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Transportbarometer 03.05.2023, 16:41 Uhr

Nachfrage nach Frachtraum steigt wieder

Die ersten Monate des Jahres 2023 waren geprägt von hohen Energiepreisen, Konsumzurückhaltung, hohen Lagerbeständen und geringeren Auftragseingängen. Der Ausblick der Wirtschaft auf das laufende Jahr ist uneinheitlich und die Auswirkungen auf die Transportbranche mehr als ungewiss.

Das Timocom-Transportbarometer für das erste Quartal 2023 zeigt: Nachdem in den ersten beiden Monaten dieses Jahres deutlich weniger Frachtangebote eingestellt wurden als im Vorquartal, ist die Anzahl im März mit einem Plus von 42 % europaweit wieder spürbar angestiegen. Foto: PantherMedia / chrisroll

Das Timocom-Transportbarometer für das erste Quartal 2023 zeigt: Nachdem in den ersten beiden Monaten dieses Jahres deutlich weniger Frachtangebote eingestellt wurden als im Vorquartal, ist die Anzahl im März mit einem Plus von 42 % europaweit wieder spürbar angestiegen.

Foto: PantherMedia / chrisroll

Beim Blick auf die Zahlen des Timocom-Transportbarometers des ersten Quartals 2023 lässt sich eine leichte Tendenz erkennen: Nachdem in den ersten beiden Monaten dieses Jahres noch einmal deutlich weniger Frachtangebote eingestellt wurden als im Vorquartal, ist die Anzahl im März mit einem Plus von 42 % europaweit wieder spürbar angestiegen. Damit ist erstmals seit Herbst 2023 eine Trendumkehr beim Rückgang der Nachfrage an Laderaum zu erkennen. Das gesamte Quartal liegt aber immer noch um 25 % unter dem Vorquartal.

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24 % mehr Frachtraumangebot im ersten Quartal

Bei der Anzahl an Eingaben an freiem Laderaum ist im ersten Quartal 2023 ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal um 16 % – gegenüber dem vierten Quartal 2022 ist ein Anstieg um 24 % zu erkennen. Dies ist aber eher eine Folge der geringeren Verfügbarkeit an Frachtangeboten und nicht etwa auf zusätzliche Kapazitäten am Markt zurückzuführen. Diese bleiben knapp, nicht zuletzt auch wegen des Fahrermangels und der wirtschaftlichen Gesamtsituation. Zudem bestätigt dies die steigende Tendenz aus dem Vorquartal, langfristige Verträge mit Dienstleistern abzuschließen und sich verfügbare Kapazitäten zu sichern.

„Insgesamt ist das Interesse an Kontrakten gestiegen. Dies lässt sich unter anderem durch die Entwicklungen der letzten Jahre erklären, die wieder stark steigende Preise befürchten lassen. Auch ohne hohe Nachfrage erweisen sich die Preise robuster – dafür erhöhen sich die Kosten zu stark. In diesem Zusammenhang kann eine erfolgreiche Strategie in den nächsten Monaten mitunter darin bestehen, verfügbare Kapazitäten auf dem Spotmarkt zu suchen und zu einem geeigneten Zeitpunkt Kontrakte zu schließen“, führt Prof. Dr. Christian Kille, Studiengangleiter an der Fakultät Wirtschaftswissenschaften der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt weiter aus.

Zudem lässt sich beobachten, dass trotz des höheren Angebotes an Frachtraum und des damit steigenden Konkurrenzkampfes, der durchschnittlich angebotene Frachtpreis im Fernverkehr im Vergleich zum Vorjahr deutschlandweit um über 7 % gestiegen ist. In Europa ist ein Anstieg von fast 3 % zu erkennen. Die deutlich gestiegenen Kosten lassen ein Absinken der Preise auf das Vor-Corona-Niveau nicht mehr zu.

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Frachtraum: Transportbranche steht vor massiven Herausforderungen

Prozentual betrachtet sind Nachfrage und Angebot im ersten Quartal dieses Jahres europaweit weitgehend ausgeglichen. Im Schnitt lag das Verhältnis von Fracht- zu Laderaumangeboten in Europa bei circa 59:41. Das gleiche Bild zeigt sich auch im innerdeutschen Transportmarkt.

„Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hellt sich insgesamt zwar auf, jedoch steht gerade die Transportbranche weiterhin vor massiven Herausforderungen. Dabei haben viele Auftraggeber bereits damit begonnen, ihre Strategien im Transportwesen den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Dies spiegelt sich auch in dem Frachtaufkommen wider“, so Gunnar Gburek, Head of Business Affairs Timocom.

