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Wärmeversorgung 21.03.2024, 14:33 Uhr

Union will Ausbau der Wärme aus Abwasser

Die Energiegewinnung aus Abwasserwärme war Thema im politischen Berlin. In ihrem Antrag mit dem Titel „Ungenutzte Potenziale der Wärme aus Abwasser erschließen“ vom 12. März fordern die Abgeordneten von CDU und CSU die Bundesregierung auf, Abwasserwärme als wesentliche Option für eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu fördern.

Die Nutzung von Abwasserwärme scheitert auch an fehlenden Fördergeldern für die technischen Installationsmaßnahmen. Foto: Genath

Die Nutzung von Abwasserwärme scheitert auch an fehlenden Fördergeldern für die technischen Installationsmaßnahmen.

Foto: Genath

Nach Auffassung der Unionsfraktion wird der Technologie bisher zu wenig Aufmerksamkeit beigemessen. Daher solle in Zusammenarbeit mit Ländern und Kommunen sowie der Energie- und Wasserwirtschaft eine Strategie zur stärkeren Nutzung der Abwasserwärme entwickelt werden. Die aus unmittelbarer Umgebung gewonnene Energie sei sauber, direkt vor Ort nutzbar und CO2-neutral. Für eine sichere, bezahlbare und nachhaltige Wärmeversorgung gelte es, diese noch versteckte Ressource dringend zu erschließen und nutzbar zu machen, fordern die Politiker in ihrem Antrag. Wörtlich heißt es hier: „Das jährliche Abwasseraufkommen in Deutschland beläuft sich auf rund 10 Milliarden Kubikmeter, transportiert in einem Kanalnetz mit einer Gesamtlänge von rund 600 000 km (Quelle: Bundesamt für Statistik). Diese bereits vorhandene Abwasserinfrastruktur bietet ein großes Potenzial für die Energiegewinnung (…). Abwasser hat selbst an kalten Wintertagen noch eine Temperatur von 10 Grad Celsius und ist daher eine effiziente und wirtschaftlich attraktive Quelle für die direkte Versorgung von Gebäuden sowie die Einspeisung in Wärmenetze. In Deutschland gibt es knapp 9 000 öffentliche Kläranlagen. Auch hier ist Abwasserwärme vergleichsweise einfach erschließbar. Je nach Größe der Kläranlagen kann diese auch für kleinere Kommunen eine Option sein, wenn das Kanalnetz zwar zu klein ist, aber es ausreichend Abwassermengen gibt.“

Antrag: Branche braucht Anschub aus der Politik

Das Abwassermanagement sei in Deutschland eine Kernaufgabe der öffentlichen Daseinsfürsorge. Zuständig sind überwiegend Städte und Gemeinden. Die Wasserwirtschaft und die kommunalen Wasserbetriebe seien grundsätzlich offen für die Erschließung der Abwasserwärme, aber es herrsche Attentismus, weil klare Signale aus der Bundesregierung ausbleiben und die Nutzbarmachung der Abwasserwärme als gemeinsame Aufgabe aktiv definiert und angegangen werden müsse. Daher brauche es von politischer Seite einen Anschub, um die Energie- und Wasserwirtschaft zu sensibilisieren und zu mobilisieren.

Konkrete Vorgaben für die nächsten Schritte gefordert

„In der Nationalen Wasserstrategie, die am 15. März 2023 vom Kabinett verabschiedet wurde, wird Abwasserwärme mit keinem einzigen Wort erwähnt. Im GEG und im Wärmeplanungsgesetz wird die Abwasserwärme als erneuerbare Energie identifiziert – ohne es jedoch mit Maßnahmen oder Zielsetzungen zu untermauern. Eine Energiequelle nur zu benennen, reicht nicht aus. Es muss einen Dialog mit Kommunen sowie der Energie- und Wasserwirtschaft darüber geben, wie Abwasserwärme erschlossen und stärker nutzbar gemacht werden kann“, fordern die Unionspolitiker in ihrem Antrag. Unter anderem brauche es dafür eine deutschlandweite Kanalnetz- und Kläranlagen-Potenzialkarte, damit sich der Markt entwickeln kann. Darüber hinaus gebe es kein einziges dezidiertes Förderinstrument für die Erschließung von Abwasserwärme. „Auch deshalb ist der Austausch mit den Kommunen und der Wirtschaft notwendig. Über die Bundesförderung effiziente Wärmenetze ist die Abwasserwärme wie alle anderen Erneuerbaren Energien zwar förderfähig, aber die Erschließung wird komplett außen vorgelassen.“ Die Erschließung und Nutzbarmachung der Abwasserwärme müsse jetzt in Angriff genommen und wie bei der Geothermie eine Gesamtstrategie vorgelegt werden, die ein realistisches Ausbauziel von zehn Terawattstunden Abwasserwärme bis 2030 anstrebt, heißt es in der Vorlage.

Von Dipl.-Ing. Bernd Genath, TGA-Fachjournalist