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CO2-Emissionen und Klimaschutz 11.01.2023, 07:58 Uhr

Gut fürs Klima: Braunalgenschleim

Laut einer Studie kann durch den Schleim von Braunalgen jährlich bis zu 550 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Luft geholt werden.

Braunalgen sehen unschön aus - sind aber für das Klima gar nicht so schlecht wie gedacht. Foto: PantherMedia / StudioPeace

Braunalgen sehen unschön aus - sind aber für das Klima gar nicht so schlecht wie gedacht.

Foto: PantherMedia / StudioPeace

Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie zeigt, dass Braunalgen große Mengen Kohlendioxid (CO2) aus der Luft aufnehmen und in Form eines schwer abbaubaren Schleims wieder an die Umwelt abgeben. Da dieser Schleim kaum einem Meeresbewohner schmeckt, verschwindet der Kohlenstoff für lange Zeit aus der Atmosphäre. Die Forschenden schätzen, dass Braunalgen so jedes Jahr bis zu 550 Millionen Tonnen CO2 aus der Luft holen können.

Braunalgen können mehr CO2 aufnehmen als Wälder

Viele Algen nehmen Kohlendioxid aus der Luft auf und nutzen den darin enthaltenen Kohlenstoff für ihr Wachstum. Bis zu einem Drittel des aufgenommenen Kohlenstoffs geben sie wieder ins Meerwasser ab, beispielsweise in Form zuckerhaltiger Ausscheidungen. Je nachdem, wie diese aufgebaut sind, werden sie entweder schnell von anderen Organismen genutzt oder sinken auf den Meeresgrund. Die Braunalgen sind wahre Superpflanzen wenn es darum geht, Kohlendioxid aus der Luft aufzunehmen. Sie übertreffen darin sogar die Wälder an Land und spielen deswegen eine entscheidende Rolle für die Atmosphäre und unser Klima.

Neue Methode kann Schleimstoff der Braunalge analysieren

Die Ausscheidungen der Braunalgen sind sehr komplex und daher kompliziert zu messen. Dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie ist es gelungen, eine Methode zu entwickeln, um sie detailliert zu analysieren. Die Forschenden nahmen verschiedener Substanzen unter die Lupe – auch den Schleimstoff der untersuchten Braunalgenart „Blasentang“, das sogenannte Fucoidan. Es macht etwa die Hälfte der Ausscheidungen aus. Zudem ist Fucoidan so komplex, dass es nur schwer für andere Organismen nutzbar ist. So kommt es, dass der Kohlenstoff im Fucoidan nicht so schnell wieder in die Atmosphäre gelangt.

Braunalgen binden fast den gesamten CO2-Ausstoß Deutschlands

Braunalgen sind außergewöhnlich produktiv. Es wird geschätzt, dass sie etwa eine Milliarde Tonnen (eine Gigatonne) Kohlenstoff pro Jahr aus der Luft aufnehmen. Rechnet man nun mit den Ergebnissen der neuen Studie, können Braunalgen jedes Jahr langfristig bis zu 0,15 Gigatonnen Kohlenstoff binden, was 0,55 Gigatonnen Kohlendioxid entspricht. Zum Vergleich: Die jährlichen Treibhausgas-Emissionen von Deutschland beliefen sich 2020 laut Umweltbundesamt auf etwa 0,75 Gigatonnen Kohlendioxid.

Von www.mpi-bremen.de