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VDI/VDE/VDMA 2632 Blatt 2 07.05.2024, 10:32 Uhr

Mehr Sicherheit: Lastenheft für industrielle Bildverarbeitungssysteme

Eine bewährte Richtlinie zur Kommunikation zwischen Anbietern und Anwendern in Fragen der Bildverarbeitung wurde jetzt präzisiert und erweitert. Der neue Entwurf soll den BV-Einsatz in industriellen Fertigungsprozessen forcieren und wurde daher von gleich drei führenden Industrieverbänden gemeinsam initiiert.

Industrielle Bildverarbeitung macht es möglich, hergestellte Produkte zuverlässig, objektiv und automatisiert auf definierte Produkt- und Qualitätsvorgaben zu überwachen. Foto: Vitronic

Industrielle Bildverarbeitung macht es möglich, hergestellte Produkte zuverlässig, objektiv und automatisiert auf definierte Produkt- und Qualitätsvorgaben zu überwachen.

Foto: Vitronic

Jetzt kommt es auch auf die Meinungen und Erfahrungen der Nutzer an: Rückmeldungen zum Entwurf sind bis zum 31. Juli 2024 möglich. An der Ausarbeitung waren neben dem VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V), Frankfurt/Main, ebenso der VDI (Verein Deutscher Ingenieure e. V.), Düsseldorf, und der VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V.), Frankfurt//Main, beteiligt.

„In der Kommunikation zwischen Anbietern und Nutzern von Bildverarbeitungs (BV)-Systemen, insbesondere zur Erstellung eines Lasten- und Pflichtenhefts, ist die Richtlinie VDI/VDE/VDMA 2632 Blatt 2 eine wertvolle Grundlage. Je klarer und eindeutiger in einem Projekt Rahmenbedingungen und Anforderungen spezifiziert werden, desto geringer das Projektrisiko für beide Seiten“, sagt Dr. Heiko Frohn, CTO der Vitronic Dr.-Ing. Stein GmbH. „Ich kenne in diesem Kontext keine vergleichbare offen zugängliche und breit akzeptierte Vorlage“.

Welche Ziele hat die VDI/VDE/VDMA 2632 Blatt 2?

Die Richtlinie VDI/VDE/VDMA 2632 Blatt 2 gibt Hinweise für die Erstellung eines Lastenhefts für industrielle Bildverarbeitungssysteme und unterstützt damit die Kommunikation zwischen Anbietern von Bildverarbeitungssystemen und Anwendern in der Projektphase. Wesentliches Augenmerk wurde auf die Darstellung und Beschreibung von Einflussfaktoren sowie deren Auswirkungen gelegt. Die Projektpartner werden damit in die Lage versetzt, Einflussfaktoren während der Planung frühzeitig zu identifizieren und gemeinsam optimierte Lösungen zu erarbeiten, die entsprechend im Pflichtenheft festgehalten werden.

Der im Mai 2024 veröffentlichte Entwurf ist eine überarbeitete Fassung der Ausgabe aus dem Jahr 2015. VDI/VDE/VDMA 2632 Blatt 2 bindet nun die Richtlinien zur Abnahme eines Bildverarbeitungssystems (Blatt 3) und zur Prüfung der Klassifikationsleistung (Blatt 3.1) mit ein und fragt die erforderlichen Rahmenbedingungen ab, um das Vorgehen bei der Abnahme und der Leistungsbewertung für beide Seiten transparent festzulegen und praktikabel umzusetzen.

Dr. Heiko Frohn, CTO der Firma Vitronic Dr.-Ing. Stein GmbH, hat für den VDMA Machine Vision an der Ausgestaltung der Richtlinie mitgewirkt.

Foto: Vitronic

Dabei greift der Richtlinienentwurf konsequent auf die 2023 in VDI/VDE/VDMA 2632 Blatt 1 präzisierte Terminologie der industriellen Bildverarbeitung zurück. Mit der erfolgreichen Abnahme eines Bildverarbeitungssystems beginnt erst der produktive Teil in dessen Lebenszyklus. Der Richtlinienentwurf liefert nun weitere Stichpunkte, um die Anforderungen an das System im Betrieb hinsichtlich Gestaltung, Dokumentation, Bedienung, Wartung, Service und Flexibilität bei neuen Aufgabenstellungen möglichst umfassend zu spezifizieren. Einsprüche zur Richtlinie können bis Ende Juli über www.vdi.de/2632–2 eingereicht werden.

Zur Rolle der Bildverarbeitung in der Fertigung

Industrielle Fertigungsprozesse zeichnen sich durch eine ständig fortschreitende Automatisierung und immer höhere Anforderungen an die Fertigungsqualität aus. Dies wird durch den Einsatz der Bildverarbeitung in vielen Fällen erst ermöglicht. Die hergestellten Produkte müssen zuverlässig, objektiv, möglichst vollautomatisch und in Bezug auf definierte Produkt- und Qualitätsvorgaben überwacht werden. Hier ist die industrielle Bildverarbeitung mit ihren Methoden und Verfahren zur Fertigungsautomatisierung, zur automatischen Sichtprüfung und zur berührungslosen Messtechnik ein wichtiger Bestandteil.

Automatisierte Schweißnahtprüfung an einem Batteriegehäuse mithilfe industrieller Bildverarbeitung.

Foto: Vitronic

Über den Maschinen- und Anlagenbau und den Bereich Machine Vision

Der VDMA, Frankfurt/Main, vertritt 3600 deutsche und europäische Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Dieser Industriezweig steht für Innovation, Exportorientierung und Mittelstand: Die Unternehmen beschäftigen insgesamt rund 3 Millionen Menschen in der EU-27, davon mehr als 1,2 Millionen allein in Deutschland. Damit ist der Maschinen- und Anlagenbau unter den Investitionsgüterindustrien der größte Arbeitgeber, sowohl in der EU-27 als auch in Deutschland. Er steht in der Europäischen Union für ein Umsatzvolumen von geschätzt rund 910 Milliarden Euro. Rund 80 Prozent der in der EU verkauften Maschinen stammen aus einer Fertigungsstätte im Binnenmarkt.

Als Teil des VDMA Fachverbandes Robotik + Automation hat VDMA Machine Vision (www.vdma.org/machine-vision) rund 130 Mitglieder: Dies sind Anbieter von Bildverarbeitungssystemen und -komponenten sowie Integratoren. Ziel dieser industriegetriebenen Plattform ist es, die Bildverarbeitungsindustrie durch ein breites Spektrum von Aktivitäten und Dienstleistungen zu unterstützen. Arbeitsschwerpunkte sind statistische Analysen und die jährliche Marktbefragung Machine Vision, Standardisierungsaktivitäten, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Messepolitik sowie Networking-Veranstaltungen.

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