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Glossar 21.05.2023, 10:15 Uhr

Neun wichtige Begriffe zu Industriebremsen

Zwei Entwicklungsingenieure von Kendrion haben ein Glossar verfasst, das die wichtigsten Begriffe zu Industriebremsen erläutert.

Wissenstransfer zwischen Ingenieuren über zwei Generation von Bremsen. Foto: Kendrion Intorq GmbH

Wissenstransfer zwischen Ingenieuren über zwei Generation von Bremsen.

Foto: Kendrion Intorq GmbH

In der Entwicklungsabteilung der Kendrion GmbH, Aerzen, steht ein Generationswechsel an. Nach über 25 Jahren gibt Dipl.-Ing. Frank Dittrich-Bösche den Staffelstab an den Tribologie-Experten Dr.-Ing. Tobias Engelke weiter (beide im Bereich Entwicklung „Platforms and Technologies“). Damit Dittrichs Erfahrungen aus fast drei Jahrzehnten für das Unternehmen und seine Kunden auch weiterhin verfügbar sind, stand dabei der Wissenstransfer im Mittelpunkt. Ein Beispiel dafür: Die neun wichtigsten Begriffe zur Industriebremse, die die beiden Entwicklungsingenieure zu einem Glossar verarbeitet haben:

1. Fail Safe Prinzip

Die Industriebremsen von Kendrion Intorq arbeiten mit dem sogenannten Fail-Safe-Prinzip. Das heißt, im Notfall baut die Bremse ein Moment auf und zieht automatisch an. Wie beim Kofferkuli oder Getränkeeinkaufswagen. In Fahrzeugen kommen dagegen Funktionsbremsen zum Einsatz. Die bremsen im Notfall nicht von selbst, sondern müssen vom Fahrer bedient werden.

2. Haltebremse mit Not-Stopp

Die Betriebsbremse erzeugt durch das Aufbringen einer axialen Kraft ein Bremsmoment und wandelt dabei die Bewegungsenergie des Motors und der zu bremsenden Last in Wärme um. Diese Anhaltefunktion wird heute oft allein von Motor und Steuerung übernommen. Die sogenannte Haltebremse muss die Last dann nur noch in der gewünschten Position halten. Im Notfall steht aber die Funktion der Betriebsbremse zur Verfügung.

3. Organische Reibbeläge

Der organische Reibbelag ist das Herz der Federkraftbremse. Mit ihm steht und fällt deren sichere Funktion. Aufgrund geeigneter Auswahl und Kombination einer Kohlenstoffverbindung als Bindematrix und verschiedenen Zuschlagstoffen, lassen sich Reibwert und Lebensdauer des Belags steuern.

4. Reibarbeit

Bremsen verrichten Reibarbeit oder auch Schaltarbeit, wenn sie eine Bewegung aktiv abbremsen – nicht jedoch, wenn sie als reine Haltebremse fungieren (siehe Punkt 2). Die Reibarbeit der Federkraftbremse ist das Produkt aus Federkraft, Reibwert und zurückgelegtem Reibweg.

5. Lüftzeit

Lüften wird der Vorgang des Öffnens oder Trennens einer Bremse bezeichnet. Dabei wird die Normalkraft, die auf die Bremse wirkt, so reduziert, dass ein nahezu reibungsfreies Verdrehen des Bremsrotors zum Magnetteil der Bremse möglich ist. Lüftzeit nennt man die Zeitspanne, bis die Bremse vollständig geöffnet ist. Das Schließen der Bremse nennt man Verknüpfen.

6. Polrückstand

Die Geometrie der Polflächen einer Federkraftbremse beeinflusst die Lüft- und Verknüpfungszeit (siehe Punkt 5). Der Rückstand beziehungsweise Abstand des Innenpols gegenüber dem Außenpol wird Polrückstand genannt. Ein größerer Rückstand reduziert die Verknüpfungszeit und sorgt so für einen schnelleren Aufbau des Bremsmoments.

7. Zahnzwischenring

Der Zahnzwischenring ist den Angaben zufolge ein Alleinstellungsmerkmal aus dem Hause Kendrion Intorq: Dieser dünnwandige, wellenförmige Ring wird zwischen Nabe und Rotor gesteckt, die üblicherweise über ein Zahnwellenprofil ausgeführt werden. Der Zahnzwischenring erhöht die Lebensdauer der Verzahnung und reduziert gleichzeitig die Laufgeräusche.

8. Brücke-Einweg-Gleichrichter

Die Federkraftbremsen des Unternehmens werden mit Gleichstrom betrieben. Der negative Anteil des Wechselstroms aus dem Netz wird deshalb mittels Brückengleichrichter in einen positiven Anteil umgewandelt. Im Gegensatz dazu eliminiert ein Einweg-Gleichrichter den negativen Anteil des Wechselstroms, wodurch sich auch die effektive Spannung halbiert. Die Kombination beider Gleichrichter heißt Brücke-Einweg-Gleichrichter. Dieser ermöglicht bei entsprechender Auslegung der Spulenspannung eine Übererregung (siehe Punkt 9) oder eine Haltestromabsenkung.

9. Übererregung

Mittels kurzfristiger Spannungserhöhung kann an der Bremse eine temporäre Übererregung realisiert und dadurch ein höheres Reibmoment erzeugt werden. Danach wird die Spannung wieder auf den energiesparenderen Bemessungswert abgesenkt. Um eine Überhitzung der Bremse zu vermeiden, ist der Zustand der Übererregung immer nur für kurze Zeit möglich.

Tobias Engelke (li.) erhält von Frank Dittrich-Bösche den Staffelstab in Form einer Bremse.

Foto: Kendrion Intorq GmbH

Der Wissenstransfer ist, so das Unternehmen weiter, ein weiteres Beispiel dafür, dass bei Kendrion Intorq der Kunde an erster Stelle steht. Dieser erhalte neben innovativer Technik auch eine gleichbleibend hohe Qualität und einen sehr guten Service – über Generationen hinaus. Die neun Begriffe werden im Blog des Unternehmens für alle Interessierten noch ausführlich und in besonderer Form aufbereitet, sodass die Kunden ebenso davon profitieren können.

Von Kendrion/Udo Schnell