Zum E-Paper
Teilsanierung von Badezimmern 15.03.2021, 09:16 Uhr

„Selbst kleine Bäder können ansprechend umgestaltet werden.“

Statistisch gesehen werden Badezimmer in Deutschland nur alle 20 Jahre modernisiert. Entsprechend nehmen der Wohlfühlfaktor und die Zufriedenheit mit der Dauer der Nutzung immer weiter ab. Der verstärkte demografische Wandel ist eine zusätzliche Herausforderung. Im Interview mit der HLH erläutert Stefan Hirnstein, Schulungsleiter bei der HSK Duschkabinenbau KG, wie man sein Bad zeitgemäß und gleichzeitig zukunftsfähig modernisiert.

Foto: HSK

Foto: HSK

HLH: Wenn man davon ausgeht, dass Badezimmer tatsächlich nur alle 20 Jahre modernisiert werden, kann man sich gut vorstellen, wie modern und zeitgemäß die heutigen Bäder sind. Dabei ist das Bad einer der wichtigsten Räume in den eigenen vier Wänden. Warum schenkt man ihm so wenig Aufmerksamkeit?

Stefan Hirnstein: Der naheliegendste Grund für einen Modernisierungsstau sind die meist hohen Kosten und die Arbeit, die in einer Modernisierung des Bades stecken. So ein Bad kann ja auch nicht jeder selber sanieren. Wenn man sich überlegt, die alten, vielleicht grünen Fliesen von den Wänden zu schlagen und das Bad ganz neu zu fliesen. Oder man stelle sich vor, das WC und die Dusche sollen ausgetauscht werden und die benötigten Teile sind nicht just-in-time vor Ort und können installiert werden. Ein, zwei vielleicht drei Tage ohne WC und Dusche ist für niemanden ein wünschenswertes Szenario. Der bloße Wunsch nach einem modernen Bad ist trotzdem bei vielen sehr ausgeprägt.

Als Schulungsleiter weiß Stefan Hirnstein genau, was bei einer barrierefreien Modernisierung zu beachten ist.

Foto: HSK

HLH: Welche Lösungen kommen denn in Frage, um die Angst vor solch einem Szenario zu nehmen und eine Modernisierung schnell und vielleicht auch kostengünstig anzugehen?

Hirnstein: Individualität und ein ansprechendes, großzügiges und offenes Design mit hoher Funktionalität sind wichtiger denn je. Sollen beispielsweise die alten Fliesen an den Wänden weichen, ist ein zeit- und schmutzintensives Abschlagen der Fliesen dafür heute gar nicht mehr nötig. Es gibt Wandverkleidungssysteme die einfach und schnell von einem einzelnen Installateur angebracht werden können.

HLH: Nun ist nicht jedes Bad automatisch prädestiniert für eine Teilsanierung, gerade auch unter dem Aspekt der Barrierefreiheit. Viele Bäder sind klein und verwinkelt. Das sind Anforderungen, die erst einmal bewältigt werden müssen.

Hirnstein: Diese Anforderungen zu realisieren kann für den Fachhandwerker durchaus eine Herausforderung bedeuten. Besonders wenn es sich nicht um einen Neubau, sondern um eine Renovierung handelt, sind die Voraussetzungen schwierig. Es gibt aber Produkte, die genau auf diese Problematik ausgerichtet sind und dem SHK-Profi die Möglichkeit bieten, auch kleine Bäder nach den Wünschen des Kunden barrierefrei zu gestalten.

HLH: Wie sieht eine solche Modernisierung genau aus?

