Corona-Variante Nimbus: Wie gefährlich ist sie für uns?
Corona-Variante Nimbus breitet sich aus. Wie gefährlich ist sie? Alle Infos zu Symptomen, Impfstoff-Wirkung und digitaler Überwachung.

Nimbus gehört zur Omikron-Familie und breitet sich derzeit weltweit aus. Obwohl die Variante noch nicht zu einer neuen Krankheitswelle geführt hat, warnen Fachleute vor einer möglichen Dynamik – gerade im Sommer.
Foto: PantherMedia / vampy1
Die Corona-Pandemie ist aus dem Fokus vieler Menschen verschwunden – doch das Virus verändert sich weiter. Aktuell steht eine neue Variante im Zentrum der Aufmerksamkeit von Wissenschaft und Gesundheitsbehörden: NB.1.8.1, genannt „Nimbus“. Sie gilt laut WHO als „Variante unter Beobachtung“, also nicht als besorgniserregend, aber wachstumsfähig. Besonders die Eigenschaften von Nimbus rufen Virologinnen und Virologen weltweit auf den Plan.
Erstmals wurde die Variante im Januar 2025 identifiziert. Seither breitet sie sich in mehreren Weltregionen aus. Besonders betroffen sind derzeit die USA, China, Taiwan – und zunehmend auch europäische Länder. In Deutschland wurde NB.1.8.1 Ende März 2025 erstmals nachgewiesen.
Inhaltsverzeichnis
Wie funktioniert die digitale Überwachung?
Die Verfolgung neuer Virusvarianten wie Nimbus erfolgt längst nicht mehr nur über gemeldete Corona-Fälle. Digitale Messverfahren, wie das sogenannte Abwasser-Monitoring, liefern frühzeitige Hinweise. Dabei werden Virusfragmente im kommunalen Abwasser nachgewiesen und genetisch analysiert. Dieses Verfahren ist besonders nützlich in Zeiten sinkender Testzahlen, da es unabhängig vom Verhalten einzelner Personen einen Überblick über die Viruslast in einer Region ermöglicht.
Auch in Deutschland wurde NB.1.8.1 über diese Methode aufgespürt. Erste Signale zeigten sich Ende März, wenig später wurde die Variante in immer mehr Bundesländern nachgewiesen. Der Anteil dieser Linie stieg innerhalb weniger Wochen von 2,5 % auf rund 17 % an.
Warum ist Nimbus so ansteckend?
Die Variante weist mehrere Mutationen im sogenannten Spike-Protein auf. Dieses Protein nutzt das Virus, um an menschliche Zellen zu binden. Je besser diese Bindung gelingt, desto leichter kann das Virus in die Zelle eindringen und sich vermehren. Bei Nimbus scheint dieser Prozess besonders effizient zu funktionieren.
Zusätzlich erschwert die Variante dem Immunsystem die Arbeit: Antikörper erkennen das Virus schlechter, was zu sogenannten Durchbruchsinfektionen führen kann – selbst bei geimpften oder bereits infizierten Personen. Diese Immunflucht macht eine weitere Ausbreitung wahrscheinlicher, besonders in der Reisesaison.
Symptome: Nicht neu, aber leicht zu übersehen
Die durch NB.1.8.1 verursachten Symptome gleichen weitgehend denen früherer Omikron-Subtypen. Typisch sind Halsschmerzen, Husten, Müdigkeit, Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Schwere Verläufe scheinen bislang nicht häufiger aufzutreten. Das bestätigen sowohl Labordaten als auch die WHO: Trotz steigender Fallzahlen gibt es keine Hinweise auf eine erhöhte Hospitalisierungsrate.
Wie steht es um den Impfschutz?
Die Impfstoffe, die derzeit in der EU zugelassen sind, schützen nach wie vor vor schweren Krankheitsverläufen. Erste Daten aus Tierversuchen deuten jedoch darauf hin, dass die neutralisierende Wirkung der Antikörper gegenüber NB.1.8.1 leicht vermindert ist. Dennoch bleibt ein gewisser Schutz bestehen, vor allem durch die T-Zell-Antwort, also jene Abwehrreaktion, die tiefer im Immunsystem wirkt.
Die Europäische Arzneimittel-Agentur prüft bereits, ob eine Anpassung der Impfstoffzusammensetzung für künftige Kampagnen sinnvoll sein könnte.
Was bedeutet das für Sommerurlaub und Alltag?
Mit Blick auf Urlaubsreisen raten Fachleute zu Achtsamkeit. Besonders beliebte Ziele wie Österreich und Italien melden ebenfalls einen Anstieg der Nimbus-Fälle. Zwar sind keine Reiseeinschränkungen geplant, doch gelten klassische Schutzmaßnahmen weiterhin als sinnvoll. Dazu gehören Händewaschen, das Meiden überfüllter Innenräume und gegebenenfalls das Tragen einer Maske.
Eine Sommerwelle ist nicht ausgeschlossen. Der britische Virologe Lawrence Young sagt: „Wir werden in den nächsten Monaten sehr wahrscheinlich einen Anstieg der Infektionen erleben.“ Ähnlich sieht es Christina Pagel vom University College London: „Es ist möglich, dass wir eine große Welle erleben, sobald NB.1.8.1 dominant wird.“ Der kritische Punkt könnte im Spätsommer liegen – dann, wenn viele Menschen aus dem Urlaub zurückkehren.
Digitale Rekonstruktion von Virusverbreitung
Ein spannender Aspekt in der Analyse neuer Varianten ist die Nutzung digitaler Modelle. Forschende rekonstruieren auf Basis von genetischen Sequenzen, Mobilitätsdaten und Abwassermonitoring die Ausbreitungswege. Dabei entsteht eine Art virtuelle Karte, die zeigt, wie und wohin sich das Virus bewegt. Diese Technik hilft nicht nur beim Nachverfolgen, sondern auch beim frühzeitigen Erkennen potenzieller Hotspots – noch bevor dort Symptome auftreten oder Testzahlen steigen.
Solche digitalen Rekonstruktionen liefern eine wichtige Grundlage für politische Entscheidungen. Sie zeigen beispielsweise, ob eine regionale Welle isoliert bleibt oder sich national ausweitet. (mit dpa)
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