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Streiks in Frankreich haben Einfluss auf das Frachtraumangebot

Die flächendeckenden und anhaltenden Streiks in Frankreich haben dazu geführt, dass die Lieferketten der Unternehmen gestört sind, was zu Verzögerungen und Lieferengpässen führt. Auch der Kostendruck steigt, da die Spediteure gezwungen sind, alternative Routen und Transportmittel zu nutzen. Die blockierten Straßen und Grenzübergänge sowie die Niederlegung der Arbeit haben den Warenverkehr zwischen Frankreich und den Nachbarländern stark beeinträchtigt. Auch Deutschland, als einer der wichtigsten Handelspartner Frankreichs, ist von den Auswirkungen der Streiks betroffen. So ist bei den Transporten von Deutschland (DE) nach Frankreich (FR) ein Minus von 55 % und in umgekehrter Richtung ein Rückgang von 61 % im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten. Auch die Transporte innerhalb von Frankreich haben – wie zu erwarten – abgenommen. Profitieren konnte davon ein anderes Land: Im Gegensatz dazu stiegen die Transporte von Italien (I) nach Frankreich (FR) im Vergleich zum Vorjahr um 11 %.

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Angespannte Situation rund um den Brenner hat Auswirkungen auf das Frachtraumangebot

Die Problematik rund um den Brenner hat auch erhebliche Auswirkungen auf den Straßengüterverkehr. Der Brenner ist eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen zwischen Deutschland und Italien und ein zentraler Drehpunkt für den internationalen Warenverkehr.

Durch die LKW-Blockabfertigung sind die Fahrer dazu gezwungen, stundenlang auf eine Weiterfahrt zu warten und es kommt zu erheblichen Verzögerungen. So verwundert es kaum, dass es derzeit für viele Frachtführer unattraktiv ist, für einen Auftrag nach Italien zu fahren. Die hohen Kosten und der hohe Zeitdruck machen es für viele Unternehmen schwierig, profitabel zu arbeiten. Oft müssen alternative Routen und Transportmittel gefunden werden, um die Transportaufträge abwickeln zu können. Dies hat unter anderem auch Auswirkungen auf das Fracht- und Laderaumangebot. So lässt sich beispielsweise mit Blick auf die Relation Österreich (A) nach Italien (I) im ersten Quartal insgesamt ein Rückgang von 68 % feststellen.

Demgegenüber scheint vor allem der italienische Export nur wenig von den wirtschaftlichen Turbulenzen zu spüren: Dieser hat im ersten Quartal deutlich zugelegt. Insgesamt hat der Post-Corona-Boom von 2022 jedoch wie erwartet abgenommen. Entgegen dem europäischen Trend ist in Italien ein Laderaumüberhang festzustellen. Schon im Januar rutschte der Frachtanteil auch im nationalen Verkehr unter 40 %. Dabei waren die Frachtangebote im Februar und März zwar noch leicht rückläufig, aber weitestgehend stabil.

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Frachtraumangebot in Polen folgt dem Trend

Im ersten Quartal 2023 gab es in Polen insgesamt rund 39 % weniger Frachtangebote als im Vorjahresquartal. In demselben Zeitraum sanken auch die Einzelhandelsumsätze in Polen im Februar vergleichend zum Vorjahr um 5 % – rund 3,6 % im Vergleich zum Vormonat. Auch die Industrieproduktion in Polen war rückläufig und sank im Jahresvergleich um 1,2 %. Der allgemeinen Entwicklung in Europa folgend stieg das Frachtvolumen in Polen im März zum Vormonat jedoch um 40 %. Als ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Europa bleibt Polen dynamisch.

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Erwarteter Anstieg von Laderaum- und Frachtangeboten

Mit Blick auf die derzeitigen Entwicklungen am Transportmarkt ist wie im Vorjahr in den kommenden Wochen wieder ein deutlicher Anstieg an Fracht- und Laderaumangeboten zu erwarten. „Dieser Trend wird sich bis Ende Mai weiter fortsetzen, bevor mit dem Ferienbeginn in NRW ab Ende Juni die Rate wieder abnehmen wird. Der restliche Verlauf des Jahres 2023 und die damit verbundenen Entwicklungen hängen zurzeit stark von den fortschreitenden Trends in der Wirtschaft ab“, so Gunnar Gburek, Head of Business Affairs bei Timocom,

Von rmw