Zum E-Paper
Messe-Ausblick 18.03.2022, 10:02 Uhr

Hannover-Messe: Industrielle Transformation im Fokus

Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit, KI oder Digitalisierung: Messe will Bogen zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und technischen Möglichkeiten spannen.

Leitthema der Hannover-Messe 2022 ist die Industrielle Transformation. Die Messe findet vom 30. Mai bis zum 2. Juni statt; Partnerland ist in diesem Jahr Portugal. Foto: Deutsche Messe AG

Leitthema der Hannover-Messe 2022 ist die Industrielle Transformation. Die Messe findet vom 30. Mai bis zum 2. Juni statt; Partnerland ist in diesem Jahr Portugal.

Foto: Deutsche Messe AG

Vom 30. Mai bis 2 Juni werden nach Angaben der Deutschen Messe AG 2500 Unternehmen auf dem Messegelände in Hannover ihre Techniken für die Fabriken und Energiesysteme von morgen präsentieren. Dies hat der Veranstalter der Messe anlässlich der Hannover-Messe-Preview bekannt gegeben. Unter dem Leitthema Industrial Transformation werden sie zeigen, wie vernetzte Produktionsanlagen effizienter und ressourcenschonender arbeiten oder wie sich Energie nachhaltig erzeugen und übertragen lässt.

„Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage sind die Themen der Hannover-Messe relevant wie nie zuvor“, sagte Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Messe AG. „Im Kern geht es darum, wie wir in einer sich dynamisch verändernden Welt – politisch, ökologisch und wirtschaftlich – für Versorgungssicherheit und Wachstum sorgen können und dabei gleichzeitig dem Klimawandel entgegenwirken. Innovative Technologien werden hierbei eine Schlüsselrolle spielen“, ergänzte Köckler.

Dr. Jochen Köckler, CEO der Deutschen Messe AG: „Angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage sind die Themen der Hannover-Messe relevant wie nie zuvor.“

Foto: Deutsche Messe AG

Zu den ausstellenden Unternehmen zählen den Angaben zufolge Konzerne wie Siemens, Bosch, Schneider Electric, Schaeffler, Microsoft, SAP oder Service Now, sowie viele mittelständisch geprägte Industrieunternehmen wie Beckhoff, Festo, Harting, Pepperl+Fuchs, Phoenix Contact, Wago oder Ziehl-Abegg. Hinzu kommen die großen Forschungsinstitute wie Fraunhofer oder das KIT und rund 100 Startups, die auf der Hannover-Messe eine ideale Plattform finden, um sich mit der Industrie zu vernetzen, so die Messe weiter.

Grüne Energien und Wasserstoff für Versorgungssicherheit und Klimaschutz

Wenn es um die CO2-neutrale Produktion und die Energie-Versorgungssicherheit in Europa geht, spielen regenerative Energien und grüner Wasserstoff eine Schlüsselrolle. Viele Unternehmen gehen bereits mit konkreten Lösungen voran. So entsteht beispielsweise im Industrie 4.0-Leitwerk des Hannover-Messe-Ausstellers Bosch ein Wasserstoffkreislauf. Dabei wird grüner Wasserstoff gewonnen, der für industrielle Prozesse genutzt wird.

Aufgrund der aktuellen Energie-Versorgungsdiskussion gewinnt demnach das Thema Wasserstoff auf der Hannover-Messe weiter an Bedeutung. „Wir bieten bereits seit Jahren die größte europäische Plattform für die Wasserstoff- und Brennstoffzellenwirtschaft. In Hannover präsentieren mehr als 200 Unternehmen Lösungen für eine nachhaltige Energieversorgung mittels Wasserstoff aus regenerativen Energien – darunter Iberdrola, Saint Gobain, Emerson, ElringKlinger, Plug Power, Siemens, Phoenix Contact, Enapter, Bosch, Hexagon Purus, Nel Hydrogen, Hydrogenious und GP Joule“ sagte Köckler

Mit Digitalisierung, Automatisierung und KI gegen den Klimawandel

Europa will bis zur Mitte des Jahrtausends klimaneutral werden. Immer mehr Unternehmen haben sich ambitionierte Ziele gesetzt und sind dabei, ihre Produktion und Services vollständig umzustellen. Die dafür benötigten Techniken liefern die Aussteller der Hannover-Messe, heißt es weiter.

Nicht nur, weil die Produktion nahezu aller Güter mit modernen Maschinen und Anlagen ressourcenschonender und energieeffizienter erfolgen kann, sondern weil mit Lösungen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, aus der Elektrotechnik sowie der Software- und IT-Industrie die Steuerungsprozesse von komplexen Systemen verbessert, Innovationen angekurbelt und Treibhausgas-Emissionen auf der ganzen Welt verringert werden können.