Hirnstein: Hilfreich in diesen Fällen sind sogenannte Teilsanierungssysteme. Sie eröffnen völlig neue Möglichkeiten in der Badgestaltung. Besonders häufig soll beispielsweise der Duschplatz erneuert und in Richtung Barrierefreiheit optimiert werden. Hierzu muss im ersten Schritt die alte Badewanne oder hohe Duschwanne entfernt werden. Im nächsten Schritt wird die Aufputz-Armatur an der gewünschten Stelle installiert. Nachdem die neue Duschwanne gesetzt wurde, können Fachhandwerker die Trägerplatten problemlos mit herkömmlichen Werkzeugen direkt vor Ort bearbeiten. Abstimmungen mit anderen Gewerken wie Fliesenlegern entfallen, Kosten und Montagezeiten reduzieren sich entsprechend. Auch eine Beschädigung von im Unterputz verlegten Strom- und Wasserleitungen ist dank der Aufputz-Montage ausgeschlossen.

HLH: Die Trägerplatten sollten anschließend sicherlich auch noch einen modernen Look bekommen. Ist der plane Untergrund für Fliesen geeignet oder gibt es noch weitere Möglichkeiten die Trägerplatten zu verkleiden?

Hirnstein: Nein, ein erneutes Verfliesen ist nicht nötig, da sich die fünf Zentimeter tiefen Trägerplatten hervorragend mit Designplatten verkleiden lassen. Die Designplatten aus Aluminiumverbundmaterial tragen mit ihrer geringen Dicke von nur drei Millimeter kaum auf und erhalten damit das Raumgefühl, was besonders in kleineren Bädern von großer Wichtigkeit ist. Sie können individuell aneinandergereiht und damit genau auf die entsprechenden räumlichen Gegebenheiten angepasst werden. Ist die Wand abgedichtet, werden die Dekorplatten mithilfe eines Montagekits sowie des verarbeitungsfertigen Flächenklebers auf den tragfähigen Untergrund aufgebracht. Dank der großformatigen Platten in den Größen 100 x 210 Zentimeter, 100 x 255 Zentimeter und 150 x 255 Zentimeter entsteht eine fugenlose Oberfläche. Passend dazu sind auch verschiedene Profile erhältlich, die eine zuverlässige Verbindung und einen sauberen Abschluss der Platten möglich machen. Eine perfekte Einheit der Dekorplatten schaffen die jetzt noch schlankeren Aluminiumprofile – ob über Eck oder als Plattenabschluss. Sie schließen flächenbündig mit der Dekorplatte ab und tragen somit nicht mehr auf. Die neue Profilgeneration gibt es übrigens passend zu den unterschiedlichen Wohn- und Einrichtungsstilen in Chromoptik, Alu silber-matt sowie schwarz-matt. Wer sich eine noch minimalistischere Optik wünscht, kann auch gänzlich auf die Profile verzichten und stattdessen die Verbindung auf der Fläche mit dem neuen Plattenstoßprofil realisieren. Diese Weiterentwicklung des Profilsystems erzeugt eine nahezu fugenlose Verbindung zweier Platten Stoß auf Stoß. Das Profil ist nicht sichtbar, denn es verbirgt sich hinter den Dekorplatten. Gerade große Wandflächen können mit diesem System elegant und dezent verbunden werden. Die gesamte Fläche erscheint wie aus einem Guss. Durch den Umbau verfügt das Bad nun über mehr Platz, die Nutzung wird wesentlich erleichtert.

Für die technischen Themen bieten wir extra Schulungen für Fachhandwerker an, die sie im Umgang mit den Produkten vertraut machen. Ziel ist es, ein besseres Verständnis für die Produkte und Materialien zu vermitteln, um schon im Vorfeld Fehler bei der Verarbeitung und Montage zu vermeiden. Daher ist das Expertenwissen so wichtig wie nie, denn nur daraus resultiert eine gute Arbeit und eine hohe Kundenzufriedenheit.

Dekorplatten werten das Design eines alten Bades auf. Die Wandverkleidungen sind abgestimmt auf Duschkabine, Heizkörper, Boden und Keramiken erhältlich.

Foto: HSK

HLH: Wenn ich mich als Nutzer für diese Art der Badmodernisierung entscheide, wie individuell kann ich den Raum dann noch gestalten?

