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Hafenumschlag Rotterdam 2025 28.04.2025, 10:00 Uhr

Rückgang bei Öl und Ölprodukten belastet Güterumschlag im Rotterdamer Hafen im ersten Quartal 2025

Rückläufige Mengen bei Rohöl, Kohle und Eisenerz sorgen für einen deutlichen Rückgang im Hafenumschlag von Rotterdam im ersten Quartal 2025. Während Flüssiggüter und Massengut rückläufig sind, verzeichnen Container und ausgewählte Stückgutsegmente leichte Zuwächse. Globale Unsicherheiten und logistische Engpässe prägen das Bild.

Der Gesamtumschlag im Rotterdamer Hafen ist dagegen im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,8 % gesunken. Foto: Port of Rotterdam Authority / Danny Cornelissen

Der Gesamtumschlag im Rotterdamer Hafen ist dagegen im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,8 % gesunken.

Foto: Port of Rotterdam Authority / Danny Cornelissen

Im ersten Quartal 2025 verzeichnete der Rotterdamer Hafen einen deutlichen Rückgang des gesamten Güterumschlags. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank das Umschlagsvolumen um 5,8 % und erreichte 103,7 Millionen Tonnen – nach 110,1 Millionen Tonnen im ersten Quartal 2024. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war vor allem der Rückgang beim Umschlag von Eisenerz, Kohle, Rohöl und Erdölprodukten.

Demgegenüber konnten Agribulk, sonstige feste Massengüter sowie Container im Vergleich zum Vorjahr ein leichtes Wachstum verzeichnen. Die im Raum stehenden US-Einfuhrzölle auf Exportgüter aus Europa zeigten im betrachteten Zeitraum hingegen noch keine spürbaren Auswirkungen auf das Umschlagsgeschehen.

Boudewijn Siemons, CEO der Port of Rotterdam Authority, ordnet die aktuelle Lage ein: „Die ersten drei Monate dieses Jahres waren geprägt von hoher Volatilität im Welthandel – verursacht durch drohende US-Importzölle sowie die anhaltenden Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten. Diese Volatilität hat bei den Unternehmen für Verunsicherung in Bezug auf Handel und Investitionen gesorgt. Dies spiegelt sich in den Umschlagsmengen und in der Investitionsbereitschaft wider. In Zeiten globaler Unsicherheit ist es für den Rotterdamer Hafen von zentraler Bedeutung, sich gemeinsam mit den nationalen und europäischen Regierungen weiterhin für ein starkes und wettbewerbsfähiges Investitionsklima in Europa einzusetzen.“

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Festes Massengut: Rückgang bei Kohle und Eisenerz prägt die Bilanz

Der Umschlag von festem Massengut sank im ersten Quartal 2025 um 8,6 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark betroffen war das Segment Eisenerz und Schrott, das einen Rückgang um 28,1 % verzeichnete. Insgesamt wurden in den ersten drei Monaten rund zwei Millionen Tonnen weniger Eisenerz umgeschlagen. Ursache dafür ist die geringere Nachfrage aus der Stahlproduktion, die sich wiederum auf die insgesamt rückläufige Produktionslage in der europäischen Stahlindustrie zurückführen lässt.

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Kohleumschlag: Dieser sank um 17,3 % auf 4,5 Millionen Tonnen. Grund ist der anhaltende Strukturwandel in der Energieversorgung – insbesondere der kontinuierlich sinkende Anteil von Kohle an der Stromerzeugung.

Demgegenüber legte der Umschlag von Agribulk um 22,7 % zu. Noch deutlicher war das Plus bei sonstigem Trockenmassengut: Hier betrug der Zuwachs 44,1 %. Dieser Anstieg ist im Wesentlichen auf die Inbetriebnahme eines neuen Schüttgutterminals im Hafen zurückzuführen.

