Klebeband statt Schweißnaht
Sie sind schnell zur Hand, individuell konfigurierbar, lassen sich bedrucken und bieten die Möglichkeit der Funktionsintegration: moderne Industrieklebebänder. Verkannte Genies?
Eine Innovation sind schwer entflammbare Klebebänder, die vor allem in Anwendungen mit hohen Brandschutzanforderungen eingesetzt werden – etwa in der Automobilindustrie, im Bauwesen oder in der Elektronikfertigung.
Foto: tesa® flameXtinct
Vom Leichtbau bis hin zu Hochtemperaturanwendungen, moderne Industrieklebebänder können weit mehr leisten als nur Teile zu fixieren. Sie trotzen Feuer, UV-Strahlung und Chemikalien, isolieren oder leiten Strom und sind bei Bedarf sogar lebensmittel- oder medizinisch zertifiziert. Mit ihrer Vielseitigkeit ersetzen sie nicht nur Schrauben, Nieten oder Schweißnähte, sondern eröffnen völlig neue Möglichkeiten für effiziente, saubere und innovative Fertigungsprozesse.
„Ihre Genialität verdanken moderne Klebebänder dem ausgetüftelten Zusammenspiel von Materialien und Fertigungstechniken“, weiß Uwe Kittel, Experte der Fachgruppe „Klebtechnik“ im Verband Technischer Handel e.V. (VTH). Durch Laminieren oder präzisen Klebstoffauftrag lassen sich klebende und nicht klebende Schichten kombinieren, um genau die gewünschten Eigenschaften zu erzielen – von hoher Haftkraft bis zu spezieller Oberflächenfunktion. Dabei kommen Klebstoffe wie Acrylat, Silikon oder Kautschuk sowie Trägermaterialien wie PE- und PET-Folie, PVC, Vlies, Gewebe oder Schaumstoff zum Einsatz.
Perfekt in Form, geschnitten oder gestanzt
Damit Klebebänder in der Praxis präzise passen, werden sie in der Fertigung auf das gewünschte Maß gebracht – meist durch Schneiden oder Stanzen. Beim Rollenschneiden entstehen Bänder für Montage- oder Markierungsarbeiten, während das Flachbett- oder Rotationsstanzen komplexe Konturen ermöglicht, etwa für Dichtungen, Abdeckungen oder leitfähige Elemente in der Elektronik.
Zusätzliche Funktionen erhalten Klebebänder durch gezielte Veredelungsschritte. Beschichtungen können beispielsweise die Oberfläche abriebfester machen oder die Haftung gezielt verändern, während Bedruckungen der Kennzeichnung oder Funktionsmarkierung dienen. Auch farbliche Anpassungen, Prägungen oder die Integration von RFID- oder Barcode-Funktionen erweitern das Einsatzspektrum.
Lesetipp: Bauteilschonend und spannungsarm kleben
Gleichzeitig erhöhen Veredelungen die Effizienz in der Praxis: Fingerlift-Ränder erleichtern das Abziehen des Liners, Perforationen ermöglichen ein schnelles Abtrennen vordefinierter Längen und Easy-Peel-Liner lösen sich besonders leicht von der Klebefläche. Beim Stanzen (Kisscut) werden einzelne Zuschnitte so auf dem Trägerpapier oder der Trägerfolie vorbereitet, dass sich passgenaue Teile entnehmen lassen. „Solche Details verkürzen Rüstzeiten und erhöhen Verarbeitungssicherheit und -geschwindigkeit“, erklärt Uwe Kittel, Geschäftsführer eines Verarbeiters und Händlers in Wilnsdorf.
Lesetipp: Dynamische Strahlformung für neue Wege im FahrzeugbauDer Technische Handel unterstützt die Industrie nicht nur bei der Auswahl des optimalen Klebebands, sondern bietet auch passgenaue Lieferformate – von Rollen über Bögen bis hin zu Stangen oder Sheets. Darüber hinaus sorgt er für die passende Verpackungslösung der Stanzteile, die den Anforderungen an Reinraum, ISO-Konformität oder ESD-Schutz gerecht wird.
Spezialisierte Fachhändler für Klebtechnik listet der VTH im Internet auf.
Innovationen bei Klebebändern im Überblick
Im Bereich der Klebebänder gab es in den letzten Jahren mehrere bemerkenswerte Innovationen, die auf die steigenden Anforderungen der Industrie reagieren:
- Hochtemperaturbeständige Klebebänder – Neu entwickelte Materialien und Klebstoffe ermöglichen den Einsatz bei deutlich höheren Temperaturen, etwa in der Elektronik- oder Automobilfertigung.
- Umwelt- und recyclingfreundliche Klebebänder – Nachhaltigkeit spielt eine immer größere Rolle, weshalb biologisch abbaubare oder leichter recyclebare Klebebänder auf den Markt kommen.
- Funktionalisierte Klebebänder – Zum Beispiel antibakterielle oder selbstheilende Klebebänder, die speziell für Medizin- oder Hygieneanwendungen entwickelt wurden.
- Verbesserte Haftsysteme – Klebstoffe mit optimierter Haftung auf schwierigen Untergründen wie Pulverbeschichtungen oder rauen Oberflächen erhöhen die Zuverlässigkeit.
- Multifunktionale Verbundlösungen – Kombinationen aus mehreren Materialien, die nicht nur kleben, sondern gleichzeitig dichten, isolieren oder abschirmen.
- Digitale Integration – Klebebänder mit integrierten RFID- oder Barcode-Funktionalitäten zur besseren Nachverfolgung und Automatisierung in der Produktion.





