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Kollaborative Robotik 15.09.2022, 11:05 Uhr

Cobots kommen – rechnen sie sich auch?

Eine aktuelle Umfrage zeigt, das Cobots auf dem Vormarsch sind. Mit einem neuen Tool sollen Anwender schnell die Wirtschaftlichkeit prüfen können.

Omron hat einen ROI-Rechner vorgestellt, der es Unternehmen erleichtern soll, die Wirtschaftlichkeit von Cobots einzuschätzen. Foto: Omron

Omron hat einen ROI-Rechner vorgestellt, der es Unternehmen erleichtern soll, die Wirtschaftlichkeit von Cobots einzuschätzen.

Foto: Omron

Roboter und smarte Helfer sind keine Seltenheit mehr in deutschen Betrieben. Aufgrund der enormen Weiterentwicklung der Robotik stehen Unternehmen viele Möglichkeiten offen. Auch für kleine und mittelständische Unternehmen sind Roboter inzwischen erschwinglich und attraktiv, führt Reichelt Elektronik aus. Dennoch scheint das volle Einsatzpotenzial noch nicht ausgeschöpft zu sein. Reichelt Elektronik hat dazu nach eigenen Angaben mehr als 1.500 Unternehmen aus der Industrie – darunter 500 in Deutschland – befragt.

Wie die Umfrage zeigt, sind sich die befragten Unternehmen einig, dass es ohne Roboter nicht geht. Ganze 96 % stimmten zu, dass der Einsatz von Robotern dazu beiträgt, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund sei es nicht verwunderlich, dass 85 % der befragten Unternehmen auf Roboter setzen. Selbst unter kleineren und mittelständischen Unternehmen haben bereits mehr als 80 % Roboter im Einsatz, heißt es weiter.

Die Zahlen wurden vom internationalen Umfrageinstitut OnePoll für reichelt elektronik erhoben und umfassen 1.550 Teilnehmer aus Europa, davon 500 aus Deutschland. Grafik: reichelt elektronik

Als Tätigkeitsfeld wird mit fast 70 % vor allem die Produktion und Fertigung genannt. Mit deutlichem Abstand werden auch vorbereitende Arbeitsschritte in der Produktion (45 %) sowie Lagerlogistik (44 %) angeführt. Daher ist den Angaben zufolge die Hauptaufgabe von Robotern auch die Entlastung von Mitarbeitenden. Mehr als die Hälfte (52 %) der befragten Unternehmen lässt seine Roboter körperlich schwere oder herausfordernde Aufgaben erledigen, weitere 38 % lagern repetitive Tätigkeiten an die Maschinen aus.

Konkrete Arbeiten sind dabei:

  • 43 % Maschinen zusammenbauen oder beladen
  • 41 % Packaufgaben
  • 39 % Fügearbeiten (Druckfügen, Kleben, Dichten, Rollfalzen)
  • 37 % Schneiden (Fräsen, Sägen, Lasern usw.)

Obwohl sich Roboter in deutschen Unternehmen wachsender Beliebtheit erfreuen, seien ihre Einsatzgebiete klar umrissen, führt Reichelt Elektronik aus. Nur 18 % streben danach, alle Aufgaben in der Produktion zu automatisieren, während 39 % nur eine geringe Anzahl an Aufgaben delegieren möchten. Hinzu komme, dass eine der größten Schwierigkeiten für die Einführung von Robotern ist, dass die fraglichen Aufgaben besser von Menschen ausgeführt werden (46 %). Eine ähnlich große Hürde (44 %) stellen die hohen Anschaffungskosten dar.

ROI-Rechner für mobile und kollaborative Roboter

Antwort auf die Frage, ob sich die Anschaffung eines kollaborativen over mobilen Roboters lohnt, soll der der neue Return-on-Investment (ROI)-Rechner von Omron liefern. Wie das Unternehmen mitteilt, bietet dieses Tool Unternehmen, die den Kauf eines Cobots oder mobilen Roboters in Erwägung ziehen, einen schnellen und einfachen Überblick über die Investitionsrendite auf Grundlage von Ist-Daten. So könnten sie die Zahl der Monate abschätzen, bis eine Investition kostendeckend ist. Inflation und Zinsanpassungen werden dabei den Marktbedingungen entsprechend berücksichtigt, führt Omron aus.

Weil sich viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sich die Anfangsinvestitionen für diese Techniken nicht leisten können, bietet Omron Herstellern, die ihre Flotten von mobilen oder kollaborativen Robotern ausbauen wollen, daher einfache Leasing-Optionen. Diese sollen laut Omron die anfängliche Investitionskosten niedrig halten.

