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Deutscher Logistik-Preis 03.11.2023, 11:00 Uhr

Digitale Zwillinge optimieren die Logistik

Dachser und das Dortmunder Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML teilen sich den diesjährigen Deutschen Logistik-Preis, den die Bundesvereinigung Logistik (BVL) verleiht. Ausgezeichnet wurde der Digitale Zwilling @ILO (Advanced Indoor Localization and Operations).

Gemeinsam mit dem Logistikdienstleister Dachser hat das Fraunhofer IML den renommierten "Deutschen Logistik-Preis 2023" der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. für das Projekt "Dachser Future Terminal – innovativer digitaler Zwilling @ILO" gewonnen. Dabei wird vollautomatisch ein stets aktuelles, digitales Abbild aller Packstücke, Assets und Abläufe im Umschlaglager erstellt. Foto: Dachser

Gemeinsam mit dem Logistikdienstleister Dachser hat das Fraunhofer IML den renommierten "Deutschen Logistik-Preis 2023" der Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V. für das Projekt "Dachser Future Terminal – innovativer digitaler Zwilling @ILO" gewonnen. Dabei wird vollautomatisch ein stets aktuelles, digitales Abbild aller Packstücke, Assets und Abläufe im Umschlaglager erstellt.

Foto: Dachser

Auch in der Logistik kommen digitale Zwillinge zunehmend zum Einsatz. Jüngstes Beispiel ist @ILO. Der digitale Zwilling steigert die Transparenz beim Umschlag von Waren, indem einzelne Arbeitsschritte optimiert und beschleunigt werden. Fahrer*innen, gewerbliche Mitarbeitende aber auch Kund*innen, die demnächst noch detailliertere Informationen zum Sendungsverlauf erhalten werden, profitieren vom Einsatz des digitalen Zwillings. Entstanden ist @ILO während einer mehr als sechs Jahren dauernden gemeinsamen Forschungsarbeit im Dachser Enterprise Lab. Expert*innen des Logistikdienstleisters arbeiten dort mit Forschenden des Fraunhofer IML gemeinsam an zukunftsweisenden Entwicklungen für das europäische Stückgutnetzwerk. Für die Jurymitglieder des Deutschen Logistikpreises, den die Bundesvereinigung verleiht, war diese Entwicklung preiswürdig.

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Digitalisierung verbessert Dienstleistungsqualität

Burkhard Eling sagte kürzlich währen der Preisverleihung in Berlin: „Wir investieren in die gemeinsame Forschung mit dem Fraunhofer IML, um die Digitalisierung der Logistik voranzutreiben und um die Qualität unserer Dienstleistung für unsere Kunden weiter zu verbessern“, so der CEO von Dachser. „Wir sichern damit langfristig die Zukunftsfähigkeit des Familienunternehmens Dachser. Dass die gemeinsame Arbeit eine Innovation für die Praxis hervorgebracht hat, die auch die Jury des Deutschen Logistik-Preises überzeugen konnte, bestätigt unseren Ansatz und spornt uns zusätzlich an.“ Doch damit nicht genug. Dachser kündigte an, jetzt den nächsten Schritt in der Innovationsentwicklung gehen zu wollen. In 2024 ist geplant, die neue Technologie erstmals anzuwenden und später schrittweise in den europäischen Niederlassungen einzusetzen. Denn laut Eling ist @ILO ein bedeutender Meilenstein in der digitalen Transformation von Dachser und – darüber hinausgehend – ein Quantensprung für die gesamte Stückgutlogistik.

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„Aus der Forschung in die Praxis“

Prof. Dr. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter am Fraunhofer IML, ergänzte: „Aus der Forschung in die Praxis – und das europaweit. Das ist auch vor dem Hintergrund der langen Historie des Fraunhofer IML ein ganz außerordentlicher Forschungserfolg. Er verdeutlicht, dass sich die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis lohnt. Vor allem dann, wenn sie in den gemeinsamen Teams so intensiv und nachhaltig mit Leben erfüllt wird wie im Enterprise Lab mit Dachser“.

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So funktioniert der digitale Zwilling @ILO

Für die Schaffung des digitalen Zwillings erfassen hunderte an der Hallendecke befestigte optische Scaneinheiten im Sekundentakt Daten, die von den KI-basierten Algorithmen der @ILO-Software interpretiert werden. Dadurch werden alle Packstücke unmittelbar und automatisch identifiziert, lokalisieret und in Zukunft sogar vermessen. Das jederzeit aktuelle Abbild des Lagers und der ablaufenden Prozesse, also der digitale Zwilling, wird so erstellt. Diese Technik hat sich – in die praktischen Abläufe integriert – bereits in den @ILO-Pilotumschlaglagern der Dachser-Niederlassungen Öhringen bei Heilbronn und in Unterschleißheim bei München bewährt. Zwischen 15 und 35 % konnten dort einzelne Prozessabläufe zwischen Wareneingang und Warenausgang beschleunigt werden. So entfällt beispielsweise das händische Scannen von Barcodes oder die tägliche durchzuführende manuelle Inventur von Packstücken. So können Nahverkehrsfahrzeuge morgens früher mit der Warenauslieferung beginnen – das bringt den Fahrer*innen im Berufsverkehr eine wertvolle Zeiteinsparung.

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Digitalisierung: Kundenanforderungen mit hoher Qualität erfüllen

„Künstliche Intelligenz und Automatisierungstechnologien im Stückgutumschlag tragen dazu bei, komplexe Kundenanforderungen mit hoher Qualität zu erfüllen und gleichzeitig den Herausforderungen durch knappe Flächen und dem Fachkräftemangel zu begegnen“, erklärt Alexander Tonn, COO Road Logistics bei Dachser. „Neue Technologien wie der Digitale Zwilling @ILO stellen die dafür benötigten Echtzeitdaten bereit. Wert generiert Technologie aber insbesondere, wenn sie die Mitarbeitenden in der täglichen Arbeit entlastet und unterstützt – und das hat @ILO in den Pilotniederlassungen eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“

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KI-gestützte Verladung

Doch ist das Potenzial von @ILO noch lange nicht ausgereizt, wie Stefan Hohm, Chief Development Officer von Dachser, weiß: „Die vollautomatische und permanente Vermessung aller Packstücke wird der nächste Innovationsschritt in Richtung Logistik 4.0, den wir im Rahmen der Forschungspartnerschaft mit dem Fraunhofer IML realisieren.“ Bereits im Pilotbetrieb ermittelt das System mit hoher Genauigkeit Länge, Höhe und Breite der Packstücke und zeigt diese Parameter in Echtzeit an, ohne dass Messstationen angefahren werden müssen. Ist das System erst vollkommen praxistauglich, lassen sich die so ermittelten Volumendaten unter anderem von intelligenten Algorithmen nutzen. Dadurch lässt sich die Touren- und Verladungsplanung optimieren und die Auslastung von Trailern, Wechselbrücken und Nahverkehrsfahrzeugen weiter erhöhen. Das verringert CO2-Emissionen indem Transportkilometer reduziert werden. Zudem entwickeln Fraunhofer IML und Dachser aktuell ein vereinfachtes @ILO-System. Damit können auch Kunden ihre Warenausgangszone ausrüsten und so die Transparenz im Versand erhöhen.

Von RMW