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Beidseitig gratfreie Blechteile 23.06.2025, 15:58 Uhr

Ergonomie und Arbeitsschutz vereint: Hightech-Blechbearbeitung für makellose Komponenten

Gerade der Fiberlaser erfordert aufgrund der beim Schneiden entstehenden Grate eine nachgeschaltete leistungsfähige Entgrattechnik. Ein weltweit agierendes Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen investierte mehrfach in passende Technologien und entwickelte parallel eine optimierte Produktionslogistik und einen durchgängigen Material-Flow.

Zufrieden mit den Bearbeitungsergebnissen: Vorarbeiter Pascal Rocktäschel, Jörg Würker, Leiter mechanische Fertigung und Blechfertigung (beide Scheidt & Bachmann) und Lissmac-Gebietsverkaufsleiter Dirk Schürstedt (v. l. n. r.). 
Foto: Lissmac/ Riedinger

Zufrieden mit den Bearbeitungsergebnissen: Vorarbeiter Pascal Rocktäschel, Jörg Würker, Leiter mechanische Fertigung und Blechfertigung (beide Scheidt & Bachmann) und Lissmac-Gebietsverkaufsleiter Dirk Schürstedt (v. l. n. r.).

Foto: Lissmac/ Riedinger

Welches Produktions-Know-how in manchen Dingen steckt, die uns alltäglich erscheinen, ist oft auf den ersten Blick nicht erkennbar – beispielsweise in Lösungen für die Signaltechnik oder bei Parkscheinautomaten. Das nordrhein-westfälische Familienunternehmen Scheidt & Bachmann gehört zu den führenden Anbietern von Systemlösungen für ein „mobiles Leben“. So entstehen beispielsweise Kassenautomaten und Terminals für Parkhäuser oder Busse, Signaltechnikkomponenten und Schrankenanlagen, beispielsweise für die Deutsche Bahn, oder Managementsysteme für Tankstellen und Ladesäulen.

Im Jahr 1872 gegründet, entwickelte sich das Unternehmen vom Maschinenbauer zum global agierenden Systemanbieter mit insgesamt etwa 3.500 Mitarbeitern weltweit. Seit jeher ist die hohe Fertigungstiefe ein Kennzeichen der gelieferten Lösungen – nahezu alle Komponenten und Bauteile aus Metall werden inhouse gefertigt. Bei der Vorfertigung setzt Scheidt & Bachmann mit Erfolg auf den heimischen Standort in Mönchengladbach. Montagelinien stehen in der Slowakei und sogar in den USA. Zu 90 Prozent werden Edelstahlteile hergestellt, sowie einige Teile aus Aluminium und Stahl.

Ziel: Bearbeitung von Laserzuschnitten perfektionieren

Im Bereich Blechverarbeitung wird in Mönchengladbach mit 90 Mitarbeitern ein breites Portfolio an Artikeln hergestellt. Die Ansprüche an die Bearbeitungsergebnisse und auch an die zur Herstellung genutzte Technologie sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Vor 2006 wurden Laserzuschnitte nach dem Zuschnitt auf Paletten abgelegt, gestapelt und dann einzeln entnommen. Im Anschluss wurden diese manuell sowie mit einfacher Technik geschliffen. Dies war recht aufwendig und erforderte einen hohen manuellen Aufwand und mitunter auch mehrfachen Durchlauf. Durchlaufzeiten, Logistik und Kosten waren ebenfalls nicht optimal.

Gerade der Fiberlaser erfordert aufgrund der beim Schneiden entstehenden Grate eine nachgeschaltete leistungsfähige Entgrattechnik. Mit der neuen Anlagentechnik sind gleichmäßige Kantenverrundungen und ein richtungsloses Finishing möglich.

Foto: Lissmac/ Riedinger

Folglich geriet das Thema „Kantenverrundung“ zunehmend in den Fokus. Im Jahr 2006 wurde die erste Anlage des Herstellers Lissmac Maschinenbau aus Bad Wurzach angeschafft: eine „SBM S 1000“ für die Bearbeitung von Blech- und Laserteilen. Das beidseitige Kantenverrunden von Innen- und Außenkonturen in nur einem Arbeitsgang sorgt seitdem für deutlich mehr Prozesseffizienz und für Zeitersparnis. Was zu diesem Zeitpunkt noch fehlte, war eine strukturierte, angepasste Produktionslogistik.

