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Aus der Branche 01.02.2023, 10:59 Uhr

Viega bricht auf zu neuen Welten

Nahe dem Hauptsitz im sauerländischen Attendorn hat Viega im Ortsteil Ennest sein neues interaktives Weiterbildungszentrum eröffnet. In der 12.200 Quadratmeter großen „Viega World“ sollen pro Jahr um die 700 Seminare zu mehr als 20 Fachthemen angeboten werden. Unter anderem auch zur Planungsmethode BIM, die bei der Realisierung des Neubaus konsequent genutzt wurde.

Der Schulungsneubau verfügt über neun Seminar- und zwei Konferenzräume. Bis zu 195 Personen können sich hier zeitgleich weiterbilden. Foto: Viega

Der Schulungsneubau verfügt über neun Seminar- und zwei Konferenzräume. Bis zu 195 Personen können sich hier zeitgleich weiterbilden.

Foto: Viega

Das Familienunternehmen setzt mit dem fünfgeschossigen Neubau und einer Investitionssumme im hohen zweistelligen Millionenbereich gezielt auf die vielseitige Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Das Besondere: Mittels der integralen Arbeitsmethodik Building Information Modeling (BIM) wurde das Gebäude vorab ganzheitlich mithilfe eines 3D-Modells, einem sogenannten digitalen Zwilling, konstruiert. Dabei werden kontinuierlich Informationen aus Fachmodellen aller am Bau beteiligten Gewerke, wie Pläne der Technischen Gebäudeausstattung (TGA), der Stahl- und Betonarbeiten oder Elektroinstallationspläne, angereichert und übereinandergelegt. Daran wurde der gesamte Lebenszyklus der „Viega World“ vorausgeplant – vom Bau über den Betriebsprozess bis hin zur Entsorgung.

Offizielle Eröffnung am 27. Januar (v.l.): Christian Pospischil (Bürgermeister Attendorn), Jochen Ritter (MdL NRW), Anna Viegener und Walter Viegener (Vorsitzende des Viega-Gesellschafterausschusses) und Theo Melcher, Landrat des Kreises Olpe.

Foto: Viega

Konsequente BIM-Planung: Vorreiterprojekt in Europa

In Europa wurde bislang kein Bildungsgebäude so konsequent mit BIM über alle Leistungsphasen hinweg geplant. „Für die Planung eines Gebäudes mit der Arbeitsmethodik BIM müssen viele Parteien an einen Tisch kommen: Die technische Gebäudeausrüstung gibt dabei die Struktur vor und liefert ein Framework für Planer, Architekten und Gewerke. Bei der Konzeption der Viega World haben wir daher in vielerlei Hinsicht Neuland betreten“, berichtet Ulrich Zeppenfeldt, Vice President Global Service & Consulting und im Unternehmen verantwortlich für das Kompetenzfeld Digitales Bauen. Im Rahmen des 2018 gestarteten Neubauprojektes arbeiteten die Sauerländer eng mit dem Lehrstuhl für Energieeffizientes Bauen an der RWTH Aachen unter der Leitung von Professor Dr.-Ing. Christoph van Treeck zusammen. Gemeinsam konnten fundamentale Erkenntnisse gesammelt werden, die sich bereits in der Normen- und Richtlinienarbeit rund um BIM wiederfinden und damit in die Erarbeitung neuer Standards für das Bauen mit BIM einfließen.

Das Seminarcenter wurde als virtuelles Modell integral mit der Arbeitsmethodik BIM geplant und während der Realisierung an den BIM-Modellen konsequent nachgeführt. Die Abbildung zeigt exemplarisch die Planung der Technischen Gebäudeausrüstung. Abbildung: Viega

Gefördertes Energiekonzept auf andere Gebäude übertragbar

Durch die Planung am digitalen Modell des Gebäudes können Herausforderungen in der Bauplanung – etwa bei Brandschutz, Nutzungsauslastung und Installationstrassen – sowie während des gesamten Lebenszyklus‘ des Gebäudes frühzeitig erkannt und flexibler angepasst werden. Dies wirkt sich positiv auf die Kostenkalkulation aus und bietet Bauherren, Bauplanern, Betreibern sowie dem Facility Management mehr Sicherheit. Außerdem können so bereits frühzeitig Energieeffizienz und Nachhaltigkeit vorausgeplant werden. Die Entwicklung des Energiekonzepts für die „Viega World“ wurde im Rahmen des Forschungsprojekts „Energie.Digital“ von der Bundesregierung gefördert und wissenschaftlich durch das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg sowie dem Institut Energieeffizientes Bauen der RWTH Aachen (e3D) begleitet. Es ist replizierbar und kann auf andere Gebäude übertragen werden. Der Planungsprozess der „Viega World“ wurde bereits von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit der höchsten Bewertungsstufe „Platin“ ausgezeichnet.

Interaktives Lernen: Das Gebäude als Referenz

In speziellen Laboren lassen sich komplexe Zusammenhänge der Gebäudetechnik simulieren. Im Bild: Das AquaLab veranschaulicht die Funktion von Trinkwassermanagementsystemen.

Foto: Viega

Die Erkenntnisse aus der digitalen Planung des neuen Schulungsgebäudes fließen zukünftig auch in das Seminarangebot ein. Viega schult jährlich bereits über 20.000 Besucherende in insgesamt 23 Seminarzentren weltweit. „Mit der Viega World erreichen wir eine neue Qualitätsstufe in der Wissensvermittlung“, verspricht Walter Viegener, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses von Viega. Das Gebäude selbst wird zum Lernobjekt. Mit Exponaten zum Anfassen und Anschauen wird Wissen erlebbar: Offengelegte Systeme sowie digitale Modelle des Gebäudes und von Gebäudedaten veranschaulichen Prozesse und kleinste Details, die sonst hinter der Wand verborgen sind. „Wir installieren die Lebensadern der Gebäude von morgen“, so Anna Viegener, Vorsitzende des Gesellschafterausschusses, in ihrer Eröffnungsrede. „Das zeigen wir nun eindrücklich in der Viega World, dem Herz der Marke Viega, das in vielerlei Hinsicht als Referenzprojekt das Bauen der Zukunft erlebbar macht. In unserem nachhaltigen Ansatz verbinden wir konsequent Gesundheit, Energieeffizienz und Klimaschutz.“

Von Viega / Marc Daniel Schmelzer