleichzeitig werden in denselben Einrichtungen auch alle relevanten Funkparameter geprüft, darunter Frequenznutzung, Sendeleistung, Bandbreite, Modulation und Koexistenz mit anderen Geräten. Dies reduziert den Koordinationsaufwand sowie Schnittstellen und den Time-to-Market erheblich. „Durch kombinierte Prüfprogramme sparen Hersteller wertvolle Zeit sowie Kosten“, sagt Hannes Adelsberger. Neben Europa zählen vor allem Nordamerika und Asien zu den Zielregionen für Wireless-Produkte. Jeder dieser Märkte hat spezifische regulatorische Anforderungen, die es zu erfüllen gilt – dazu gehören die FCC-Zertifizierung (USA), ISED-Zulassung (Kanada), UKCA-Kennzeichnung (Vereinigtes Königreich), MIC/Telec-Zulassung (Japan), SRRC/NAL (für China), KC (für Südkorea).

Dank zahlreicher internationaler Akkreditierungen sind die erstellten Prüfberichte in vielen Ländern direkt anerkannt – ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für exportorientierte Unternehmen. „Mit weltweit geltenden Prüfberichten beschleunigen wir die Zulassung in Schlüsselmärkten wie den USA, China und Japan erheblich“, erklärt Thomas Ring, Global Product Manager Wireless bei TÜV SÜD.

Entwicklung „mit Weitblick“ – Marktzulassung beginnt frühzeitig

Die Komplexität globaler Zulassungen verlangt ein strategisches Vorgehen. Dies beginnt idealerweise bereits im Design-Stadium. Eine frühzeitige Berücksichtigung regulatorischer Anforderungen kann kostspielige Nachbesserungen vermeiden und die Markteinführungszeit verkürzen. Auch hierbei werden Unternehmen frühzeitig unterstützt, zum Beispiel mit:

  • Regulatorischer Analyse und Zielmarktstrategie,
  • Pre-Compliance-Tests zur Identifikation kritischer Designaspekte,
  • technischer Bewertung von Funkmodulen und Integration in das Gesamtsystem,
  • Vorbereitung und Prüfung der technischen Dokumentation.

Mit über 1.000 Standorten weltweit und einem tiefen Verständnis nationaler und internationaler Regulierungen bietet TÜV SÜD also weit mehr als Prüfungen. Die Kombination aus globaler Präsenz, regulatorischer Expertise und technischer Tiefe machen die Münchener zum strategischen Dienstleister für alle, die Wireless-Produkte erfolgreich international platzieren wollen. „Jeder Markt spricht regulatorisch eine andere Sprache – wir helfen dabei, sie zu verstehen und richtig zu übersetzen“, sagt Thomas Ring.

Literatur

  1. https://www.researchandmarkets.com/report/wireless-connectivity?srsltid=AfmBOope2_yA9R23MB5jzfcbfrG7d6QBS3iI_riglaecGoxdFCHNd6O

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Von TÜV SÜD / BE