Leistungsfähige Entgrattechnik ergänzt Fiberlaser

Als im Jahr 2019 die Produktionstechnik in einem weiteren Schritt modernisiert und in neue Anlagentechnik investiert werden sollte, standen mehrere Kriterien auf dem Plan. Durch die Integration einer Laserschneidanlage der Firma Trumpf mit Fibertechnologie setzten die Entscheider auf die Technologievorteile des Laserverfahrens. Die Anschaffung der neuen Schneidtechnik erforderte jedoch unmittelbar auch moderne und leistungsfähige Entgrattechnik. Im Blickfeld stand auch die Mitarbeiterschonung – Ziel war, zusätzlich ergonomische Verbesserungen für die Werker zu erreichen.

Die Anschaffung von zwei vollautomatisierten Trumpf-Fiberlaser-Schneidmaschinen erforderte eine nachgeschaltete leistungsfähige Entgrattechnik. Zum Einsatz kommen hier zwei universelle Schleif- und Entgratmaschinen „SMD 345 S-Edition“ mit Rotationsbürstentechnologie. Sie gewährleisten das Entgraten und Kantenverrunden in einer einstellbaren Qualität und Tiefe.

Foto: Lissmac/ Riedinger

Also wurden vor der Anschaffung der neuen Anlage zwei Anlagenhersteller kontaktiert und Referenzteile zur Probenbearbeitung geschickt. Die Entscheidung fiel schlussendlich auf eine „SBML 1500“, die zum Entgraten und beidseitigen Kantenverrunden eingesetzt wird. „Mit nur einem Schleifdurchgang ist mit dieser Anlage eine beidseitige Bearbeitung möglich. Und diese ist auch so gut, dass tatsächlich ein Durchgang genügt, um ein qualitativ hochwertiges Schleifergebnis zu erreichen“, sagt Jörg Würker, Leiter Mechanische Fertigung und Leiter Blechverarbeitung bei der Scheidt & Bachmann GmbH.

Im Jahr 2019 kam eine „SBML 1500“ für das Entgraten und beidseitige Kantenverrunden in nur einem Arbeitsgang hinzu.

Foto: Lissmac/ Riedinger

Der große Vorteil: Aufwendige Nachbearbeitungen sind nicht mehr nötig. Und er nennt einen weiteren wichtigen Aspekt: die Arbeitssicherheit für Monteure, die dann in den USA greift. „Wenn ein scharfkantiger Artikel in einer Montagelinie vorkommen sollte, kann sich der Monteur verletzen – und dadurch würde schnell ein rechtliches Problem auftreten“, so Würker.

Problemloser Produktionsanlauf

Dass mit allen Testteilen auch die technischen Parameter übergeben wurden, sei zudem gerade in der Startphase mit der neuen Anlage sehr hilfreich gewesen. „Davon haben wir durchaus profitiert“, so Würker. Auch Dirk Schürstedt, Gebietsverkaufsleiter Metal Processing bei der Lissmac Maschinenbau GmbH, der Scheidt & Bachmann seit 2019 betreut, erinnert sich an den Erstkontakt und an einen pragmatischen und konstruktiven Entscheidungsprozess. Er ergänzt: „Alle Bearbeitungen der Proben werden bei Lissmac grundsätzlich exakt und umfassend dokumentiert und dem Kunden zur Verfügung gestellt. Also zum Beispiel: Welche Maschine wurde für die Bearbeitung verwendet, welches Werkzeug, welche Geschwindigkeiten, welche Drehzahlen?.“ Der Kunde kann damit von Beginn an gute Bearbeitungsergebnisse erzielen. Im Laufe der Zeit – und basierend auf den Erfahrungen der Produktion – findet dann in der Regel noch ein Feintuning der Anlage statt, welches immer besser auf die Prozesse abgestimmt werden kann.

