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Rekordjahr 2022 20.01.2023, 09:29 Uhr

Wärmepumpen: Industrie liefert 236.000 Geräte

Der forcierte Abschied von Kohle und Gas führt zu einem Elektrifizierungsboom: Noch nie wurden so viele Wärmepumpen in Verkehr gebracht wie im vergangenen Jahr.

Wärmepumpe mit Speicher in einem Altbau. Foto: BWP

Wärmepumpe mit Speicher in einem Altbau.

Foto: BWP

Eine verstärkte Dekarbonisierung und die Angst vor Engpässen bei der Versorgung mit Gas haben der Wärmepumpe einen deutlichen Wachstumsschub beschert: Mit einem Plus von 53 % gegenüber dem Vorjahr ist sie die prozentual am stärksten wachsende Technologie im deutschen Heizungsmarkt. Das belegen aktuelle Zahlen, die der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) gemeinsam mit dem Bundesverband Wärmepumpe (BWP) vorgelegt hat. „Der Markthochlauf ist in vollem Gange, die Menschen haben offensichtlich verstanden, dass die Wärmepumpe die beste Alternative zum Heizen mit fossilen Energieträgern ist“, so Paul Waning, Vorstandsvorsitzender des BWP.

Wärmepumpenhochlauf: Industrie geht in Vorleistung

Bereits frühzeitig hat auch die Industrie ihre Chance erkannt und die Entwicklungen für den Wachstumsmarkt Wärmepumpe – der viele Jahre keiner war – vorangetrieben. BDH-Präsident Jan Brockmann: „Die deutschen Hersteller investieren massiv in den Ausbau der Produktionskapazitäten für Wärmepumpen. Gemeinsam mit unseren Marktpartnern setzen wir alles daran, den erfolgreichen Markthochlauf der Wärmepumpe weiter voranzutreiben.“ Mit der letztjährigen Marktentwicklung komme man dem beim 2. Wärmepumpengipfel definierten Ziel ab 2024 jährlich 500.000 Wärmepumpen zu installieren, einen großen Schritt näher. Allerdings mahnt BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel: In Erwartung des weiteren Markthochlaufs gehe die Wärmepumpenindustrie derweil massiv in Vorleistung und investiert in den Ausbau bestehender Produktionsanlagen sowie in die Errichtung neuer Werke. Damit investiere sie auch in die Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland, was neue Arbeitsplätze schafft und bestehende Jobs absichert. „Der Ausbau der Wärmepumpenbranche geht mit großen Chancen für den Industriestandort Deutschland einher. Die US-Amerikanische Regierung hat das bereits erkannt und mit dem Inflation Reduction Act massive Subventionen für die dortige Wärmepumpenindustrie angekündigt. Jetzt müssen industriepolitische Instrumente auch von Deutschland und der EU ergriffen werden“, so Sabel.

Luft/Wasser-Wärmepumpe mit größtem Absatz

Von den 236.000 Heizungswärmepumpen waren 205.000 Geräte Luft/Wasser-Wärmepumpen (plus 61 % gegenüber dem Vorjahr), davon rund 104.000 Monoblock-Geräte (plus 68 %) und 65.000 Split-Geräte (plus 49 %). Sole/Wasser-Wärmepumpen legten um 15 % zu, 31.000 erdgekoppelte Anlagen wurden 2022 verkauft. Auch die Anzahl der speziell auf die Erwärmung von Trinkwasser ausgelegten Warmwasser-Wärmepumpen hat sich im vergangenen Jahr stark erhöht: Um über 90 % auf 45.500 Geräte.

BDH: Technologieoffenheit bewahren

Trotz der aktuellen Rekordzahlen im Segment Wärmepumpen mahnt der BDH weiter zur Technologieoffenheit: Der heterogene Gebäudebestand in Deutschland mache es zwingend erforderlich bei der Transformation des Wärmesektors den kompletten „breiten technischen Lösungsraum auf der Basis von erneuerbaren und klimaneutralen Energieträgern“ zu nutzen. Zudem müsse die unterschiedliche individuelle wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Verbraucherinnen und Verbraucher berücksichtigt werden. Nur mit einem umfangreichen Produktportfolio lassen sich die Ziele der Wärmewende für die Haushalte bezahlbar umsetzen und die Akzeptanz für die Klima- und Wärmewende bleibt in der Bevölkerung erhalten, so der BDH. Zu den technischen Lösungen zählt der Verband unter anderem die Hybridisierung von Heizungen. So lassen sich beispielsweise Wärmepumpen mit bereits bestehenden oder neuen Heizsystemen zur Abdeckung der Spitzenlast kombinieren. Insbesondere im Bestand sei dies eine zunehmend wichtige Lösung. Daneben sieht der BDH Technologien wie die Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung, moderne Wärmeverteilsysteme, digitale Komponenten und Effizienzmaßnahmen wie den hydraulischen Abgleich als zielführend an, um eine CO2-Reduktion im Wärmesektor zu beschleunigen.

Von BDH / BWP / Marc Daniel Schmelzer