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Kläranlagen und Wasseraufbereitung 14.08.2023, 07:00 Uhr

Gereinigtes Abwasser verändert Artenvielfalt in Flüssen

Kläranlagen filtern schädliche Stoffe aus dem Abwasser. Doch gibt es Grenzen für ihre Wirksamkeit bei der Entfernung sogenannter Spurenstoffe. So gelangt ein Teil der schädlichen Substanzen in den Wasserkreislauf, zurück bis in die Gewässer. Eine neue Studie zeigt nun, dass sich diese Stoffe auf die in den Flüssen lebenden Organismen auswirken, jedoch anders als vermutet.

Abwasser wird häufig in Flüsse eingeleitet. So gelangen zahlreiche Spurenstoffe in die Gewässer. Foto: panthermedia.net/PhotoMost

Abwasser wird häufig in Flüsse eingeleitet. So gelangen zahlreiche Spurenstoffe in die Gewässer.

Foto: panthermedia.net/PhotoMost

Kläranlagen spielen eine zentrale Rolle bei der Aufbereitung von Abwasser und tragen damit erheblich zur Verbesserung der Wasserqualität in natürlichen Gewässern bei. Doch je nach Funktionsweise der Kläranlage und Belastung des Abwassers kann das gereinigte Wasser immer noch Spuren schädlicher Stoffe von Medikamenten, Pflegeprodukten oder Putzmitteln aufweisen. Diese sogenannten Spurenstoffe lassen sich nicht immer vollständig aus dem Abwasser entfernen. So gelangen die schädlichen Substanzen schließlich auch in Gewässer wie Flüsse oder Seen und belasten die Wasserfauna und die dort lebenden Organismen.

Forschende der Goethe-Universität Frankfurt haben untersucht, wie sich das geklärte Abwasser konkret auf die Artenvielfalt auswirkt. Dabei kam Erstaunliches heraus. Die Ergebnisse zeigen, dass einige Arten in ihrem Bestand zurückgehen, andere jedoch von dem Abwasser profitieren.

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Krebstiere und Würmer fühlen sich im geklärten Abwasser wohl

Für ihr Projekt untersuchten die Forschenden Abwässer aus insgesamt 170 hessischen Kläranlagen. Aus einzelnen vorherigen Studien war bereits bekannt, dass viele der wirbellosen Organismen von verschmutzungstoleranteren Artgruppen dominiert werden. Und tatsächlich ergab auch die Untersuchung des Forschungsteams, dass einige Arten unter Einleitung des Abwassers weniger und schließlich verschwinden werden. Das betrifft vor allem Larven von Steinfliegen und Köcherfliegen. Die Auswertung zeigte jedoch auch, dass sich andere Artgruppen wie Krebstiere und Würmer in dem gereinigten Abwasser besonders wohl fühlen. Es konnte sogar eine erhöhte Population nachgewiesen werden. Somit wirkt sich das Abwasser nicht auf alle Arten negativ aus, vielmehr verändert das Abwasser die Artenzusammensetzung. Diese war besonders in Bächen und kleineren Flüssen zu beobachten. Das Ergebnis der Studie: Insgesamt verändern Kläranlagen die Bedingungen flussabwärts zugunsten von toleranten Artgruppen und zum Nachteil empfindlicher Organismen.

Belastungen im Abwasser durch moderne Reinigungstechniken reduzieren

Ob Klopapier, Essensreste, oder Stoffe aus Putzmitteln, Körperpflegeprodukten und Pestiziden – all das landet im Abwasser. Um dieses von den schädlichen Verunreinigungen zu befreien, durchläuft es mehrere Reinigungsstufen in der Kläranlage: Zu Beginn erfolgt die mechanische Abwasserreinigung. Hierbei wird zunächst grober Unrat wie Papier, Flaschen oder Äste entfernt. Ebenso filtert die Anlage grobe Stoffe wie Kies und Sand aus dem Wasser. Im zweiten Schritt schließt sich noch eine biologische Abwasserreinigung an. Dabei kommen Mikroorganismen zum Einsatz, die bestimmte Stoffe aufnehmen und teilweise zersetzen. In der dritten Reinigungsstufe (weitergehende Abwasserreinigung) werden je nach Abwasserbelastungen zusätzliche Verfahren angewendet, um das behandelte Wasser von chemischen Stoffen wie Stickstoff oder Phosphor zu befreien. Die genauen Schritte und Prozesse können, je nach Art der Kläranlage und der Belastung des Abwassers, variieren.

Um die Reinigung des Abwassers zu verbessern und damit auch die Belastung der Gewässer zu verringern, wären auch Reinigungstechniken wie Ozonung oder Aktivkohle denkbar. Ebenso könnte die Zusammenlegung kleiner Kläranlagen zur Entlastung der Umwelt beitragen. Grundsätzlich erfordert die Zukunft der Abwasserreinigung eine multidisziplinäre Herangehensweise, die technologische, wissenschaftliche und soziale Aspekte berücksichtigt.

Qualität des Abwassers beeinflusst nicht nur Gewässer

Nach der Aufbereitung in der Kläranlage kann das aufbereitete Abwasser auf verschiedene Arten genutzt werden. In vielen Fällen wird es in natürliche Gewässer wie Flüsse, Seen oder Ozeane eingeleitet. In einigen Gebieten wird aufbereitetes Abwasser aber auch für die Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen verwendet. Damit bietet geklärtes Wasser eine nachhaltige Möglichkeit, Pflanzen mit Wasser zu versorgen und den Bedarf an frischem Wasser zu reduzieren. Auch die Industrie nutzt das aufbereitete Wasser für verschiedenste Prozesse. Nicht zuletzt spielen Kläranlagen eine wichtige Rolle bei der Aufbereitung von Trinkwasser, indem sie zur Verbesserung der Wasserqualität in den Gewässern beitragen, aus denen später das Trinkwasser gewonnen wird.

Die Qualität von Abwässern ist somit nicht nur im Hinblick auf den Artenerhalt in Flüssen und Bächen von Bedeutung, sondern auch für den gesamten Wasserkreislauf.

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Von Ines Klawonn

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