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Klimakrise bedroht Weltwirtschaft 22.04.2024, 07:00 Uhr

Klimawandel verursacht 38 Billionen Dollar Schäden pro Jahr

Die Auswirkungen des Klimawandels führen in fast allen Ländern der Welt zu enormen wirtschaftlichen Schäden. Das geht aus einer neuen Studie des Potsdam-Instituts für Klimaforschung (PIK) hervor. Am stärksten betroffen, seien die Länder, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind.

Von den klimawandelbedingten Einkommensverlusten sind Afrika und Südasien am stärksten betroffen. Foto: PantherMedia / imagex

Von den klimawandelbedingten Einkommensverlusten sind Afrika und Südasien am stärksten betroffen.

Foto: PantherMedia / imagex

Überschwemmungen durch Starkregen zählen bisher zu den teuersten Extremwetterereignissen in Deutschland. Hochwasser verursacht nicht nur Schäden an und in Gebäuden, sondern kann auch Industriezweige erheblich beeinträchtigen. Die Land- und Forstwirtschaft leidet wiederum zunehmend unter anhaltenden Hitzeperioden und Dürren. Immer häufiger kommt es durch Wassermangel zu Ernteausfällen und zum Schädlingsbefall. Sich häufende Extremwetterereignisse wie Stürme, Überschwemmungen und Brände verursachen Schäden an Gebäuden, Straßen, Brücken oder Versorgungssystemen. Und nicht zuletzt führen die enormen Kosten durch den Klimawandel zu steigenden Versicherungsprämien für Unternehmen und Privathaushalte. Der Klimawandel richtet weltweit enorme wirtschaftliche Schäden an.

Laut einer neuen Studie des Potsdam-Instituts für Klimaforschung (PIK) droht die Weltwirtschaft durch die Folgen der Erderwärmung bis 2050 um etwa ein Fünftel zu schrumpfen. Selbst dann, wenn die Menschen die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius begrenzen, rechnen die Forschenden mit Schäden von 38 Billionen US-Dollar (rund 35,7 Billionen Euro) pro Jahr. „Diese Schäden resultieren hauptsächlich aus dem Temperaturanstieg, aber auch aus Veränderungen bei den Niederschlägen und der Temperaturvariabilität. Die Berücksichtigung anderer Wetterextreme wie Stürme oder Waldbrände könnte sie noch weiter erhöhen“, sagt Maximilian Klotz vom Potsdam-Institut für Klimaforschung (PIK) und Erstautor der Studie.

Klimawandel führt weltweit zu wirtschaftlichen Schäden

Die Klimastudie, die kürzlich in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht wurde, zeigt deutlich, dass die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels innerhalb der nächsten 25 Jahre in fast allen Ländern der Welt zu spüren sein werden. Auch für Länder wie Frankreich, Deutschland und die Vereinigten Staaten werden nach den Berechnungen der PIK-Forschenden enorme wirtschaftliche Kosten entstehen.

Bis zum Jahr 2050 müsse die Weltwirtschaft mit einem Einkommensverlust von 19 Prozent rechnen. Für Nordamerika und Europa prognostizieren die Forschenden einen Einkommensrückgang von elf Prozent. Am stärksten betroffen seien Südasien und Afrika. Hier rechnen die Forschenden mit einer Einkommensreduzierung von 22 Prozent.

Dabei gilt es zu bedenken, dass die Zahlen auf Berechnungen der bisherigen Emissionen basieren. Steigen diese weiter an, können die Folgen noch weitaus drastischer ausfallen. Um die Schäden einzudämmen, müssten sofortige Anpassungsmaßnahmen erfolgen und die CO2-Emissionen erheblich reduziert werden.

„Es kostet uns viel weniger, das Klima zu schützen, als dies nicht zu tun – und zwar selbst dann, wenn man nur rein wirtschaftliche Auswirkungen berücksichtigt und weitere Folgen wie die Verluste von Menschenleben oder der biologischen Vielfalt außen vorlässt“, sagt Leonie Wenz, Leiterin der Studie. So seien die Kosten der klimawandelbedingten Schäden sechsmal höher als die Vermeidungskosten zur Begrenzung der globalen Erderwärmung auf zwei Grad Celsius.

Tropische Länder sind am stärksten vom Klimawandel betroffen

Der Klimawandel trifft zwar alle Länder, doch leiden einige Regionen mehr als andere unter den Folgen. Am stärksten betroffen sind laut der Klimastudie die tropischen Länder.

„Die Länder, die am wenigsten für den Klimawandel verantwortlich sind, werden voraussichtlich Einkommensverluste erleiden, die 60 Prozent höher sind als in den Ländern mit höherem Einkommen und 40 Prozent höher als in den Ländern mit höheren Emissionen“, sagt Anders Levermann, Leiter der Forschungsabteilung Komplexitätsforschung am PIK und Autor der Studie.

Zusammengefasst bedeutet das, dass der Klimawandel die Länder am härtesten trifft, die den Klimawandel am wenigsten verursacht haben. Und genau diese Länder verfügen auch über die geringsten Ressourcen, um sich an die Auswirkungen des Klimawandels anpassen zu können. Der Klimawandel verstärkt damit die globale Ungleichheit. Er beeinträchtigt insbesondere jene Bevölkerungsgruppen, die ohnehin schon benachteiligt sind, sowohl innerhalb einzelner Länder als auch weltweit zwischen verschiedenen Nationen.

Klimastudie: Daten aus über 1.600 Regionen weltweit

Bisherige Berechnungen zu wirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel haben sich hauptsächlich auf die Folgen des Anstiegs der Jahresmitteltemperatur auf Länderebene fokussiert. Die Forschenden des Potsdam-Instituts für Klimaforschung nutzten hingegen globale Datensätze zum Einfluss von Wetterextremen auf das Wirtschaftswachstum. Die Daten belegen die Auswirkungen von Wetterextremen und Wetterveränderungen auf die ökonomische Entwicklung in mehr als 1.600 Regionen innerhalb der letzten 40 Jahre. Auf Grundlage der umfangreichen Datensätze können die Forschenden die zukünftigen Schäden zeitlich und räumlich sehr genau beziffern. Durch die Konzentration auf die nächsten 26 Jahre reduzierten die Forschenden zudem die Unsicherheiten, die mit langfristigen Prognosen verbunden sind. Am Ende bleiben Zahlen stehen, die die Dringlichkeit zum sofortigen Handeln, unterstreichen.

„Die Entscheidung liegt bei uns: Ein Strukturwandel hin zu einem erneuerbaren Energiesystem ist für unsere Sicherheit notwendig und ist auch die ökonomisch vernünftige Lösung. Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird der Klimawandel zu katastrophalen Folgen führen“, sagt Levermann.

Von Ines Klawonn