Hirnstein: Zu jedem Einrichtungsstil findet der Nutzer auch das passende Design. Kunden können Wandverkleidungen in verschiedenen Farben, Motiven und Oberflächen wählen. Exklusive Hochglanzdekore bringen Brillanz mit Tiefenwirkung ins Bad, Strukturoberflächen bieten charakteristische Prägungen natürlicher Materialien. Die neuen Seidenmatt-Oberflächen von HSK beispielsweise verfügen über einen Anti-Fingerprint-Effekt und bieten eine hochwertige, matte Optik mit einem seidigen Schimmer. Darüber hinaus ist eine vielfältige Dekorpalette in verschiedenen Designs und Optiken erhältlich, wie zum Beispiel Stein, Holz, Beton, Fliesen und Metall. Individualdrucke sind ebenso möglich.

HLH: Sind die Platten, auch wenn sie fugenlos sind, nicht enorm pflegeintensiv? Gerade wenn man sich für ein Dekor mit Strukturoberfläche entscheidet.

Hirnstein: Die Wandverkleidungen bringen nicht nur einen frischen Look ins Badezimmer, sondern überzeugen auch mit ihren hygienischen Eigenschaften, unabhängig von der Oberfläche. Das wasser- und kratzfeste Material sowie die UV-beständige Oberflächenveredelung verhindern, dass sich Schmutz, Schimmel und Kalk festsetzen können. Zur Reinigung genügen herkömmliche Pflegemittel und ein weiches Tuch.

HLH: Mit dem Teilsanierungssystem kann eine Badewanne entfernt und durch eine ebenerdige Duschwanne ersetzt werden. Welche Duschlösungen bieten sich in diesem Zusammenhang an, wenn auch der Einstieg in die Duschkabine erleichtert werden soll?

Hirnstein: Bei einem Umbau von einer alten Badewanne auf eine neue bodengleiche Dusche, muss auch die Duschtür in die Planung miteinbezogen werden. Schließlich sollte sie sich stets bequem öffnen lassen, einen großzügigen Einstieg in den Duschbereich ermöglichen und Platz sparen, um ausreichende Bewegungsflächen zu gewährleisten. Eine überzeugende Variante ist eine Duschkabine mit Drehfalttür. Dank des Drehlagers mit Pendelfunktion lässt sich die Tür weit öffnen und garantiert einen geräumigen Einstieg in die Duschkabine. Ein integrierter Heb-/Senk-Mechanismus sorgt dafür, dass sich die Tür leichter öffnen und schließen lässt. Wird die Dusche nicht benutzt, lässt sich die Tür einfach an die Wand falten. In Kombination mit einer ebenerdigen Duschwanne ist der Duschbereich nun als zusätzliche Bewegungsfläche nutzbar und macht es einfacher, sich im Badezimmer zu bewegen. Gummipuffer am Griff verhindern ein Anschlagen des Glases auf gegenüberliegende Seitenwände oder Scheiben. In die Griffe sind zudem Gummiringe eingelassen, die ein leichtes Handling selbst mit feuchten Händen ermöglichen. Auch andere Türlösungen garantieren einen großzügigen Einstieg in den neuen Duschbereich und nehmen keinen zusätzlichen Platz im Raum ein. Falls auf eine Badewanne nicht verzichtet werden kann, bieten sich auch 2-in-1-Lösungen an.

Drehfalttüren sorgen für einen maximal großen Einstieg und schaffen im Duschbereich zusätzliche Bewegungsfläche.

Foto: HSK

HLH: Kann eine barrierefreie Badgestaltung mit einer sogenannten Duschwanne ohne Weiteres umgesetzt werden? Eine klassische Badewanne entspricht nicht gerade der Barrierefreiheit.

