Zum E-Paper
Speditionen schwören auf Enteisungsgerüste 15.12.2020, 17:03 Uhr

So lassen sich Eisplatten auf Lkw-Dächern sicher vermeiden

Eisplatten auf Lkw-Dächern werden schnell zu gefährlichen Geschossen und können schwere Unfälle verursachen. Fahrer sind daher dazu verpflichtet, ihren Lkw vor Fahrtantritt von Eis und Schnee zu befreien. Ein geeignetes Hilfsmittel sind Enteisungsgerüste.

Viele Speditionen schwören auf Enteisungsgerüste für die Beseitigung von Eis- und Schnellplatten auf Lkw-Dächern. Foto: Gemeinhardt Service GmbH

Viele Speditionen schwören auf Enteisungsgerüste für die Beseitigung von Eis- und Schnellplatten auf Lkw-Dächern.

Foto: Gemeinhardt Service GmbH

„Wenn im Winter 30 bis 40 Lkw die Spedition verlassen haben, sah die Straße früher manchmal wie eine Eislandschaft aus“, erinnert sich Ernst Meidel, Geschäftsführer der WSG Spedition. Schnee und Eis sammeln sich auf Planen oder Kofferaufbauten, die vor allem in Kurven oder beim Beschleunigen oder Bremsen herunterfallen und die Straßensicherheit gefährden. Verantwortlich dafür, dass dies nicht passiert, sind immer die Fahrer. Das kann laut §49 StVO ein Verwarngeld von 25 Euro kosten, aber auch ein Bußgeld samt drei Punkten in Flensburg. Kommt es zu Unfällen mit Personenschaden kann sogar eine Freiheitsstrafe ausgesprochen werden.

Enteisungsgerüste schaffen Sicherheit

Deshalb mietet der Geschäftsführer aus der Gegend des sächsischen Döbeln seit fünf Jahren für alle vier Standorte der Meidel-Gruppe sogenannte Enteisungsgerüste der Gemeinhardt Service GmbH. Das kostet ihn zwar rund 450 € pro Monat, aber seine Fahrer können das Dach ihres Lkw quasi im Vorbeifahren kontrollieren. Sie halten kurz an, steigen auf das etwa sieben Meter lange Gerüst und sehen, ob etwas zu tun ist. „Das dauert keine fünf Minuten“, so Meidel. Liegt zu viel Eis oder Schnee auf dem Dach, kommen die Fahrer vom Gerüst aus einfach an alle Stellen und das Problem ist schnell gelöst.

Alternative zur gefährlichen Leiterakrobatik

Dirk May, der bei Gemeinhardt Service für die Enteisungsgerüste Ansprechpartner ist, weiß: „Die Fahrer mussten früher pro Lkw mehrfach auf Leitern steigen, um einen Eindruck zu bekommen. Das war nicht nur unpraktisch, sondern zudem nicht gerade sicher für Mitarbeiter. Entsprechend wurde die Prozedur vermieden.“ Doch die Enteisungsgerüste werden bei entsprechender Witterung von allen WSG-Fahrern genutzt, darauf legt deren Chef großen Wert. Meidel bedauert in gewissem Sinn, dass die vergangenen Winter wärmer und schneeärmer waren: „Früher hatten wir manchmal mit Unmengen von Schnee zu kämpfen.“ Doch für ihn steht außer Frage, dass er die Gerüste auch in diesem und den künftigen Wintern mietet: „Wir sind einfach auf der sicheren Seite.“

17 % der Lkw-Unfälle entstehen durch Schnee- und Eisplatten

Laut BG Verkehr sammeln sich in den Mulden von Planen bis zu 100 l Wasser. Unter Null Grad frieren sie zu Eisplatten, die herumfliegend kein Verkehrsteilnehmer braucht. Doch das kommt offensichtlich häufiger vor, als man vermutet. Die Polizeidirektion Stuttgart hat vor einigen Jahren 400 LKW-Unfälle zwischen Dezember und März analysiert: 17 % entstanden durch Schnee- und Eisplatten, die sich gelöst hatten. Zum Glück entstand bei den 67 Unfällen lediglich Sachschaden.

Marco Pietzsch, Werkstattleiter bei der Spedition Robert Gammisch, pflichtet Meidel bei: „Man muss sich über die Kontrolle nicht ärgern, sie ist einfach notwendig.“ Liegt wenig und lockerer Schnee auf dem LKW-Dach kann man eventuell ein Auge zudrücken, aber spätestens ab fünf Zentimetern muss gekehrt werden. Vor fünf Jahren hat die fränkische Spedition gleich ein entsprechendes Gerüst bei Gemeinhardt gekauft – mit 8.000 € noch recht günstig, findet er. Man könne für solche Geräte schnell auch 20.000 Euro ausgeben.

Von Leila Haidar