Fasern aus Koniferennadeln – ein Weg zu nachhaltigen Textilien
Mit dem Projekt „ConFiTex“ untersucht ein interdisziplinäres Team der Westsächsischen Hochschule Zwickau, wie sich bislang ungenutzte Nadeln heimischer Koniferen in cellulosische Fasermaterialien überführen lassen. Ziel ist es, nachhaltige textile Produkte zu entwickeln, die regional verfügbare Ressourcen effizient nutzen und neue Wertschöpfungspotenziale erschließen.
Projektleiterin Prof. Katharina Jebsen-Plättner (2.v.l.), Prof. Dr. rer. nat. Hardy Müller (mitte) und drei Nachwuchsforscher des Projektteams "ConFiTex".
Foto: Claudia Zahn / Westsächsische Hochschule Zwickau
Seit November läuft an der Westsächsischen Hochschule Zwickau das Nachwuchsforscherprojekt „ConFiTex“ (Conifers, Innovative and Textile Fibres, Sustainable Textiles). Im Fokus stehen Nadeln einheimischer Koniferen, insbesondere der Kiefer. Diese bislang als Abfall geltenden Materialien bieten ein bislang wenig genutztes Potenzial als nachwachsender Rohstoff. Sie können wichtige Beiträge zu Zielen des Europäischen Green Deal leisten, etwa in Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und Abfallvermeidung.
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Interdisziplinäres Team
Unter der Leitung von Prof. Katharina Jebsen-Plättner (Textilkunst/Textildesign) arbeitet ein interdisziplinäres Team der WHZ zusammen: Prof. Dr. Hardy Müller (Werkstoffveredlung und -prüfung), Prof. Dr. Philipp Kitschke (Physikalische Chemie und Regenerative Energien), Prof. Dr.-Ing. Silke Heßberg (Technische Textilien) sowie sechs Nachwuchsforschende.
Ein weiterer Partner ist die Technische Universität Dresden, vertreten durch die Forschungsgruppe Enzymtechnik unter Dr. Anett Werner am Institut für Naturstofftechnik. Ergänzend kooperiert das Projekt mit regionalen Unternehmen und Instituten, darunter der Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie e. V. (vti), das Sächsische Textilforschungsinstitut e. V. (STFI) in Chemnitz, Zschimmer & Schwarz, Norafin Industries, die Nahrungs-Ingenieurtechnik GmbH (NIG), die Spezialenzyme GmbH (ASA) sowie das Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung e. V. (TITK). Damit entsteht ein Verbund, der Wissenschaft und Wirtschaft eng miteinander verbindet.
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Vom Naturmaterial zum textilen Produkt
Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen Gewinnung, Modifizierung und Weiterverarbeitung der Koniferennadeln. Die Forschenden untersuchen den gesamten Weg von der chemischen Aufspaltung des Ausgangsmaterials über verfahrenstechnische Extraktion bis hin zu Design, Produktentwicklung und Anwendungsszenarien. Die Produktion erfolgt nach ÖkoTex®-Standard.
Naturfarbstoffbasierte Färbeprozesse sollen ergänzt und optimiert werden, um die ökologische Bilanz weiter zu verbessern. Auch textile Ausrüstungen auf Basis modifizierter Naturprodukte stehen im Fokus. Das Ziel ist ein vollständig kompostierbares Fasermaterial, das als nachhaltiger und innovativer Werkstoff in der textilen Wertschöpfungskette etabliert werden kann.
Da Design für die Marktfähigkeit entscheidend ist, entsteht im Projekt eine Kollektion neu entwickelter Garn- und Zwirnqualitäten mit abgestimmten Farbspektren. Diese sollen in Form von Prototypen exemplarisch Anwendung finden.
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Schnittstellenkompetenz zwischen Technik und Gestaltung
Eine besondere Stärke des Projekts liegt in der Verbindung technischer und gestalterischer Expertise. Designerinnen und Designer erhalten Einblicke in die Fertigungsprozesse, während Ingenieurinnen und Ingenieure die ästhetischen Anforderungen stärker in den Blick nehmen. Dieser Austausch fördert das Verständnis zwischen Industrie- und Gestaltungspraxis und unterstützt die Entwicklung marktfähiger Lösungen.
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
Ein wesentlicher Schwerpunkt von „ConFiTex“ liegt auf der Qualifizierung junger Forschender. Das Projekt schafft vielfältige Möglichkeiten für interdisziplinäre, praxisnahe Ausbildung und trägt zur Weiterentwicklung einer innovativen, nachhaltigen und digitalen Wirtschaft im Freistaat Sachsen bei. Das Gesamtvolumen beträgt rund 1,5 Millionen Euro. Etwa 1,4 Millionen Euro entfallen auf Fördermittel des Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) sowie des Freistaats Sachsen.




