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PFAS Abbau Katalysator 15.06.2025, 10:00 Uhr

Forschende entwickeln Technologie gegen Ewigkeitschemikalien

PFAS Abbau Katalysator: Neuer Durchbruch der Goethe-Universität Frankfurt ermöglicht gezielten Abbau von Ewigkeitschemikalien ohne den Einsatz giftiger Schwermetalle.

Neue Katalysator spaltet C-F-Bindungen: Zwei Bor-Atome (grüne Kugeln) sind in ein Gerüst aus Kohlenstoffatomen (schwarz) eingebettet. Die für die C-F-Spaltung nötigen Elektronen stammen derzeit noch aus Lithium (pink), künftig aus elektrischem Strom. Grafik: Gruppe von Matthias Wagner/Goethe-Universität Frankfurt

Neue Katalysator spaltet C-F-Bindungen: Zwei Bor-Atome (grüne Kugeln) sind in ein Gerüst aus Kohlenstoffatomen (schwarz) eingebettet. Die für die C-F-Spaltung nötigen Elektronen stammen derzeit noch aus Lithium (pink), künftig aus elektrischem Strom. Grafik: Gruppe von Matthias Wagner/Goethe-Universität Frankfurt

PFAS Abbau Katalysator – unter diesem Begriff verbirgt sich eine bedeutende wissenschaftliche Errungenschaft der Goethe-Universität Frankfurt, die einen neuen Weg im Kampf gegen die sogenannten Ewigkeitschemikalien eröffnet. Chemikern der Universität ist es gelungen, einen innovativen Katalysator zu entwickeln, der per- und polyfluorierte organische Verbindungen (PFAS) gezielt abbauen kann. Diese Substanzen, die wegen ihrer einzigartigen Eigenschaften weit verbreitet sind, stellen in der Umwelt ein gravierendes Problem dar, da sie extrem langlebig sind und kaum natürlich zersetzt werden.

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PFAS: Ubiquitäre Ewigkeitschemikalien mit problematischer Langlebigkeit

PFAS sind faszinierende Moleküle: Schon minimale Mengen sorgen dafür, dass Wasser, Öl und Schmutz von Oberflächen abperlen. Diese Eigenschaften machen PFAS zu einem gefragten Bestandteil in zahlreichen Alltagsprodukten: Atmungsaktive Outdoor-Bekleidung, schmutzabweisende Teppiche, Einweggeschirr, beschichtete Bügeleisen oder antihaftbeschichtete Pfannen. Auch in der Industrie sind PFAS unverzichtbar – sie finden Verwendung als Schmiermittel, Tenside, Netzmittel, bei der Verchromung sowie in Feuerlöschschäumen. Kaum ein Bereich des modernen Lebens kommt ohne diese Verbindungen aus.

Doch diese Vorteile haben ihren Preis. Aufgrund ihrer chemischen Stabilität verbleiben PFAS selbst nach ihrem Gebrauch langfristig in der Umwelt. In Müllverbrennungsanlagen können PFAS zwar weitgehend zerstört werden, doch gelangen sie durch Recyclingprozesse, wie etwa beim Wiederverwerten von Textilien oder Klärschlamm, immer wieder in den Stoffkreislauf und reichern sich in Gewässern, Böden, Pflanzen und letztlich auch im menschlichen Körper an. Dies ist besonders bedenklich, da einige der rund 4700 bekannten PFAS-Verbindungen als potenziell krebserregend oder anderweitig gesundheitsschädlich gelten.

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Die Herausforderung der stabilen C-F-Bindung

Das Erfolgsgeheimnis und zugleich die Problematik der PFAS liegen in ihrer molekularen Struktur: Die extrem stabile Bindung zwischen Kohlenstoff- (C) und Fluoratomen (F) verleiht den Molekülen ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze, UV-Strahlung und chemischen Angriffen. Genau diese C-F-Bindung gilt als nahezu unzerstörbar und erschwert den Abbau der PFAS erheblich.

Nun haben Chemiker um Prof. Matthias Wagner vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt einen aussichtsreichen Ansatz gefunden, diese Bindung effizient zu spalten. Der von ihnen entwickelte PFAS Abbau Katalysator ermöglicht die Trennung der C-F-Bindung innerhalb weniger Sekunden und bei Raumtemperatur.

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Innovativer Bor-Katalysator ohne giftige Schwermetalle

Das Herzstück des neuen PFAS Abbau Katalysators bilden zwei Bor-Atome, die in ein Kohlenstoffgerüst eingebettet sind. Diese Konstruktion verleiht dem Katalysator eine für Borverbindungen außergewöhnliche Stabilität gegenüber Luft und Feuchtigkeit, was den praktischen Umgang erheblich vereinfacht. Anders als bisherige Verfahren verzichtet diese neue Technologie auf den Einsatz kostspieliger oder giftiger Schwermetalle wie Platin, Palladium oder Iridium.

Christoph Buch, Doktorand in der Arbeitsgruppe von Prof. Wagner und Erstautor der Studie, erläutert die Funktionsweise: „Für die Spaltung der C-F-Bindungen benötigen wir Elektronen, die unser Katalysator besonders effizient überträgt. Als Quelle dieser Elektronen verwenden wir bislang noch Alkalimetalle wie Lithium. Wir arbeiten aber bereits daran, stattdessen elektrischen Strom als Elektronenquelle zu nutzen, was zu einem deutlich einfacheren und effizienteren Verfahren führen wird.“

Vielfältige Anwendungsperspektiven des PFAS Abbau Katalysators

Die Entwicklung dieses PFAS Abbau Katalysators bietet jedoch nicht nur Lösungen für die Umweltproblematik. Prof. Wagner sieht darüber hinaus vielversprechende Anwendungsmöglichkeiten in der pharmazeutischen Industrie: „Sehr viele pharmakologisch wichtige Substanzen enthalten Fluoratome, um die physiologische Stabilität zu erhöhen und die Wirkung zu optimieren. Auch die Aufnahme eines Wirkstoffs kann durch den gezielten Einbau von Fluoratomen verbessert werden. Mit dem Katalysator haben wir jetzt ein Werkzeug geschaffen, mit dem man sehr gezielt den Fluorierungsgrad solcher Substanzen steuern kann.“

Damit bietet der PFAS Abbau Katalysator nicht nur eine innovative Technologie zur Detoxifikation schädlicher Umweltgifte, sondern auch neue Möglichkeiten für die gezielte Herstellung und Modifikation von Wirkstoffen in der Arzneimittelforschung.

Ein nachhaltiger Durchbruch in der Umweltchemie

Die Entdeckung des PFAS Abbau Katalysators stellt aus Sicht der Wissenschaftler einen Meilenstein im Umgang mit den hochproblematischen Ewigkeitschemikalien dar. Durch seine Effizienz, Nachhaltigkeit und Vielseitigkeit könnte dieser Katalysator einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion von PFAS-Belastungen in Umwelt, Wasser und Nahrungskette leisten. Zugleich unterstreicht die Arbeit der Goethe-Universität Frankfurt die zentrale Rolle innovativer Katalyseverfahren in der modernen Umweltchemie und zeigt, wie gezielte Grundlagenforschung praktische Lösungen für drängende Umweltprobleme schaffen kann.

Von Goethe-Universität Frankfurt / RMW