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Serie: Das MGU stellt sich vor 12.05.2022, 14:30 Uhr

Das Qualitätsmanagementsystem des MGU

Seit 1972 werden im Messsystem Gefährdungsermittlung der Unfallversicherungsträger (MGU) Gefährdungen am Arbeitsplatz ermittelt, dokumentiert und ausgewertet. Im zweiten Teil der MGU-Serie wird das Qualitätsmanagement des MGU vorgestellt.

Qualitätssicherung hat im MGU eine wichtige Bedeutung. Foto: PantherMedia / filmfoto

Qualitätssicherung hat im MGU eine wichtige Bedeutung.

Foto: PantherMedia / filmfoto

Qualitätssicherung hat von Anfang an einen hohen Stellenwert im MGU und ist bis heute ein wichtiger Bestandteil der täglichen Arbeit aller Bereiche und Funktionsträger. Durch diesen Arbeitsauftrag und mit dem Wachstum des MGU stieg der Bedarf nach einheitlichen Anforderungen und Festlegung von Verantwortlichkeiten, um die Arbeitsabläufe effizient und mit höchstmöglicher Qualität auszuführen.

Einführung und Weiterentwicklung des Qualitätsmanagementsystems

Zu diesem Zweck wurde 1991 von allen beteiligten Institutionen die MGU-Verfahrensordnung durch die Geschäftsführungen in Kraft gesetzt. Daran anknüpfend wurde Mitte der 1990er-Jahre beschlossen, ein Qualitätsmanagementsystem (QM-System) auf Basis der DIN EN ISO 9001:1994 „Qualitätsmanagementsysteme – Modell zur Qualitätssicherung/QM-Darlegung in Design/Entwicklung, Produktion, Montage und Wartung“ zu etablieren, das die Festlegungen der MGU-Verfahrensordnung präzisierte. Mit der Revision der DIN EN ISO 9001:2000 „Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen“ wurde das QM-System erstmals grundlegend überarbeitet und der prozessorientierte Ansatz eingeführt.

Zwischenzeitlich wurden weitere Bereiche und Unfallversicherungsträger (UVT) in das MGU integriert. Nachdem zu Beginn ausschließlich Gefahrstoffe gemessen wurden, kamen mit der Zeit Biostoff-, Lärm- und Klimamessungen hinzu. Zusätzlich kam es z. B. durch die Herabsetzung von Beurteilungsmaßstäben im Bereich der Gefahrstoffe zu immer höheren Qualitätsanforderungen in den Laboratorien, sodass 2017 der Beschluss gefasst wurde, das QM-System weiter auszubauen. Mit Hilfe der DIN EN ISO/IEC 17025 „Allgemeine Anforderungen an die Kompetenz von Prüf- und Kalibrierlaboratorien“ konnte das MGU seine Qualitätsstandards erhöhen und seiner intrinsischen und der extrinsischen Motivation nach Verbesserung gerecht werden. Heute verfügt das MGU über ein QM-System, das nicht nur die Umsetzung der Normanforderungen, sondern auch einen immens großen Wissensschatz aus 50 Jahren Gefährdungsermittlung beinhaltet (Bild).

Bild Entwicklung des QM-Systems des MGU. Grafik: DGUV

Gelebtes Qualitätsmanagement im MGU

In den MGU-angehörigen Institutionen muss das QM-System durch die jeweiligen Geschäftsführungen in Kraft gesetzt werden. Dazu gehört das zentral vom M-Zirkel des MGU gepflegte QM-Handbuch, das die Prozessbeschreibungen mit den einheitlichen Anforderungen enthält. Im MGU werden Prozesse in Führungs-, Kern- und unterstützende Prozesse untergliedert. Die Führungsprozesse dienen der Steuerung des MGU und beinhalten z. B. Prozesse zur Einarbeitung und Fortbildung von Mitarbeitenden und Prozesse zur kontinuierlichen Verbesserung. Im Laufe der Zeit haben sich viele Instrumente zur kontinuierlichen Verbesserung etabliert, sodass sich das MGU fortlaufend weiterentwickeln kann. Dazu gehören unter anderem:

  • interne Audits,
  • jährliche Managementbewertungen,
  • jährlicher QM-Bericht auf Basis einer einheitlichen Kennzahlenabfrage aller beteiligten Institutionen,
  • Seminare, Workshops, Erfahrungsaustausche, Arbeitskreise und Fachgespräche,
  • MGU-Infos.

Im Rahmen der Kernprozesse sind alle Anforderungen festgelegt, welche die Ermittlung von Messergebnissen betreffen. Die einheitlich umgesetzten Anforderungen und das Vorgehen nach standardisierten Verfahren im Bezug auf die Messanforderung, Messvorbereitung und -durchführung, Datenerhebung, Analytik und Messberichtserstellung ermöglichen den MGU-weiten Vergleich von Ergebnissen. Dazu werden die ermittelten Daten nicht nur in Messberichten an die Betriebe herausgegeben, sondern auch in den Expositionsdatenbanken gesammelt und UVT-übergreifend ausgewertet. Die unterstützenden Prozesse beinhalten die Anforderungen an die Dokumentenverwaltung, den Umgang mit den Expositionsdatenbanken „Messdaten zur Exposition gegenüber Gefahrstoffen am Arbeitsplatz“ (MEGA) und „Messdaten zur Exposition gegenüber Lärm am Arbeitsplatz“ (MELA), die Entwicklung neuer Probenahmesysteme und Messverfahren, die Planung und Durchführung von Messprogrammen, die Überwachung von Prüf- und Messeinrichtungen sowie die Fehlerbehandlung und Abwicklung von Beschwerden.

Unterstützung durch Q.wiki

Um die Umsetzung der hohen Anforderungen an die Dokumentation zu unterstützen und zu vereinfachen, wird seit 2016 das softwaregestützte Dokumentenmanagementsystem Q.wiki eingesetzt. Mithilfe von Q.wiki ist es möglich, das bisher analog geführte QM-Handbuch inkl. aller Arbeitsanweisungen, Formulare und weiterführenden Dokumente in digitaler Form bereitzustellen. Dies verbessert die Transparenz und gewährleistet eine schnellere Bereitstellung der Dokumente durch den integrierten Freigabe-Workflow. Ein weiterer wesentlicher Vorteil von Q.wiki ist die Möglichkeit, dass alle Mitarbeitenden im MGU ihr Wissen interaktiv einbringen, Änderungen initiieren und so die Dokumentation stetig weiterentwickeln können. Aufgrund der ständig wachsenden Anzahl an Anforderungen und Expertisen pflegt und erweitert das MGU sein QM-System seit vielen Jahren und dabei ist eines sicher: Es gibt immer etwas zu verbessern.

Ann-Kathrin Mühlberg,
Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA), Sankt Augustin.