Das Erfassen des CO2-Abdrucks über ganze Lieferketten sei häufig der erste Schritt in Richtung Klimaneutralität. Der Hannover-Messe-Aussteller Siemens habe eine Software entwickelt, die Emissionsdaten entlang der Lieferkette erfasse und sie mit denen aus der eigenen Wertschöpfung zu einem realen CO2-Fußabdruck eines Produktes kombiniere.

Wirtschaftspolitische Plattform und Partnerland Portugal

Bundeskanzler Olaf Scholz und Portugals Premierminister António Costa werden die Hannover-Messe gemeinsam eröffnen. Portugal ist in diesem Jahr das Partnerland der weltweit wichtigsten Industriemesse. Mehr als 120 Unternehmen aus dem Partnerland Portugal haben sich für die Hannover-Messe 2022 angemeldet. Unter dem Motto „Portugal Makes Sense“ zeigen sie ihre Produkte und Lösungen für die digitale Transformation, die Energiewende sowie für verlässliche Lieferketten.

Portugiesische Unternehmen, von denen viele klein oder mittelständisch sind, kennen sich mit Industrie 4.0-Konzepten aus und treiben so den industriellen Wandel voran, heißt es weiter. Sie bieten Lösungen für viele Branchen wie die Automobil- und Transport-, Lebensmittel- und Medizintechnikbranche sowie Umformtechnik und Kunststoffe, Verpackungen und Pharmazeutika. Portugiesische Anbieter bieten beispielsweise Smart-Manufacturing-Execution-Lösungen an, die Prozesse in Echtzeit überwachen. Diese sind Teil einer Software der nächsten Generation, die Managern dabei hilft, bessere Entscheidungen auf der Grundlage von Echtzeitinformationen aus der Fertigung zu treffen.

Mehr als 120 Unternehmen aus dem Partnerland Portugal haben sich für die Hannover-Messe 2022 angemeldet – im Bild: H.E. Franciso Ribeiro de Menezes, Portugal’s Ambassador in Berlin,

Foto: Deutsche Messe AG

Durch die Digitalisierung würden kleine Unternehmen immer mehr Durchbrüche in Bereichen schaffen, die früher ausschließlich großen Industrieunternehmen vorbehalten waren. Mit revolutionären Ideen und Techniken haben portugiesische Startups ein Ökosystem aufgebaut, zu dem sogenannte Einhörner (hochbewertete Startups) wie Farfetch, Outsystems, Talkdesk, Feedzai, Remote, Unbabel und Sword Health sowie Newcomer wie Defined.ai und Veniam gehören. Das Partnerland Portugal biete eine einzigartige Gelegenheit für globale Unternehmen, mit diesen Unternehmern zusammenzuarbeiten, um Forschungs- und Entwicklungsprojekte voranzutreiben.

Portugal überzeuge auch auf wissenschaftlicher Ebene: Die Europäische Union hat, wie es weiter heißt, das Land ausgewählt, um einen von acht neuen europäischen Supercomputern für Forschungszwecke zu installieren. Dieser Supercomputer, der 2022 in Betrieb geht, verschafft Forschern Zugang zu mehr und besserer Rechenleistung für Projekte in Bereichen wie Medizin oder künstliche Intelligenz. Der Portugal Digital Ecosystems Pavillon befindet sich in Halle 5 auf der Hannover-Messe 2022.

Rahmenprogramm ergänzt die Messepräsentationen

Weitere politische Würdenträger wie Frans Timmermanns, Vizepräsident der Europäischen Kommission oder Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung, haben ihr Kommen ebenfalls bestätigt, führt die Messe aus. Damit bilde die Hannover-Messe nach zwei Jahren „Corona-Pause“ wieder die internationale Bühne für den wirtschaftspolitischen Diskurs. Köckler: „Ende Mai schaut die weltweite Industrie-Community nach Hannover. Insbesondere in diesem Jahr kann die Hannover-Messe 2022 wirtschaftspolitische Signale senden und Brücken zu bauen.“

Neben den Messepräsentationen erwartet die Besucher*innen ein hochkarätiges Rahmenprogramm. Auf den vier Konferenzbühnen gehe es um Themen wie Automatisierung, Cloud und Infrastruktur, Analyse und Datenmanagement, Digitale Plattformen, Robotik, IT-Sicherheit, Künstliche Intelligenz, erneuerbare Energien, grüner Wasserstoff, die energieeffiziente und CO2-neutrale Produktion, digitales Energiemanagement, Kreislaufwirtschaft und vieles mehr. Das komplette Programm werde nicht nur vor Ort erlebbar sein, sondern zeitgleich über die Hannover-Messe-Website gestreamt.

Von Deutsche Messe AG/Udo Schnell