Für die Werker war das Handling mit der neuen Anlagentechnik erst einmal neu, sodass eine zielgerichtete Bedienerschulung in die Anwenderoberfläche durchgeführt wurde. Insgesamt – da sind sich Jörg Würker und Dirk Schürstedt einig – konnte das Projekt zügig und konstruktiv umgesetzt werden. Heute werden auf der Anlage Bleche mit Dicken von 0,8 bis 10 mm bearbeitet. Die Größe der jeweiligen Blechzuschnitte reicht dabei von der Handy- bis zur Tischgröße. Die Anlage wurde im Jahr 2023 zudem mit einer Nassabsaugung nachgerüstet, um auch Aluminium bearbeiten zu können und eine Materialtrennung zu gewährleisten.

Schaffung einer optimierten Produktionslogistik

Mit der Anschaffung der SBM L 1500 im Jahr 2019 wurde bereits deutlich, dass das Materialmanagement optimiert werden muss. Als im Jahr 2021 dann zwei vollautomatisierte Trumpf-Fiberlaser-Schneidmaschinen mit angeschlossenem Stopa-Lager angeschafft wurden, stand das Thema wieder im Raum – und sollte nun „zu Ende gedacht“ werden. „Wenn der Mitarbeiter das Teil aus der Laseranlage herausnimmt, sollte er es auch direkt auf der Schleifmaschine ablegen. Der durchgängige Material-Flow war uns wichtig und sollte rasch umgesetzt werden“, sagt Würker. Das Ziel war auch, manuelle Arbeiten und hohe Durchlaufzeiten zu vermeiden. Dementsprechend wurden im Jahr 2022 zwei weitere Anlagen angeschafft, mit denen dieser nahtlose Prozess realisiert werden konnte.

Dank der neuen Schleif- und Entgratmaschine und des definierten Oberflächenfinishs ist eine höhere Flexibilität möglich. Zudem können Kosten im Einkauf gespart werden.

Foto: Lissmac/ Riedinger

„Wir setzen auf stabile und funktionierende Beziehungen. Deshalb haben wir uns wieder für Lissmac-Technologie entschieden – diesmal für zwei Anlagen mit Rotationsbürstentechnologie, mit denen wir Entgraten und zudem Kantenverrunden können in einer einstellbaren Qualität und Tiefe“, so der Leiter Blechverarbeitung. „Gekauft wurden zwei universelle Schleif- und Entgratmaschinen „SMD 345 S-Edition“. Beide Anlagen arbeiten diesmal im einseitigen Betrieb. Mit ihnen lässt sich jedoch ein definiertes Oberflächenfinish, wie den klassischen Bürstschliff, erzeugen. Dadurch ist eine höhere Flexibilität möglich und es können Kosten im Einkauf gespart werden“, ergänzt Lissmac-Spezialist Schürstedt. Mit Blick auf das Thema Flexibilität wurden auch diese beiden Anlagen mit einer Nassabsaugung ausgerüstet.

Technologie-Support konnte überzeugen

Fest steht: Bei Scheidt & Bachmann ist man mit den Bearbeitungsergebnissen der Lissmac-Anlagen sehr zufrieden. „Seit die neuen Anlagen im Einsatz sind, erzielen wir verlässlich sehr gute Entgratergebnisse“, so Jörg Würker. Dazu kommt eine zielgerichtete technologische Unterstützung und ein verlässlicher Service.

Für Dirk Schürstedt ist es wichtig, mit passgenauer Technik auf die individuellen Produktionsgegebenheiten und Anforderungen des Kunden reagieren zu können. „Es macht Spaß, die Bedürfnisse des Kunden über Jahre begleiten zu können. Auch wir als Maschinenbauer entwickeln die Anlagen stetig weiter. Dafür ist die Rückmeldung des Kunden wichtig“, sagt er. Momentan liegt ein großer Fokus auf der Bedienbarkeit der Anlagen. Diese sollen möglichst einfach und selbsterklärend zu handhaben sein, um dem Werker die Arbeit zu erleichtern.

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Von Annedore Bose-Munde

Annedore Bose-Munde ist Fachjournalistin für Technik und Wirtschaft mit Sitz in Erfurt.