Eduardo de Robbio, Strategic Business Development Manager bei Omron, kommentiert: „Wir haben während der Pandemie festgestellt, dass die High-Mix-Low-Volume-Produktion, zeitgleich aber auch der Fachkräftemangel immens zunimmt. Das hat zu mehr freien Stellen für menschliche Bediener und mehr Arbeit für Roboter geführt. Zusätzlich zu den flexiblen Leasing-Optionen wollen wir unseren Kunden deshalb einen einfach zu nutzenden ROI-Rechner an die Hand geben, der Entscheidungen erleichtert.“

Der ROI-Rechner zeigt zwei typische Optionen auf: die traditionelle Capex-Option mit vollständiger Zahlung zu Beginn und eine Opex-Option mit Leasing. Grafik: Omron

Und so funktioniert der ROI-Rechner, erläutert Omron: Zunächst macht der Anwender Angaben zu aktuellen Aufgaben, Robotertyp und Geräteanzahl. Anschließend erstellt der Rechner einen klaren Überblick über die Amortisationsdauer, den ROI-Prozentsatz sowie den Kapitalwert, der den geschätzten aktuellen Gesamtwert der künftigen Cashflows angibt.

Eine zentrale Frage von Kunden laute stets, wie sie eine neue Investition finanzieren können. Der ROI-Rechner zeige zwei typische Optionen auf: die traditionelle Capex-Option mit vollständiger Zahlung zu Beginn und eine Opex-Option mit Leasing, bei der die Zahlungen über drei bis fünf Jahre aufgeteilt sind.

De Robbio resümiert: „Roboter können wunderbar sich wiederholende Aufgaben übernehmen und einen flexiblen, präzisen und effizienten Betrieb sicherstellen, so dass sich die menschlichen Kollegen auf geschäftskritische und kreative Aufgaben konzentrieren können. Was den grundlegenden Aspekt der Rentabilität betrifft, so wird die menschliche Arbeitskraft für wertschöpfendere Aufgaben eingesetzt. Das wird für Hersteller künftig absolut unerlässlich. Außerdem hilft Automatisierung, den Mangel an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt auszugleichen.“

Umfrage: Am besten gemeinsam

In der Umfrage von Reichelt Elektronik heißt es weiter, dass Flexibilität und Vielseitigkeit die besonderen Vorteile kollaborativer Roboter (Cobots) sind. Sie seien so konzipiert, dass Menschen mit ihnen interagieren und arbeiten. Im Gegensatz zu schweren Industrierobotern, die aus Sicherheitsgründen ihre Arbeit hinter Zäunen und Absperrungen verrichten, seien Cobots für die Zusammenarbeit gedacht. In der Industrie werde dieses Konzept begeistert aufgenommen, so Reichelt Elektronik. Bereits die Hälfte der Industrie-Unternehmen gibt an, mit Cobots zu arbeiten und gut ein Viertel plant die Anschaffung in den nächsten 12 Monaten. Besonders in mittelständischen Betrieben ist ein deutlicher Trend für Investitionen in Cobots ersichtlich.

Laut Angaben der Befragten werden auch die kollaborativen Roboter in ihrer Mehrheit (63 %) in der Produktion und Fertigung eingesetzt. Allerdings werden sie mit 48 % deutlich öfter für die Qualitätsprüfung von Produkten eingesetzt als andere Roboter (30 %). Dies liege vermutlich daran, dass Unternehmen bei der Qualität ihrer Produkte mehr einem Mensch-Maschine-Gespann vertrauen als diese Aufgabe gänzlich zu automatisieren.

Fazit:

Die große Mehrheit der deutschen Unternehmen arbeitet bereits mit Robotern. Allerdings fokussiert sich das Einsatzgebiet bisher vor allem auf die Fertigung und Produktion. Die Erfahrungen der Unternehmen mit bestehenden Robotern sind durchweg positiv. So halten 87 % der Befragten die schlauen Helfer für leicht bedienbar. Auch die Implementierung von neuen Robotern verläuft im Großteil der Unternehmen (77 %) reibungslos.

„Roboter haben in den letzten Jahren enorme Entwicklungsschritte gemacht. Sie sind kleiner, kompakter, schlauer und vielseitiger geworden. Gerade Cobots überzeugen auch kleinere und mittelständische Unternehmen mit ihrer Flexibilität. Damit setzen sie den Siegeszug der Robotik fort und helfen Unternehmen jeder Größe, die Produktivität zu steigern und zuverlässig zu produzieren“, schlussfolgert Tobias Wölk, Produktmanagement Automatisierungstechnik bei reichelt elektronik. „Cobots bieten den Unternehmen ganz besondere Möglichkeiten, gemeinsam mit Menschen die heutigen Herausforderungen in der Produktion zu lösen.“

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Von Reichelt Elektronik/Omron/Udo Schnell