Hirnstein: Anstelle einer neuen Duschkabine kann auch problemlos die alte Badewanne entfernt und durch eine Duschwanne ersetzt werden. Eine Teilsanierung schließt solch ein Vorhaben nicht aus. Immer öfter entscheiden sich die Badnutzer für ein solches Produkt, da es ein Schaumbad ermöglicht und für etwaige Einschränkungen im Alter trotzdem einen barrierefreien Zugang zur Wanne sichert. Auch in einem Mehrgenerationenhaushalt hat solch eine Doppelfunktion eigentlich nur Vorteile. So verfügt unsere DuschWanne Dobla beispielsweise über eine große und weit nach unten gezogene Öffnung, die mit 450 Millimeter Breite den Einstieg für ältere Menschen ebenso wie für Kinder erleichtert und von einer satinierten Acrylglas-Wannentür verschlossen werden kann. Die mit Magneten versehene Wannentür kann mit nur wenigen Handgriffen eingesetzt oder geöffnet werden. Mit Hilfe der Magnetkraft dichtet sie zuverlässig ab. Ein weiterer Vorteil der Magnete: Am Wannenrand gibt es keine störenden Befestigungsteile – das vermindert Verschleißerscheinungen und erleichtert die Reinigung. Ebenfalls praktisch: Die geöffnete Wannentür ragt nicht in den Raum, sondern findet ihre Parkposition direkt am Wannenrand. Und auch wenn die Wannentür aus Versehen offensteht, verhindert ein Sicherheitsüberlauf, dass Wasser austreten kann. Zwei unterschiedliche Modellausführungen mit einem Zugang entweder auf der linken oder rechten Seite sowie zwei verschiedene Größen (160 x 75 Zentimeter und 170 x 75 Zentimeter) stellen dabei sicher, dass die Duschwanne in wirklich jedes Bad passt. Auch das Platzangebot überzeugt: Die Standfläche für den Duschbereich ist angenehm großzügig gestaltet, gleichzeitig ist die Formgebung aber auch für ein Wannenbad ideal. Möchte man lieber duschen, kann die Duschwanne dank eines zusätzlichen Badewannenaufsatzes kinderleicht als Dusche mit großzügigem Duschbereich genutzt werden.

HLH: Eignet sich die Duschwanne denn auch für eine Nutzung mit Rollstuhl? Hier spielt die DIN 18040–2 zum barrierefreien Bauen eine wichtige Rolle.

Hirnstein: Sicherlich gilt es hier in erster Linie darauf zu achten, welche Sanitärobjekte in welches Bad passen, um die DIN-Norm einzuhalten. Dies abzuwägen ist natürlich von Bad zu Bad unterschiedlich und nicht jede Lösung ist für jedes Bad geeignet. Nach der DIN 18040–2 benötigt eine erwachsene Person eine Bewegungsfläche von 60 Zentimeter, mit einer Gehhilfe sind es bereits 1,20 Meter und wenn sich ein Rollstuhlfahrer um die eigene Achse drehen möchte, benötigt er bereits einen Durchmesser von 1,50 Meter. In diesem Fall ist zudem eine Türbreite von 90 Zentimetern erforderlich. Um als barrierefrei zu gelten, muss der Duschbereich mindestens eine Fläche von 1,20 Meter x 1,20 Meter aufweisen. Hat dieser eine bodengleiche Duschwanne, ist sie auch mit Hilfsmitteln eigenständig zu betreten, wobei insbesondere auf die Trittfestigkeit des Materials zu achten ist. Ist das Badezimmer so groß, dass auch mit Duschwanne die benötigten 1,50 Meter eingehalten werden können, steht dem Umbau dahingehend nichts im Wege. Aber auch eine bodenebene Dusche mit einer großzügigen Türöffnung ist eine gute Lösung für ein barrierefreies Bad unter Einhaltung der DIN 18040–2. Ist eine barrierefreie Teilsanierung geplant, haben Privatpersonen die Möglichkeit bei der Förderbank KfW einen Investitionszuschuss zur Barrierereduzierung zu beantragen und damit bis zu 6.250 Euro zu erhalten.

Von HSK / Marc Daniel Schmelzer