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Flüssiges Massengut: Schwache Raffineriemargen bremsen Rohölumschlag

Auch beim flüssigen Massengut zeigte sich ein rückläufiger Trend: Das Volumen sank um 8,8 % auf 48,0 Millionen Tonnen. Der Rückgang um insgesamt 4,6 Millionen Tonnen betrifft insbesondere die Segmente Rohöl, Mineralölprodukte und sonstige flüssige Massengüter.

Die sinkende Nachfrage nach Rohöl in Nordwesteuropa ist auf niedrigere Raffineriemargen zurückzuführen. In der Folge verringerte sich das Rohölaufkommen um 1,1 Millionen Tonnen auf insgesamt 24,7 Millionen Tonnen. Die Nachfrage nach Mineralölprodukten ging ebenfalls deutlich zurück – um 20,1 % bzw. 2,9 Millionen Tonnen. Ursache hierfür ist eine verstärkte Exporttätigkeit von Diesel und Kerosin aus dem Nahen Osten und Indien in Richtung Asien, wo die Margen attraktiver waren als auf dem europäischen Markt. Diese Umverlagerung wirkte sich zulasten der europäischen Importe aus.

Containerumschlag: Wachstum bei TEU, Rückgang beim Gewicht

Im Containersegment stieg der Umschlag im ersten Quartal 2025 um 2,2 % auf 3,3 Millionen TEU. In Gewicht gemessen ging der Containerumschlag jedoch um 1,1 % zurück. Diese Differenz ist auf den Rückgang bei voll beladenen Exportcontainern zurückzuführen, die im Vergleich zum Vorjahr um 8,1 % zurückgingen. Da diese Container üblicherweise ein höheres Gewicht aufweisen, sank infolgedessen auch das durchschnittliche Gewicht pro Container.

Der Rückgang der Exportzahlen ist unter anderem auf die schwächere Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und den damit verbundenen Rückgang beim Exportvolumen über den Rotterdamer Hafen zurückzuführen. Zusätzlich führten schlechtes Wetter im Januar sowie Arbeitsunterbrechungen am HPD2-Terminal zu einer niedrigeren Produktivität, weniger Schiffsanläufen und zeitlichen Verzögerungen. Dennoch zeichnet sich eine Stabilisierung ab: Im März übertraf die Produktivität die Werte der beiden Vormonate deutlich.

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Transatlantik schwächelt, Asien legt zu

Besonders deutlich fiel der Rückgang im Containerverkehr auf der Transatlantikroute aus: Im Vergleich zum Vorjahresquartal sank das Umschlagsvolumen um 23,1 %. Grund dafür war die Verlagerung von zwei Liniendiensten auf andere Häfen – bedingt durch eingeschränkte Kapazitäten an den Terminals in Rotterdam.

Im Gegenzug stieg der Umschlag auf den Asienrouten um 8,4 %. Dieses Wachstum resultierte aus einem erhöhten Importvolumen von Konsumgütern – ein Zeichen für die weiterhin hohe Nachfrage auf dem europäischen Binnenmarkt.

Massenstückgut: Gegenläufige Entwicklungen bei RoRo und sonstigem Stückgut

Im Marktsegment Stückgut – das sowohl Roll-on/Roll-off-Verkehre (RoRo) als auch sonstiges Stückgut umfasst – sank der Gesamtumschlag im ersten Quartal 2025 leicht um 0,6 % auf 7,8 Millionen Tonnen.

Das RoRo-Segment verzeichnete einen Rückgang von 1,8 % auf 6,2 Millionen Tonnen. Diese Entwicklung steht in Zusammenhang mit dem zunehmenden Wettbewerb durch den Straßengüterverkehr. Niedrige Frachtraten und das schwache Wirtschaftswachstum im Vereinigten Königreich dämpfen die Nachfrage nach RoRo-Transporten weiter.

Demgegenüber legte der Umschlag im Bereich sonstiges Stückgut um 11,2 % auf 1,6 Millionen Tonnen zu. Einen wichtigen Beitrag hierzu leistete der Umschlag von Rohrpfählen für das Porthos-Projekt, das die CO2-Speicherung in der Nordsee zum Ziel hat.